WoW 01 - Aufstieg der Horde
blauen Flüssigkeit tropfte in seinen Mundwinkel. Orgrim leckte mit der Zunge, schmeckte die Flüssigkeit und fand sie süß.
Der Blutfalke setzte sich auf den Arm seines Herrn, seine Krallen griffen tief in das schützende Leder. Ner'zhul ging weiter, während der Falkenmeister die Botschaft entrollte und sie ihm gab. Schnell überflog er das kleine Pergament.
So einfach. Es war so einfach gewesen. Nicht ein einziger Verlust, obwohl einige natürlich verletzt waren. Ihr erster Überfall, und die Orcs waren siegreich auf ganzer Linie gewesen. Schwarzfaust schrieb verächtlich davon, wie schnell sie die Gruppe niedergemacht und ihnen die Schädel zerschmettert hatten. Es geschah alles so, wie Rulkan es ihm versprochen hatte. Ganz sicher würde das Wesen, mit dem Rulkan Kontakt hatte, auch ihm erscheinen. Die Orcs, geführt von Ner'zhul, hatten mit diesem großen Sieg bewiesen, dass sie etwas wert waren.
Er las die Nachricht noch einmal. Schwarzfaust und die Schwarzfels-Orcs waren tatsächlich die richtige Wahl gewesen, um sie gegen die Draenei zu schicken. Sie waren machtvoll und gewalttätig, aber anders als der Kriegshymnen oder einer der anderen Clans, standen sie vollständig unter der Kontrolle ihres Häuptlings.
In dieser Nacht hatte er für sie ein Siegesfest vorbereitet, und sie aßen, tranken, lachten und sangen, bis Ner'zhul ins Bett taumelte und in einen tiefen Schlaf fiel.
Und das Wesen kam.
Es war herrlich, leuchtend, so hell, dass Ner'zhul geblendet war. Er fiel auf die Knie, bebte vor Freude, und Ehrfurcht durchfuhr ihn.
»Du bist gekommen«, flüsterte er. Tränen quollen aus seinen Augen und liefen ihm übers Gesicht. »Ich wusste, wenn ich dir diene, würdest du erscheinen.«
»Das hast du tatsächlich, Ner'zhul, Schamane, Seelenwahrer der Orcs.« Die Stimme durchdrang seine Knochen, und Ner'zhul schloss seine Augen, denn ihm schwindelte. »Ich habe gesehen, wie meisterlich du dein Volk geführt hast, wie du die Clans vereint hast, mit einem gemeinsamen Ziel, einem herrlichen Ziel.«
»Einem, das durch dich aufgezeigt wurde, Großes Wesen«, entgegnete Ner'zhul. Er dachte an Rulkan und fragte sich kurz, warum sie ihm nicht länger erschien. Dann schob er den Gedanken an sie beiseite. Dieses große Wesen stand viel höher als selbst der Schatten seiner geliebten Frau. Ner'zhul sehnte sich nach mehr Worten von dem Großartigen.
»Du kamst zu uns und hast uns die Wahrheit enthüllt«, fuhr Ner'zhul fort. »Wir haben getan, was nötig war.«
»Das habt ihr in der Tat, und ich bin sehr zufrieden mit dir. Ruhm und Ehre und süßer Sieg werden weiterhin dein sein, wenn du tust, was ich sage.«
»Natürlich werde ich das, Großes Wesen. Aber dieser unwürdige Bittsteller fragt nach einem Gefallen.«
Ner'zhul riskierte einen Blick auf das Wesen. Es war riesig, strahlend und rot, mit einem kraftvollen Körper und Beinen, die in Hufen endeten und nach hinten gebogen waren wie bei einem Talbuk...... oder wie bei einem Draenei!
Ner'zhul blinzelte. Es war still, nachdem er seinen Wunsch geäußert hatte, und er meinte, ein plötzliches Frösteln zu spüren. Dann sprach die Stimme wieder in seinem Geist und in seinen Ohren, und sie war immer noch weich und süß wie Honig.
»Frag, und ich entscheide, ob du würdig bist.«
Plötzlich fühlte sich Ner'zhuls Mund trocken an, und die Worte wollten sich nicht formen. Mit Anstrengung sagte er: »Großes Wesen hast du einen Namen, bei dem ich dich rufen kann?«
Ein Lachen rumpelte durch Ner'zhuls Blut. »Ein simpler Wunsch, leicht gewährt. Ja, ich habe einen Namen. Nenne mich Kil'jaeden!«
Neun
Es ist leicht zu verstehen, warum so viele meiner Zeitgenossen es vorziehen, diese Geschichte ruhen zu lassen. Lasst sie langsam und still in Vergessenheit geraten, durch die Strudel der Zeit rauschen, bis die Oberfläche wieder glatt ist und niemand sich mehr an die Schmach in der Tiefe erinnert. Auch ich fühle diese Schmach, obwohl ich noch gar nicht lebte, als es passierte. Ich sehe sie in Drek'Thars Gesicht, wenn er Teile dieser Geschichte mit brechender Stimme erzählt. Ich sah ihre Last auf Orgrim Schicksalshammer lasten. Grom Hellschrei, Freund und Verräter und dann wieder Freund, hat diese Geschichte völlig erschüttert.
Aber die Geschichte zu leugnen würde bedeuten, dass wir uns selbst zu Opfern machen, statt zuzugeben, dass wir mitschuldig waren an unserem eigenen Untergang. Wir haben so entschieden, wir haben diesen Weg
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