WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Tag eines neuen goldenen Zeitalters der Drachen...
»Ein... neues goldenes...«
Sinestra wachte auf. Ihre Augen öffneten sich, und ihre Miene war wutverzerrt.
»Korialstrasz!«, brüllte der schwarze Drache. Sie sprang auf. »Aber wie konnte er... wie konnte er...?« Und dann änderte sich merkwürdigerweise Sinestras Gesichtsausdruck. Statt Schock, Zorn oder Wut... legte sich
Zufriedenheit
über ihr versehrtes Antlitz.
»Ja... natürlich... wie herrlich... wie perfekt abgepasst! Danke, Korialstrasz... danke...«
Mit einem Lächeln lief sie los und suchte Zendarin.
Ein anderer Drache bewegte sich im gleichen Augenblick. Ein Drache, der davon überzeugt war, tot zu sein. Es war nicht Korialstrasz, sondern Kalec.
Seine erste Erkenntnis war, dass er doch noch lebte. Aber das erklärte nicht die Dunkelheit um ihn herum. Eine Dunkelheit, die sich auf eine ekelerregende Art fast... lebendig anfühlte.
Und dann erinnerte sich Kalec, was geschehen war, bevor er ohnmächtig wurde. Er erinnerte sich an die Grube, in die sie die Leichen geworfen hatten. Und an seine Entdeckung, dass die Grube nicht leer war.
Nicht leer...
Kalec rief sein Schwert. Die blau leuchtende Waffe erschien, doch sie war nur ein schwacher Abklatsch ihrer selbst. Im nächsten Moment verschwand sie einfach.
»Darf nicht... darf das nicht tun...«
Jede Silbe spielte buchstäblich einen Akkord auf Kalecs Klaviatur der Furcht – was er nicht oft erlebte. Der blaue Drache versuchte erneut, das Schwert zu rufen, doch diesmal gab es nicht den geringsten Hinweis auf dessen Existenz.
»Darf das nicht tun«, wiederholte die Stimme. »Sonst wird sie es wissen...«
Sie.
Es war keine Frage, auf wen sich die Stimme bezog. Sie konnte nur Sinestra meinen.
»Wer... wer bist du?«, fragte Kalec schließlich.
»Ich bin ihr Kind...«
»Wo bist du? Lass mich dich sehen!«
»Ich bin hier vor dir...« Etwas leuchtete amethystfarben, und Kalec erkannte einen riesigen Schatten von der Gestalt eines Drachen, schien aber zu fließen, als wäre er nicht ganz fest. Die Form erinnerte ihn daran, wie ein Netherdrache aussehen sollte – aber irgendetwas war anders.
Schimmernde Augen beobachteten den blauen Drachen. Kalec spürte plötzlich, dass diese Augen ihn die ganze Zeit angesehen hatten, als er ohnmächtig gewesen war. Er schauderte.
»Was bist du?«, fragte er.
»Ihr Kind...«
Kalec verzog das Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob die kaum erkennbare Gestalt so naiv war, wie sie klang, oder einfach nur mit dem blauen Drachen spielte.
Er versuchte etwas Neues. »Hast du einen Namen?«
Es gab eine kurze Pause, dann sagte die Stimme: »Ich habe einen Namen. Sie nennt mich Dargonax...«
»Dargonax?« Kalecs Vorsicht verstärkte sich tausendfach. Er kannte die Bedeutung des Namens in der Sprache seines Volkes.
Dargonax... der Verschlinger...
»Magst du ihn?«, fragte die düstere Gestalt. »Ich mag ihn.«
»Es ist ein... starker Name.«
»Er bedeutet in der Drachensprache
,der Verschlinger«,
fuhr Dargonax fort und zerstörte damit die Hoffnung, dass die Kreatur nichts von der schrecklichen Bedeutung ihres Namens wusste. »Du bist ein Drache...«
Kalec versuchte heimlich, seine magische Klinge zu rufen,
irgendetwas,
das er gegen diese Kreatur einsetzen konnte. Denn jetzt wusste der blaue Drache, dass mit ihm gespielt wurde.
»Ich bin auch ein Drache...« Dargonax trat vor, und die Düsternis schwand gerade weit genug, damit Kalec erkennen konnte, dass die Gestalt definitiv die eines Drachens war. Aber es war kein Netherdrache. Dargonax war erheblich mächtiger.
Doch der geheimnisvolle Drache zeigte sich nicht vollständig. Stattdessen zog er sich zurück, wurde wieder mehr Schatten. Kalec wusste nicht, ob das eine Fähigkeit war, ein Zauber, oder ob es an der Magie der Grube lag. Denn in Grim Batol wirkten merkwürdige Kräfte, und nicht alle stammten von Dargonax... obwohl er sicherlich von ihrer Gegenwart beeinflusst wurde.
Kalec fragte sich, ob überhaupt Sinestra ahnte, was sie in dieser Höhle heranzog.
Er straffte sich, überzeugt, sein unabänderliches Ende mitzuerleben. »Wir sind beide Drachen, ja.«
»Dann sollten wir... Freunde sein...«
Diese Aussage erschütterte den blauen Drachen in seinen Grundfesten. Ihm fiel nichts ein, wozu er Dargonax hätte nütze sein können, außer wenn er ihn verschlang. Das wäre nicht mal schwer gewesen, denn der blaue Drache konnte seine Kräfte nicht einsetzen, nicht einmal seine Gestalt
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