WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Chrysalun-Kammern waren nicht leicht herzustellen, weshalb es glücklicherweise so wenige gab. Und einige waren nicht sehr stabil gewesen. Sie hatten
Fehler
gehabt...
Es war eine verzweifelte Hoffnung, aber die Einzige, an die er sich noch klammern konnte. Krasus konzentrierte sich und ließ seinen Geist wandern.
Zunächst spürte er nur das bedrückende Gefühl, eingesperrt zu sein. Krasus erschauderte, und kurz flackerte die Hoffnung in ihm auf, dass Sinestra ihn schon bald für ihr Experiment brauchte.
Er unterdrückte dieses Gefühl sofort, fragte sich aber, wie lange es dauern würde, bis er es abermals herbeisehnte.
Krasus konzentrierte sich erneut. Zum größten Teil spürte er seine eigene magische Essenz, doch allmählich auch noch eine andere.
Sie stammte nicht von Azeroth.
Er spürte, wie die Hoffnung anstieg. Krasus fokussierte seine höheren Sinne auf dieses Andere. Etwas Vertrautes lag darin, etwas, das ihn an...
Ja, das war es. Die Quelle war genau die Kammer, in die der Netherdrache gesteckt war!
Der Drachenmagier wusste nicht, ob das seine Chancen verschlechterte oder verbesserte. Die Energie des Netherdrachen war nichts, womit der Erbauer der Kammer gerechnet hatte.
Krasus tauchte tiefer in die Strukturen ein. Es gab merkwürdige Variationen, die nur von dem ursprünglichen Erbauer stammen konnten. Vielleicht Neltharion oder sogar seine Gefährtin. Krasus wurde weniger zuversichtlich, dass er überhaupt einen Vorteil daraus würde ziehen können. Wer auch immer dieses Artefakt geschaffen hatte, hatte eifrig experimentiert.
Doch er musste es versuchen. Er untersuchte das magische Fundament der Kammer, suchte einen Spalt, den der Netherdrache vielleicht hinterlassen hatte. Eine Verletzung, eine Beschädigung der Struktur war die beste Möglichkeit zu entkommen. Er musste...
Der Drachenmagier furchte plötzlich die Stirn. Da war noch eine Variation in der Matrix des Zaubers. Sie war nicht von derselben Hand gefertigt worden wie der Rest und ergab scheinbar gar keinen Sinn... es sei denn, sie hatte etwas mit dem Netherdrachen zu tun.
Krasus untersuchte die Unstimmigkeit weiter.
Sein Gefängnis bewegte sich plötzlich. Die Dunkelheit wurde grau und dann wieder schwarz. Krasus wirbelte herum.
Er reagierte instinktiv. Sein Körper verzerrte sich, und seine Arme und Beine streckten sich und bogen sich in Winkeln, die nicht zu seiner Elfenstatur passten. Klauen entsprangen seinen Fingern. Schuppen bedeckten die Haut, als seine Nase und sein Mund sich in eine lange Schnauze verwandelten. Flügel wuchsen ihm aus dem Rücken, und seine Robe löste sich in Nichts auf.
Korialstrasz schlug mit den mächtigen Flügeln, verlangsamte dann und hielt in seinem Flug inne. Der rote Leviathan brüllte wegen des Verwandlungsschmerzes.
Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, versuchte Korialstrasz herauszufinden, was geschehen war. Die bloße Erforschung des Bereichs hatte sein ganzes Gefängnis auf den Kopf gestellt.
Der Netherdrache war der Freiheit offensichtlich viel näher gekommen, als er gedacht hatte. Unglücklicherweise war die Kreatur nicht schlau genug gewesen oder hatte nicht das notwendige Wissen gehabt, um daraus Vorteile zu ziehen.
Doch jetzt stiegen Korialstrasz' Hoffnungen. Es war ein großes Risiko – doch ein Risiko war immer noch besser, als eine Ewigkeit darauf zu warten, dass er von seinen Wächtern gerufen wurde. Sinestra war gewiss darauf vorbereitet, wenn sie die Kammer wieder öffnete. Er musste fliehen, musste es wenigstens versuchen.
Korialstrasz überprüfte den geschwächten Bereich erheblich genauer und erkannte, dass er die Gesamtmatrix schwächte. Es überraschte ihn nicht, dass die merkwürdigen Energien eines Netherdrachen die Matrix beeinflussen konnten wie ein Virus den Körper eines Menschen. Die beiden Kräfte waren sich so ähnlich, dass die Essenz des ehemaligen Gefangenen den ursprünglichen Zauber restrukturiert und in ein Muster überführt hatte, das nie von den Erbauern der Chrysalun-Kammer beabsichtigt worden war.
Und dort, wo die Zaubermatrix am stärksten geschädigt war, fand der rote Drache eine Schwachstelle. Der Punkt, an dem er ansetzen konnte.
Mit dem geübten Blick eines Magiekundigen, der allenfalls noch vom Oberhaupt der blauen Drachen übertrumpft wurde, arbeitete sich Korialstrasz durch diese Anomalie. Schließlich fand er den Faden, der, wenn man ihn sorgfältig entfernte, den Rest auflösen und ihm den Weg in die Freiheit
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