WoW 14 - Weltenbeben
Morgenstunde herrschte völlige Stille. Der Rauch der wenigen noch glimmenden Feuer stieg kerzengerade in den von Sternen übersäten Himmel.
Schattengleich bewegten sich die Grimmtotems, schwarze Flecken am Nachthimmel. Einige kamen auf dem Rü cken ihrer Wy verns sitzend nach Donnerfels, andere gingen zu Fuß, wobei sie die Aufzüge mieden und die Klippe in tödlicher Absicht und mit einer Anmut hinaufkletterten, die man ihren massigen Körpern nicht zugetraut hätte. Seit Jahren hatten sie auf diesen Ruf gewartet und waren ihm binnen kürzester Zeit gefolgt.
Sie alle trugen Waffen - Würgeschlingen, Messer, Schwerter, Äxte, Bogen-, jedoch keine Gewehre, nichts, das Lärm verursachte. Geräusche bedeuteten Entdeckung, Entdeckung wiederum bedeutete Widerstand, und den galt es nach dem Willen ihrer Matriarchin unbedingt zu vermeiden. Ihr Auftrag war es, lautlos zu töten und sofort zum nächsten Opfer zu eilen.
Sie hielten sich in den Schatten, schlichen auf der untersten Ebene des Tafelbergs hinter die Zelte, und warteten, bis alle ihre Position bezogen hatten. Leise Rufe, die, wenn sie denn gehört wurden, die Tauren nicht alarmierten, drangen durch die Nacht. Die Grimmtotems schlugen zu.
Rasch stürmten die Meuchelmörder in die Zelte der Tauren. Einige Ziele waren ihnen gut bekannt - geübte Kämpfer oder besonders mächtige Druiden oder Schamanen. Doch wem nützt die Kraft eines Bären, wenn er nicht rechtzeitig aufwacht, um sich zu verwandeln? Wem hilft es, geübt im Umgang mit dem Schwert zu sein, wenn die Brust bereits durchbohrt ist? Wie leicht kann man Kehlen durchtrennen, wenn es keinen Widerstand gibt?
Am Ufer des kleinen Sees kamen sie wieder zusammen, vergewisserten sich, dass alle Krieger noch wohlauf waren, und gaben sich Handzeichen. Nachdem sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt hatten, lief die erste Gruppe zur Anhöhe der Geister, die zweite zur Anhöhe der Jäger. Die Anhöhe der Ältesten ignorierten sie. Dort hatte Magatha bis zu dieser Nacht gelebt. Ihre loyalen Untergebenen, die in Donnerfels zurückgeblieben waren, hatten zweifelsohne bereits die unglücklichen Druiden getötet, die das Pech hatten, sich in Donnerfels aufzuhalten. Die alten Bohlen der Brücken knarrten leise unter dem Gewicht der Angreifer, doch da die Brücken im Wind stets Geräusche verursachten, befürchteten sie nicht, entdeckt zu werden.
Sie rannten zu ihren Opfern. Einer der Grimmtotems beugte sich über einen Schamanen, der gerade noch rechtzeitig erwachte, um erschreckt nach Luft zu schnappen, bevor er starb. Er gehörte zur Familie der Himmelsjäger, die nun bis auf das letzte Mitglied ausgelöscht war. Die Grimmtotems mussten sich keine Sorgen um die Verlassenen und den Teich der Visionen machen, der unterhalb der Hauptebene der Anhöhe der Geister gelegen war, denn der größte Teil der Verlassenen unterstützte Magatha. Die, die das nicht taten, hatten zumindest keine enge Bindung zu den Tauren oder ihrem Anführer.
Auf der Anhöhe der Jäger stießen die Grimmtotems bei ihrem mörderischen Tun auf einigen Widerstand, denn die Jäger erwachten sofort. Sie waren äußerst stark und setzten sich zur Wehr. Doch für die Grimmtotems waren sie keine Gegner, denn diese hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite und Gift auf ihren Klingen. Schon bald herrschte wieder Ruhe auf der Anhöhe, und die Meuchelmörder kehrten in das Herz von Donnerfels zurück.
Diejenigen, die die größte Bedrohung für die Ältestengreisin Magatha dargestellt hatten, waren ausnahmslos getötet worden. Jetzt war es an der Zeit, wahllos vorzugehen, um Angst in die Herzen all der Tauren zu pflanzen, die das Massaker überlebt hatten. Sie mussten wissen, dass die Herrschaft der Grimmtotems keinen Spielraum für Fehler ließ und Vergebung oder Mitleid nicht zu erwarten waren.
Donnerfels würde wie ein Kind im Blut wiedergeboren werden.
„Wartet", sagte ein Schamane der Grimmtotems und streckte die Hand aus. Obwohl sein Geburtsname Jevan lautete, wurde er wegen seiner Vorliebe für die Elemente Wasser und Luft Sturmlied genannt. Als die von ihm geführte Gruppe das Dorf der Bluthufe umzingelte, verkündete er seinen Leuten, seine speziellen Kräfte erst im letzten Moment einsetzen zu wollen. Tarakor, sein Stellvertreter, wartete jedoch ungeduldig auf das Signal zum Angriff.
„Warum warten?", fragte Tarakor verwirrt. „Wir haben unsere Befehle, Sturmlied. Wir greifen an!"
Der Schamane hielt seine Nase schnuppernd in die Luft, und
Weitere Kostenlose Bücher