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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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vergib mir, dass ich das Wort für dich ergriff. Ich sah, dass du überwältigt warst und nicht sprechen konntest, und ich fürchtete, dass der Frostwolf-Junge deine Wut als Zögern missverstehen könnte.«
    Ner'zhul schaute ihn misstrauisch an, aber seine Worte klangen aufrichtig, und Gul'dans Gesicht wirkte ehrlich. Und dennoch...
    Es gab eine Zeit, da hätte Ner'zhul seinem Schüler seine Zweifel anvertraut. Seit Jahren bildete er ihn aus. Aber in diesem Moment, von Unsicherheiten zerrissen, wollte Ner'zhul nicht, dass Gul'dan irgendeine Schwäche an ihm bemerkte.
    »Ich war tatsächlich von Wut überwältigt«, log er deshalb. »Ehre ist nichts wert, wenn sie sich gegen unser Volk stellt.« Er bemerkte, dass er das Bündel tätschelte, das Durotan ihm gegeben hatte.
    Gul'dan starrte es begierig an. »Was hat Durotan dir gegeben, um deine Wut aufzuwiegeln?«
    Ner'zhul sah ihn überheblich an. »Ich werde es zuerst untersuchen und dann mit Kil'jaeden darüber sprechen, Schüler«, sagte er kühl. Er wartete auf eine Reaktion und hatte zugleich Angst vor ihr.
    Für einen sehr kurzen Moment war Ärger in Gul'dans Gesicht zu erkennen. Dann verbeugte sich der jüngere Orc und sagte zerknirscht: »Selbstverständlich, mein Herr. Es war anmaßend von mir zu erwarten... Ich bin nur neugierig, ob der Frostwolf-Häuptling irgendetwas von Wert überbracht hat.«
    Ner'zhul entspannte sich ein wenig. Gul'dan hatte ihm viele Jahre lang gut gedient und war in dieser Zeit immer loyal gewesen. Wenn die Zeit kam, würde er Ner'zhuls Nachfolger sein. Offenbar sah er – Ner'zhul – Gespenster.
    »Natürlich«, sagte er deshalb freundlicher. »Ich werde es dir berichten, wenn ich etwas herausfinde. Immerhin bist du mein Schüler.«
    Gul'dan strahlte. »Ich diene dir in allen Dingen, mein Herr.« Er verneigte sich erneut und ließ Ner'zhul dann allein.
    Der Schamane saß auf den Fellen, die ihm als Schlafstatt dienten, betrachtete das Bündel in seiner Hand und dankte seinen Ahnen, dass Durotan, obwohl er versagt hatte, dennoch etwas von Wert erbeutet hatte.
    Er atmete tief durch, schlug das Bündel auseinander und sog dann scharf die Luft ein. In weiches Fell gehüllt waren zwei glühende Edelsteine. Behutsam berührte Ner'zhul den roten und schnappte erneut nach Luft.
    Energie, Erregung und ein Gefühl der Macht durchflossen ihn. Auf einmal wollte er eine Waffe ergreifen, wollte ein Schwert oder eine Axt führen, obwohl er das als Schamane schon lange nicht mehr nötig hatte. Doch dieser Kristall erfüllte ihn mit bloßer Kampfeslaune. Was für ein Geschenk für die Orcs. Er musste erfahren, wie er diesen Kampfeswillen, der im Innern des Steins wohnte, für seine Zwecke nutzen konnte.
    Es bedurfte einer großen Willensanstrengung, den roten Kristall wieder loszulassen. Er atmete tief, beruhigte sich selbst, bis sich sein Geist klärte.
    Ner'zhul umfasste den gelben Kristall. Dieses Mal war er vorbereitet, denn wieder fühlte er die Wärme und ein Gefühl der Macht. Aber diesmal war da keine Erregung, kein Drang. Als er den gelben Kristall hielt, klärte sich sein Geist, und er erkannte, dass er bislang die Dinge nur durch einen Nebel gesehen hatte. Er wäre nicht in der Lage gewesen, es mit Worten zu beschreiben, aber auf einmal sah er mit einer Reinheit, einer Klarheit, einer Präzision, so eindringlich, so klar, dass Ner'zhul diese Offenbarung beinahe als Qual empfand.
    Er warf den Kristall zurück in den Beutel. Die strahlende Klarheit verschwand wieder.
    Ner'zhul lächelte. Wenn er Kil'jaeden schon nicht Velen persönlich übergeben konnte, so doch wenigstens diese wertvollen Dinge.
     
     
    Kil'jaeden war außer sich.
    Ner'zhul zitterte, warf sich vor ihm zu Boden und murmelte: »Vergib mir...« Er schloss die Augen, erwartete, dass jeden Moment Schmerzen durch seinen Körper rasen würden, wie er sie noch nie verspürt hatte.
    Doch plötzlich hörte Kil'jaeden auf zu wüten.
    Ner'zhul wagte einen vorsichtigen Blick auf seinen Wohltäter. Kil'jaeden sah wieder ruhig aus und badete in dem strahlenden Licht.
    »Ich bin... enttäuscht«, sagte das schöne Wesen. Es verlagerte das Gewicht von einem Huf auf den anderen. »Aber ich weiß zwei Dinge. Der Anführer des Frostwolf-Clans ist für dieses Versagen verantwortlich. Und: Du wirst ihn niemals wieder mit einer wichtigen Aufgabe betrauen.«
    Ner'zhul war so erleichtert, dass er fast ohnmächtig wurde. »Natürlich nicht, mein Herr. Niemals wieder. Und... wir haben diese

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