WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Niemand konnte ihm diese Waffe wieder wegnehmen. Wenn
sie
es versucht hätte, wäre der Stab zu seinen Schöpfern zurückgekehrt, den Wesen, die man Naaru nannte. Das sollte eigentlich passieren, wenn der Draenei getötet wurde. Doch er hatte das Geheimnis der Übertragung erfahren, ein Geheimnis, das Sinestra nicht aus seinem Geist holen konnte.
Das war vielleicht der wichtigste Grund, warum sie nie eine ihrer Drohungen gegen ihn wahr gemacht hatte. Trotz all ihrer Anmaßung wusste Zendarin, dass er immer noch ein wichtiger Bestandteil der Zauberarbeit war.
Doch während sie alles beherrschen wollte, reichte ihm schon die Herrschaft über ein wenig – und das gleichzeitige Stillen seines ewigen Hungers.
Zendarin beugte sich weiter über die Kante der Grube und wies mit dem Kristall auf die Stelle, wo er den Körper der Kreatur am besten ausmachen konnte. Dargonax hatte sie das Monster hochtrabend genannt. Er konzentrierte sich.
Die erstaunliche Energie des Stabs floss durch die Grube. Als sie auf die Kreatur traf, umriss sie zum ersten Mal Dargonax' komplette Gestalt.
Zendarin keuchte und büßte fast seine Konzentration ein. Der Drache war viel größer und mächtiger, als er gedacht hatte. Sicherlich erfasste selbst Sinestra nicht die volle Bedeutung dessen, was sie erschaffen hatten.
Der Blutelf grinste breiter. Er leitete die Kraft des Stabs in die Bestie und benutzte dieselbe Macht, um auch den Würfel zu erwecken. So wollte er alle Energie aus dem Netherdrachen absaugen und sie in Dargonax hineinpumpen.
Als beide magischen Ströme in die Essenz der Kreatur flossen, stieß sie plötzlich ein gewaltiges Brüllen aus, das Grim Batol erschütterte. Doch der Blutelf war in seiner Gier nach immer mehr Magie gefangen, die er als Lohn für seinen Verrat erhalten würde. Er lachte nur. Er war jetzt Herr der Lage.
Er war Herr über
alles...
Doch als Zendarin den verräterischen Akt fortsetzte, entging ihm ein Schatten, der sich von dem anderen in der Kammer abspaltete.
Sinestra beobachtete, wie der Blutelf den Verrat beging. Sie lächelte zufrieden, als er genau das tat, was sie geplant hatte. Er glaubte gewiss, alles wäre seine eigene Idee.
Als Sinestra sicher war, dass es für Zendarin kein Zurück mehr gab, versank sie erneut in den Schatten und verschwand.
Alles lief so, wie Todesschwinges Gefährtin es geplant hatte. Alles, außer der Sache mit Korialstrasz.
Aber dieses Problem konnte man leicht lösen...
Es gab noch jemanden, der das Brüllen hörte und wusste, was es bedeutete. Besonders als die Stimme nicht mehr länger in seinem Kopf war. Kalec suchte intensiv nach Dargonax. Doch es ging ihm nicht darum, dass die Kreatur bei ihm blieb. Jetzt, wo er endlich frei war, musste sich der blaue Drache um seine eigenen Interessen kümmern. Sie hatten nicht direkt mit dem verschwundenen Korialstrasz zu tun. Doch wenn ihm der rote Drache über den Weg lief, war es auch gut.
Kalec hatte immer noch Bedenken wegen des anderen Drachen. Er traute Korialstrasz' Entscheidungen nicht. Dennoch musste er sich eingestehen, dass der rote Drache gewillt war, sein Leben für diese Entscheidungen aufs Spiel zu setzen. Das hatte er ihm zumindest bislang nicht zugetraut. Für Kalec war Korialstrasz immer ein Manipulator gewesen, der Todesschwinge sehr ähnlich war.
Nein... er ist nicht wie Todesschwinge,
dachte der blaue Drache beschämt.
Aber er ist auch nicht so wie ich.
Kalec hätte niemals das Leben seiner Freunde riskiert. Niemals.
Er folgte einer Spur, die er nicht verstand. Es war nicht dieselbe, der er unter Dargonax' Führung gefolgt war. Der blaue Drache fühlte sich, als hätte ihn jemand gerufen. Jemand, der plötzlich verstummt war. Dennoch konnte Kalec diesem Ruf nicht widerstehen.
Er stieg immer tiefer hinab. Er war seinem Ziel bereits nah, sehr nah.
Eine Bewegung in den Schatten erregte seine Aufmerksamkeit. Der blaue Drache drehte sich vorsichtig danach um.
Eine blau leuchtende Kugel schoss aus seiner leeren Hand. In ihrem Licht sah Kalec nichts anderes als die Felswand.
Kalec verfluchte seine Hirngespinste und ging weiter. Er hoffte, dass er bald am Ziel ankam.
Dann erschien plötzlich ein goldenes Leuchten weit vor ihm. Kalec umklammerte die magische Klinge fester. Als er näher kam, erkannte er eine Kammer.
Das goldene Leuchten brachte Erinnerungen zurück, die er zu verdrängen versucht hatte. Anveenas Gesicht erschien vor ihm, schön und unschuldig. Sie hatte ihn berührt,
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