WoW 01 - Aufstieg der Horde
Schuld.«
»Das wäre sehr angenehm für dich«, entgegnete Velen und kam auf die Füße. »Aber irgendwie glaube ich nicht, dass es das ist, was du willst.«
Durotan antwortete nicht. Er verließ das Zelt und sagte zu den wartenden Wachen: »Velen und seine vier Begleiter werden sicher bis zu den Grenzen unseres Landes eskortiert. Dann werden sie frei gelassen, um in ihre Stadt zurückzukehren. Es darf ihnen nichts geschehen, ist das klar?«
Einer der Wachposten wollte protestieren. Aber ein anderer, weiserer Krieger brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Völlig klar, mein Häuptling.«
Als sie gingen, um die anderen Draenei zu holen, trat Drek'Thar auf Durotan zu. »Durotan! Was machst du denn da? Ner'zhul erwartet die Gefangenen!«
»Ner'zhul kann seine Gefangenen selber machen«, schnarrte Durotan. »Ich habe das Kommando, und das ist meine Entscheidung. Stellst du sie in Frage?«
Drek'Thar sah sich um und entfernte sich mit Durotan, bis sie außer Hörweite waren. »Ja, das tue ich«, zischte er. »Du hast doch gehört, was er gesagt hat. Er behauptet, dass die Ahnen wie... wie Motten sind, die von ihrem Gott angezogen werden. Diese Arroganz!
Ner'zhul hat recht, sie müssen vernichtet werden. Man hat es uns so gesagt.«
»Wenn es so ist, dann wird es so sein«, sagte Durotan. »Aber nicht heute Nacht, Drek'Thar. Nicht heute Nacht.«
Als er und seine Gefährten langsam über das taufeuchte Gras der Wiese in Richtung der nächsten Stadt gingen, hinter ihnen die aufragende Silhouette der Wälder von Terokkar, war Velens Herz schwer.
Zwei der Ata'mal-Kristalle befanden sich in den Händen der Orcs. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Durotan recht behielt und ihre Schamanen schnell ihre Geheimnisse entdecken würden. Aber einer war ihnen entgangen.
Er war ihnen entgangen, weil er nicht gefunden werden wollte. Als sie durchsucht wurden, hatte sich der violette Kristall derart verändert, dass er vor den suchenden Blicken der Orcs verborgen blieb. Velen hielt ihn nah an seinem Herzen und fühlte die Wärme in sein altes Fleisch sickern.
Er hatte gespielt und verloren. Nicht vollständig, dass er und die seinen noch am Leben waren, war der Beweis dafür. Doch er hatte gehofft, die Orcs würden zuhören. Dass sie ihn zumindest in das Herz ihres heiligen Berges begleiten würden. Dann hätten sie etwas zu sehen bekommen, etwas, das ihrem Glauben nicht entgegensprach, sondern ihn eigentlich erst geschaffen hatte.
Die Aussichten waren düster. Als er in das Lager gebracht worden war, hatte er gesehen, was dort vor sich ging. Bereits Kinder trainierten so hart, bis sie vor Erschöpfung umfielen. Die Schmieden arbeiteten sogar nachts. Obwohl er sich in Freiheit befand, wusste Velen, dass nichts, was er an diesem Tag getan hatte, die Ereignisse aufhalten würde. Die Orcs, selbst die Gemäßigteren, bereiteten sich nicht nur auf die Möglichkeit eines Krieges vor – sie waren davon überzeugt, dass er kommen würde. Wenn die Sonne dieser Welt ihr gelbes Haupt wieder zeigte, würde sie auf das Unausweichliche hinabsehen.
Der Kristall, den er so nah an sein Herz hielt, pulsierte. Er spürte seine Gedanken. Velen wandte sich seinen Begleitern zu und sah sie sorgenvoll an.
»Die Orcs werden sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen«, sagte er. »Wenn wir selbst überleben wollen, müssen auch wir den Weg des Krieges gehen.«
Weit in der Ferne, tief unter den Wassern des heiligen Beckens, stieß ein gebrochenes, sterbendes Wesen namens K'ure einen tiefen gequälten Schrei aus.
Velen erkannte die Stimme und neigte das Haupt.
Die Frostwolf-Orcs schnappten bei dem Geräusch nach Luft und schauten zum Oshu'gun mit seiner perfekten dreieckigen Form.
»Die Ahnen zürnen uns!«, rief ein junger Schamane. »Sie sind wütend, weil wir Velen gehen ließen!«
Durotan schüttelte den Kopf. Er hätte den Neuling zurechtweisen müssen. Und er würde es auch tun, wenn der noch einmal so etwas verlauten ließ. Aber jetzt war sein Herz voller Trauer. Es war kein Schrei der Wut, der vom heiligen Berg gekommen war. Er war das berstende Geräusch des absoluten Kummers. Er schüttelte sich innerlich und fragte sich, warum seine Ahnen so sehr und so tief trauerten.
Elf
Ner'zhul... Gul'dan. Zwei der finstersten Namen, die jemals die Geschichte meines Volkes beschmutzten. Allerdings erzählte mir Drek'Thar, dass Ner'zhul einst hoch geschätzt war und geliebt wurde. Nach seinen Worten war er
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