WoW 01 - Aufstieg der Horde
Es war ihm aber erlaubt, ihrer Sitzung beizuwohnen. Kil'jaeden hatte es so angeordnet, und obwohl Gul'dan nicht klar war, was sein Wohltäter damit bezweckte, wollte er Kil'jaedens Wohlwollen unbedingt behalten und widersprach deshalb nicht.
Der Rat erwiderte seinen Gruß nur beiläufig, und Gul'dan begann mit der Tagesordnung. »Wie reagieren die einzelnen Clans auf das Bündnis mit den Ogern? Kargath, beginnen wir mit dir.«
Der Häuptling des Clans der Zerschmetterten Hand grinste und grunzte: »Sie sind bereit, möglichst viel Blut zu vergießen, und es ist ihnen egal, wer ihnen dabei hilft, die Kehlen der Draenei aufzuschlitzen.«
Raues Gelächter füllte den Raum. Im schwachen Licht der Fackeln kam es Gul'dan so vor, als würden die Augen der Anwesenden orange leuchten. Ein paar aber schauten finster und wirkten alles andere als belustigt.
»Ein paar vom Whiteclaw-Clan haben protestiert«, sagte einer. »Und Durotan vom Frostwolf-Clan steht immer noch unter Beobachtung, obwohl er den Angriff auf Telmor erfolgreich durchgeführt hat.«
Gul'dan hob die Hand. »Sorge dich nicht. Mit Durotan habe ich noch etwas vor.«
»Warum wird er nicht einfach beseitigt?«, knurrte Kargath wütend. »Es wäre leicht, ihn durch jemanden zu ersetzen, der besser in unsere Pläne passt. Es ist bekannt, dass er Schwarzfausts Entscheidungen in Frage stellt, und deine auch.«
»Genau deshalb brauche ich ihn lebend«, sagte Gul'dan und sah, dass einige ihn sehr wohl verstanden, während andere verwirrt und wütend schauten. »Gerade weil er für seinen moderateren Standpunkt bekannt ist«, fügte er eine Erklärung hinzu. »Denn da er uns trotz seiner Zweifel folgt, folgen uns auch die anderen Zweifler. Er spricht für viele, die sich nicht trauen, selbst die Stimme zu erheben. Aber solange Durotan dennoch tut, was wir sagen, erscheint alles in Ordnung. Wie Kargath erwähnte, ist der Frostwolf-Clan nicht der Einzige, der uns gegenüber Vorbehalte hat.«
»Aber... was ist, wenn er uns auf einmal den Gehorsam verweigert? Wenn er an eine Grenze stößt, die er nicht überschreiten kann?«
Gul'dan lächelte frostig. »Dann werden wir mit ihm auf eine Weise verfahren, die unsere Macht noch steigern wird. So wie wir das immer machen.« Gul'dan beschloss, das Thema zu wechseln. Er beugte sich vor und legte die Hände auf den Tisch. »Reden wir von den anderen, die uns gegenüber Vorbehalte haben. Ich hörte, es gibt Orcs, die weiterhin versuchen, wieder mit den Elementen und den Ahnen in Kontakt zu treten.«
Eines der Mitglieder zeigte einen missmutigen Ausdruck. »Ich habe versucht, sie davon abzubringen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich sie dafür bestrafen soll. Immerhin glauben noch immer alle, dass es die Ahnen waren, die uns auftrugen, die Draenei anzugreifen, dass sie uns vor der Bedrohung durch die Draenei warnten.« Seine Worte klangen nach einer Verteidigung.
Gul'dan lächelte. »Ja, stimmt. Damit haben wir sie alle eingefangen und auf unsere Seite gebracht.« Er schaute zu Ner'zhul herüber. Der alte Schamane bemerkte seinen Blick und schlug die Augen nieder.
»Aber das ist nicht länger nötig«, sagte Gul'dan. »Wir müssen sicherstellen, dass es kein Zurück mehr zu den alten Traditionen gibt. Bisher war uns das Kriegsglück hold, und mit den Ogern wird es weiterhin auf unserer Seite sein. Aber wenn es Rückschläge gibt, wenn eine Schlacht mal nicht zu unseren Gunsten ausgeht, dann wird man denen, die immer noch dem Schamanentum anhängen, ein offenes Ohr schenken. Das darf auf keinen Fall passieren.« Er rieb sich gedankenvoll das Kinn. »Wir müssen mehr tun, als die Hexenmeister zu ermutigen. Wir müssen das Schamanentum unterbinden. Es wäre von Vorteil, würden die Ahnen tatsächlich mit ihren Nachfahren reden.«
Wieder schaute er Ner'zhul an. Erst als er zum heiligen Berg gereist war, hatte er mit den Ahnen sprechen können und entdeckt, was wirklich geschah. Bis dahin war Ner'zhul, so machtvoll er auch gewesen war, auch nur ein Werkzeug Kil'jaedens gewesen.
Tief in körperlosen Träumen schwammen die Wesen, die aus Licht bestanden. Sie hatten Erinnerungen an das, was gewesen war, und sie hatten Einblicke in die Zukunft. Lange hatten sie an diesem Ort verweilt, genährt von dem Anderen, der wie sie war und doch nicht war wie sie. Und der, wie sie spürten, langsam schwand. Bisher hatten sie Friede und Ruhe gehabt. Aber Schändung, Hass und Gefahr hatten diesen Frieden zunichte gemacht. Sie konnten
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