WoW 01 - Aufstieg der Horde
wurden die Draenei nicht verletzt. Dann sagte Durotan zu Drek'Thar: »Lösch das Feuer!«
Sofort verschwanden die Flammen, die beinahe Durotans Augenbrauen verbrannt hätten. Dann stand er Velen direkt gegenüber. Eine Woge von Gefühlen, die er nicht genau benennen konnte, überkam ihn, als er erkannte, dass der Draenei immer noch so ruhig war wie zuvor.
»Velen, du und deine Leute seid nun Gefangene des Frostwolf-Clans«, sagte Durotan mit gefährlichem Unterton.
Velen lächelte traurig. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
Er und die anderen vier Draenei bewahrten irgendwie die Fassung, als Durotan befahl, sie zu entkleiden und sie zu durchsuchen. Ihre herrlichen Gewänder wurden ihnen weggenommen und an Durotans beste Krieger gegeben. Die Draenei mussten verschwitzte, dreckige Tuniken anziehen. Durotans Magen rebellierte angesichts des Spottes und des Hohns, der Schmähungen und des Spuckens, mit denen die Draenei erniedrigt wurden, aber er unterband es nicht. Solange keine körperliche Gewalt ausgeübt wurde, würde er seinen Kriegern ihren Spott lassen. Allerdings achtete er genau darauf, dass es zu keinen Übergriffen kam.
Draka beobachtete wütend das Verhalten ihrer Frostwölfe und flüsterte: »Mein Gefährte, kannst du sie nicht mäßigen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will sehen, wie die Draenei darauf reagieren.«
Draka sah ihn an, dann nickte sie und ging. Er wusste, dass sie anderer Meinung war. Auch er mochte nicht, was er sah. Aber er bewegte sich auf einem schmalen Grat, und er wusste das.
»Mein Häuptling!«, rief Rokkar, Durotans Stellvertreter. »Komm und schau, was sie uns mitgebracht haben!«
Durotan ging zu Rokkar und öffnete den Beutel, den dieser ihm reichte. Seine Augen weiteten sich. Darin lagen, eingewickelt in weichen Stoff, zwei wunderschöne Steine. Einer war rot, der andere gelb. Durotan brannte darauf, sie zu berühren, aber er tat es nicht. Er hob den Blick und schaute Velen in die Augen.
»Vor langer Zeit zeigte uns Restalaan einen ganz ähnlichen Kristall«, sagte er. »Der, der die Stadt beschützte. Was können diese hier?«
»Jeder hat seine eigenen Stärken. Sie sind Teil unseres Vermächtnisses. Sie wurden uns von dem Wesen geschenkt, das in dem Berg lebt, um...«
Durotan unterbrach ihn. »Es wäre gut, wenn du das nicht noch einmal erwähnst.« An Rokkar Gewand sagte er: »Gib ihnen zu essen, binde ihre Hände und setze sie auf die Wölfe, mit einem Schamanen, der sie bewacht. Gib die Steine Drek'Thar. Wir werden die Draenei mit zurücknehmen und sie Ner'zhul ausliefern. Er hätte an meiner statt heute hier sein sollen.«
Er drehte sich um. Dabei vermied er es, in Velens merkwürdig strahlende blaue Augen zu schauen. Und genauso wenig wollte er die Missbilligung in Drakas Augen sehen, deshalb ging er davon.
Während des langen Rittes zurück kämpfte Durotan mit seinen Gefühlen. Auf der einen Seite teilte er Drek'Thars Ansicht. Der Oshu'gun war den Orcs heilig. Die Behauptung, dass etwas anderes als ihre Vorfahren dort wohnen konnte, so wie Velen es sagte, etwas, das so machtvoll war, dass es die Ahnen anzog, hatte auch ihn bis ins Mark erschüttert – da konnte er sich kaum vorstellen, wie sich der Schamane fühlen musste. Alles schien darauf hinzudeuten, dass Ner'zhul recht gehabt hatte: dass die Draenei eine Seuche waren, die ausgerottet werden musste.
Was an ihm nagte, war das Warum. Er würde in dieser Nacht eine Antwort darauf bekommen.
Da allesamt der fünf Gefangenen ritten, brauchten sie nicht lange bis zum Lager. Die Sonne ging gerade erst unter, als sie es erreichten. Durotan hatte Boten mit den guten Neuigkeiten vorausgeschickt. Und der Clan wartete begierig auf ihre Ankunft. Zu seiner Rechten befanden sich Drek'Thar und Rokkar, die die Gefühle der Frostwölfe teilten. Zu seiner Linken war Draka, die für ihre Verhältnisse ungewöhnlich still war. Durotan wusste, dass er nicht hören wollte, was sie zu sagen hatte. Er wurde momentan schon in zu viele Richtungen gezerrt und gezogen.
Die Gefangenen wurden auf zwei Zelte verteilt, und Wachen wurde aufgestellt: vier erfahrene Krieger und Drek'Thars bester Schamane. Durotan hatte angeordnet, dass Velen allein blieb. Er wollte mit dem Propheten in Ruhe sprechen.
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, nahm Durotan einen tiefen Atemzug. Er freute sich nicht auf dieses Gespräch, aber es ließ sich nicht vermeiden. Er nickte den Wachen zu, und er erwartete den Draenei mit gebundenen
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