WoW 12 - Die Nacht des Drachen
waren, sich nicht länger nur um eine feindliche Partei zu kümmern, sondern gleich um zwei – und dazu noch einen Magier –, keimte in Grenda die Hoffnung, dass ihre Leute das alles vielleicht doch überleben könnten.
Dann aber strömten aus den unteren Gängen ein halbes Dutzend Krieger der Drachenbrut, angeführt von einem Drakoniden, der Iridi und Rhonin sofort angriff.
Ein Raptor materialisierte neben einer Drachenbrut und attackierte sie. Grenda bemerkte, wie Rhonin zur selben Zeit gestikulierte. Er wirkte entschlossen, aber müde, und sie ahnte, dass er bereits viel Energie aufgebracht hatte, um dieses fantastische Szenario zu erschaffen.
Zwei weitere Raptoren attackierten die Neuankömmlinge. Eine Drachenbrut mit einer Axt tötete das erste Reptil, doch das zweite erreichte den vierbeinigen Riesen.
Eine schwere Gestalt fiel plötzlich auf die Zwergin. Von den Ereignissen unter ihr gebannt, hatte Grenda völlig vergessen, auf ihre Rückendeckung zu achten. Der Skardyn drückte sie nieder und versuchte, die Anführerin der Zwerge von der Kante zu stoßen.
Grenda wand sich und schaffte es, sich auf den Rücken zu drehen. Das monströse Gesicht des degenerierten Dunkeleisenzwergs ragte nur wenige Zentimeter über ihrem auf. Die scharfen Zähne versuchten, nach ihrer Nase zu schnappen.
»Du bist... ein dreckiges... Biest!«, blaffte sie. Ihr linker Arm knickte ein, als wäre er zu schwach. Der Skardyn – es war unmöglich zu sagen, ob das schuppige Ding männlichen
oder
weiblichen Geschlechts war – zischte vor Vorfreude. Dieses Zischen endete in einem erstickten Laut, als die Bronzebartkriegerin ihre linke Hand unter seinen Panzer schob und ihm die Finger in die Kehle rammte.
Der Skardyn wich zurück und versuchte zu atmen. Grenda benutzte ihr Körpergewicht, um den nach Luft schnappenden Feind vom Hang zu schubsen.
Sie richtete sich auf und beobachtete, wie ihre Kameraden sich behaupteten. Unten hielten die Raptoren und Rhonin die Wachen in Schach. Doch Iridi hatte offenbar Probleme. Zumindest kam es Grenda so vor. Die Draenei schien mit ihren Bemühungen nicht weiter fortgeschritten zu sein als schon vor einigen Augenblicken.
Plötzlich wurde in der Höhle ein Donnergrollen laut. Die davon ausgelösten Erschütterungen waren so heftig, dass die Skardyns von den Wänden fielen und die Zwerge vom Hang rutschten. Grenda hatte niemals zuvor ein solch ohrenbetäubendes Krachen gehört und war erstaunt, dass man das Gewitter noch so urgewaltig in den Tiefen von Grim Batol zu spüren bekam.
Doch dann begriff die Zwergin, warum sie noch niemals zuvor etwas Vergleichbares erlebt hatte – weil es gar kein Donnergrollen war.
Es war ein Brüllen.
Die Zeit ist gekommen,
hatte Zendarin Windläufer wenige Minuten zuvor bestimmt.
Das ist meine Mühe nicht länger wert...
Er hatte immer gewusst, dass seine Partnerin verrückt war. Doch offensichtlich war Wahnsinn etwas Alltägliches in diesem Drecksloch namens Grim Batol. Er musste verrückt gewesen sein, als er auf Sinestras Angebot eingegangen war. Auch wenn sie ihm neue Quellen magischer Energie im Austausch für seine Hilfe bei ihren Zaubern erschlossen hatte.
Ihre Kreatur hätte ihm den Zugang zu mehr Magie verschaffen können, als tausend Blutelfen in ihrem ganzen unbedeutenden Leben zu sammeln vermochten... Magie und Dominanz.
Doch jetzt war der Augenblick gekommen, seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Die Bestie in der Grube war schnell gewachsen, sie hatte sicherlich schon fast ihr volles Potenzial erreicht.
Zendarin musste ihr nur einen letzten Schubs geben – und zugleich seine Herrschaft über sie
besiegeln.
Er ging zur Grube. Obwohl er genau hinschaute, konnte er die Kreatur nur schwer ausmachen. Sie strahlte eine einzigartige, faszinierende Energie aus, die der Blutelf begehrte.
Doch dieses Mahl war für bessere Zeiten gedacht. Zunächst... nun, zunächst musste er etwas von sich geben.
Durch den himmelblauen Würfel war der Netherdrache an dieses Wesen hier gebunden. Dennoch musste die Verbindung bewusst geöffnet werden. Normalerweise taten das Zendarin und die dunkle Lady gemeinsam. Zendarin hatte immer behauptet, dass der gestohlene Stab allein dazu nicht in der Lage war.
Natürlich hatte er gelogen.
Der Stab war faszinierend. Er hatte den Draenei durch einen Trick dazu gebracht, dessen Geheimnisse preiszugeben. So hatte Zendarin entdeckt, wie er arbeitete, und er hatte seine Entdeckung für sich behalten.
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