WoW 12 - Die Nacht des Drachen
konzentrierte all seine Kräfte und wirkte einen verzweifelten Zauber.
Licht entstand um ihn herum und verdrängte die Finsternis der Tiefen. Und darin erkannte der Drache die Quelle seiner Probleme... die
Naga.
Er wusste, wo sie herkamen. Er wusste es, weil auch er daran Schuld trug, dass sie überhaupt existierten. Einst waren sie ein Volk der Nachtelfen gewesen. Die Hochgeborenen, die Azshara, die der wahnsinnigen Königin gedient hatten. Als die Quelle ihrer großen Macht, der schreckliche Brunnen der Ewigkeit, dank des Einsatzes von tapferen Verteidigern implodiert war, allen voran der junge Druide Malfurion Sturmgrimm, war dabei auch die große Hauptstadt der Nachtelfen auf dem Grund des neu erschaffenen Sees vernichtet worden. Nachdem die Stadt fort war, wurde allgemein angenommen, dass Azshara und ihre fanatischen Gefolgsleute ebenfalls tot waren.
Erst tausend Jahre später entdeckten Korialstrasz und die Welt, dass eine merkwürdige Kraft die unter Wasser eingesperrten Elfen in etwas Schlimmes verwandelt hatte.
Das grelle Licht hatte die Naga völlig unerwartet getroffen. Viele wirbelten in äußerster Verwirrung umher, gelähmt durch die Kraft des Zaubers. Die Naga glichen den Elfen nicht mehr besonders. Die Frauen, auf die Korialstrasz jetzt seinen unheilvollen Blick lenkte, hatten sich noch ein wenig Ähnlichkeit bewahrt. Das betraf vor allem ihre schlanken Oberkörper und die Gesichter, die dem langen, schmalen Antlitz der Elfen ähnelten. Sie waren auch schön, doch auf eine monströse Art und Weise. Aber kein Angehöriger eines Elfenvolks hatte vier Arme, die in langen, klauenartigen Händen endeten. Oder verfügte über die breiten, von Venen durchzogenen Finnen, die sich vom Kopf bis zum Schwanz erstreckten.
Abwärts der Hüfte bestanden sie nur aus einem Schwanz, weil sie die geschmeidigen Beine schon lange verloren hatten. Die untere Hälfte glich denen massiger Schlangen, die von Schuppen bedeckt waren. Sie wanden sich permanent vor und zurück und erlangten so Geschwindigkeit und eine unglaubliche Beweglichkeit unter Wasser.
Die Männer waren noch stärker degeneriert als die Frauen.
Ihre Köpfe waren flach und reptilienartig. Dabei ragten ihre Zähne wie bei einem Krokodil sowohl vom oberen Teil des Kiefers als auch vom unteren auf. Sie hatten tiefliegende, eng beieinander stehende Augen. Ihr Kopfkamm und die Finnen waren an einigen Stellen scharf wie Speere. Die Farbe variierte dabei zwischen einem dunklen Gold und Braun. Ihre Oberkörper unterschieden sich wenig vom Unterleib. Überall befanden sich Schuppen. Selbst ihre vergleichsweise riesigen Arme waren damit bedeckt.
Über die Generationen hinweg hatten sich mehrere Nagastämme entwickelt, doch Korialstrasz wusste nur wenig über diese von Wasser und schwarzen Schuppen bedeckten Gegner. Ihm war nur klar, dass sie sowohl mächtig als auch böse waren. Mehr musste er nicht wissen. Die Naga mochten generell die an Land lebenden Wesen nicht. Aber diese hier hatten sich weit vorgewagt, um eine derartige Falle zu errichten.
Korialstrasz hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, warum sie das wohl taten. Das Licht verblasste allmählich, und die Naga formierten sich neu.
Doch jetzt, wo er sie sehen konnte, war es leicht für einen Drachen, mit seinen Klauen und dem Schwanz zuzuschlagen und die finsteren Kreaturen umzuwerfen. Einige versanken in den düsteren Tiefen, aber ein paar andere arbeiteten verzweifelt daran, den Spruch neu zu wirken, der diesen Riesen beinahe besiegt hätte.
Korialstrasz' Körper leuchtete in grellem Rot. Das Wasser um ihn herum kochte plötzlich. In seinem Geist hörte er, wie die Naga schrien, als die Hitze sie traf. Zwei Männer erwischte es besonders schlimm. Ihre Körper schwollen an, als sie rot verbrühten.
Ein Summen ertönte im Kopf des Drachen. Er sah nach rechts unten, wo eine Frau alle vier Arme erhob, die vor Magie leuchteten.
Mit Leichtigkeit erhöhte er die Temperatur, die sein Körper ausstrahlte. Die Nagafrau floh, bevor sie ebenfalls verbrühte. Das Summen verschwand.
Doch plötzlich schmerzten Korialstrasz' Lungen, und er spürte den Drang zu atmen. Er brauchte Luft, und zwar sofort. Mit verzweifelten Schlägen schoss der Drache nach oben.
Die Oberfläche schien so weit entfernt zu sein, dass der Gedanke, er würde zum Grund des Meeres tauchen statt nach oben zu schwimmen, sein nach Sauerstoff lechzendes Gehirn streifte. Aber er hatte keine andere Wahl, als die einmal eingeschlagene
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