Wozu wollen Sie das wissen?
ich es bin.
»Das ist nicht dein Ernst. Das meinst du nicht so. Du weißt ja nicht, was du sagst.«
»Doch, das weiß ich.«
»Na, dann solltest du die Bibel lesen. Du solltest mal sehen, was alles in der Bibel steht.«
Mein Vater schlägt sich ärgerlich oder ungeduldig mit der Hand aufs Knie.
»Man kann mit der Bibel einverstanden sein oder auch nicht, Joe. Die Bibel ist nur ein Buch wie jedes andere.«
»Es ist Sünde, das zu sagen. Der Herr hat die Bibel geschrieben, und der Herr hat die Welt geplant und erschaffen und jeden von uns hier.«
Weitere Schläge aufs Knie. »Ich bin mir da nicht so sicher, Joe. Gar nicht sicher. Die Welt geplant, wer sagt, dass sie überhaupt geplant werden musste?«
»Na, wer hat sie denn dann erschaffen?«
»Ich weiß darauf keine Antwort. Und es ist mir auch egal.«
Ich sehe, dass das Gesicht meines Vaters nicht wie sonst ist, dass es nicht freundlich ist (diesen Ausdruck hat es fast immer gehabt) und auch nicht übellaunig. Es ist eigensinnig, aber nicht herausfordernd, nur erstarrt in unnachgiebiger Verdrossenheit. Etwas in ihm hat den Betrieb eingestellt, ist zum Stillstand gekommen.
Er fährt sich selbst ins Krankenhaus. Ich sitze neben ihm mit einer ausgespülten Konservendose auf den Knien, bereit, sie ihm hinzuhalten, falls er am Straßenrand anhalten muss, um sich wieder zu übergeben. Er ist die ganze Nacht lang auf gewesen und hat sich erbrochen. Dazwischen saß er am Küchentisch und studierte den
Historischen Atlas
. Er, der selten aus der Provinz herausgekommen ist, weiß über Flüsse in Asien und antike Grenzen im Mittleren Osten Bescheid. Er weiß, wo der tiefste Graben im Meeresboden ist. Er kennt Alexanders Feldzüge und die von Napoleon und weiß, dass die Chasaren ihre Hauptstadt dort hatten, wo die Wolga ins Kaspische Meer fließt.
Er sagte, er habe Schmerzen in den Schultern, im Rücken, und das, was er seinen alten Feind nannte, seine Leibschmerzen.
Gegen acht Uhr ging er hinauf, um ein wenig zu schlafen, und Irlma und ich vertrieben uns den Vormittag in der Küche mit Reden und Rauchen, in der Hoffnung, dass er wirklich schlief.
Irlma erinnerte sich an die Wirkung, die sie früher auf Männer hatte. Es fing schon früh an. Ein Mann versuchte sie fortzulocken, als sie sich eine Parade anschaute, mit neun Jahren. In den frühen Jahren ihrer ersten Ehe ging sie auf der Suche nach einem Laden, in dem es, so hatte sie gehört, Staubsaugereinzelteile zu kaufen gab, eine Straße in Toronto entlang. Und ein Mann, den sie überhaupt nicht kannte, sagte zu ihr: »Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben, junge Dame. Laufen Sie nicht mit so einem Lächeln durch die Stadt. Es gibt welche, die könnten das missverstehen.«
»Dabei wusste ich gar nicht, wie ich lächelte. Ich hatte nichts Arges im Sinn. Ich habe immer lieber gelächelt als ein finsteres Gesicht gezogen. Ich war noch nie im Leben so von den Socken.
Laufen Sie nicht mit so einem Lächeln durch die Stadt
.« Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, breitet hilflos die Arme aus und lacht.
»Heißes Weib«, sagt sie. »Und ich hab’s nicht mal gewusst.«
Sie erzählt mir, was mein Vater ihr gesagt hat. Er hat gesagt, er wünschte, nicht meine Mutter, sondern sie wäre immer seine Frau gewesen.
»Das hat er gesagt. Er hat gesagt, ich bin die, die zu ihm gepasst hätte. Die er gleich beim ersten Mal hätte heiraten sollen.«
Und das ist die Wahrheit, sagt sie.
Als mein Vater herunterkam, sagte er, es gehe ihm besser, er habe ein wenig geschlafen, und die Schmerzen seien fort, oder er meine zumindest, dass sie fortgingen. Er könne versuchen, etwas zu essen. Irlma bot ein Sandwich an, Rühreier, Apfelmus, eine Tasse Tee. Mein Vater versuchte es mit der Tasse Tee, dann musste er sich übergeben, immer wieder erbrach er Galle.
Doch bevor er zum Krankenhaus aufbrach, musste er mich in die Scheune führen und mir zeigen, wo das Heu war und wie ich es den Schafen hinwerfen sollte. Er und Irlma halten sich ungefähr zwei Dutzend Schafe. Ich weiß nicht, warum sie das tun. Ich glaube nicht, dass sie genug Geld an den Schafen verdienen, damit die anfallende Arbeit sich lohnt. Vielleicht ist es einfach anheimelnd, Tiere um sich zu haben. Sie haben natürlich Buster, aber der ist nicht unbedingt ein Farmtier. Die Schafe schaffen Pflichten, Farmarbeit, die immer noch getan werden muss, die Art von Arbeit, die sie ihr ganzes Leben lang gekannt haben.
Die Schafe sind noch draußen auf der Weide,
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