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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Ihre Wunden waren behandelt worden, doch es gab nichts, dass Velen oder irgendjemand sonst tun konnten, um ihre geschundenen Seelen zu heilen.
    Aber es wurde noch schlimmer. Die Flüchtlinge erzählten nicht von simplen Bögen und Pfeilen, Speeren, Äxten und Hämmern, die die Orcs eingesetzt hatten. Sie sprachen mit leisen, gehauchten Stimmen von grünlich-schwarzen Blitzen, von schrecklicher Qual und Folter, jenseits von allem, was die Schamanen bislang ihren Feinden angetan hatten. Sie sprachen von schnatternden, hüpfenden Kreaturen, die eine Magie des Leids und der Qual anwendeten.
    Sie sprachen von den Man'ari.
    Plötzlich fügte sich alles mit furchtbarer Logik zusammen. Die plötzlichen unverständlichen Angriffe der Orcs. Ihre unglaublichen Fortschritte in der Technologie. Die Tatsache, dass sie sich vom Schamanentum abgekehrt hatten, einer Religion, die, wie Velen es verstand, eine Geben-und-Nehmen-Beziehung zwischen den Elementarkräften und denen, die sie nutzten, voraussetzte. Wer die Man'ari befehligte, suchte weder Gleichgewicht noch Harmonie, er wollte herrschen!
    So wie Kil'jaeden und Archimonde!
    Die Orcs waren nichts anderes als bloße Werkzeuge in den Händen der Eredar; Velen und der Rest der Draenei waren ihre wahren Ziele. Die orcische Horde war vergrößert worden um Kreaturen, die extrem mächtig waren – so also wollte Kil'jaeden sie, die Draenei, vernichten. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob der Anführer der Horde vielleicht für vernünftige Argumente zugänglich war, ob man ihm erklären konnte, was wirklich geschah, und ob er dann vielleicht Kil'jaeden bekämpfen würde, gemeinsam mit den Draenei, wenn er erfahren hatte, wie der ihn benutzt hatte. Er verwarf den Gedanken gleich wieder. Es war durchaus möglich, dass diejenigen, die Kil'jaeden als seine Werkzeuge gebrauchte, die wahre Natur und die Absichten des Eredars längst kannten. Er versprach ihnen Macht, und Velen wusste, wie glaubhaft dieses Angebot erscheinen konnte und wie verführerisch es war. Durch diese Versprechungen waren Archimonde und Kil'jaeden auch Sargeras erlegen, und sie waren weit älter, standhafter und weiser gewesen als jeder Orc.
    Hinzu kam diese Vision, die ihn nicht nur zutiefst schmerzte, sondern auch demütigte. Eine Vision von schwerfälligen Ogern, die sich mit den Orcs verbündeten. Etwas, das er einst als Traum abgetan hätte, der verursacht worden war durch ein allzu reichhaltiges Mahl. Jetzt wusste er, dass es die Wahrheit war. Etwas hatte die Natur der Orcs so nachhaltig geändert, so unwiderruflich, dass sie sich mit Kreaturen verbündeten, die sie seit Generationen hassten. Und zwar gegen die Draenei, ein Volk, mit dem sie ebenso lange befreundet gewesen waren.
    Wäre dies anderswo geschehen wäre, wäre die Folgerung einfach gewesen: Velen hätte sein Volk versammelt, und sie wären geflohen, beschützt von den Naaru. Aber das Schiff war abgestürzt, K'ure lag im Sterben, und es gab keinen anderen Weg, als gegen die Horde zu kämpfen und zu beten, dass sie irgendwie, auf irgendeine Art überleben würden.
    Ah, K'ure, alter Freund. Wie ich deine Weisheit vermisse, und wie bitter es ist, dass du dich direkt beim Feind befindest, der nicht mal begreifen will, dass du überhaupt existierst.
    Er drückte den Stein, den er
Geisterlied
nannte, fest an sein Herz. Er fühlte das leise Flackern des sterbenden Naaru. Velen schloss die Augen und neigte den Kopf.
     
     
    Gul'dan schaute sich im Raum um und war sehr zufrieden. Alles lief wie geplant. Der Schattenrat traf sich nun seit einiger Zeit, und Gul'dan war der Meinung, die Mitglieder gut ausgewählt zu haben. Sie waren alle bereit... nein,
begierig
darauf, ihrem Volk den Rücken zu kehren, um der Macht näher zu kommen. Sie hatten schon so viel erreicht durch ihr Werkzeug, das glaubte, der wahre Herr des Rats zu sein und nicht sein Sprachrohr, wie es in Wirklichkeit der Fall war. Es war leicht gewesen, ihn zum Kriegshäuptling zu machen. Und solange der Rat lächelte und nickte, wenn er an den Treffen teilnahm – was selten genug vorkam -, hinterfragte er seine Position nicht. Von den eigentlich wichtigen Zusammenkünften bekam er nichts mit, denn sie schickten ihn auf eine Mission nach der anderen, wodurch seine Brust vor Stolz noch mehr anschwoll.
    »Grüße«, sagte Gul'dan, als er sich auf den Stuhl am Kopf des Tisches niederließ. Wie immer hockte Ner'zhul in einer Ecke; niemals wurde er aufgefordert, sich zu den anderen zu setzen.

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