Wozu wollen Sie das wissen?
Milchstrahlen, die in den Eimer schießen, aber nicht recht an das Geräusch. Etwas Hartes und Leichtes, wie kleine Hagelkörner? Außerhalb vom kleinen Stück des Stalls, das von der Laterne beleuchtet wird, sind die mit zottigem Heu gefüllten Raufen, der Wassertank, in dem mein Kätzchen ein paar Jahre später ertrinken wird; die von Spinnweben bedeckten Fenster, die großen, brutalen Werkzeuge – Sensen und Äxte und Rechen –, die außerhalb meiner Reichweite hängen. Und draußen ringsum die Dunkelheit einer Nacht auf dem Lande, als nur wenige Autos unsere Straße entlangfuhren und es noch keine Außenbeleuchtung gab.
Und die Kälte, die da schon eingesetzt haben musste und sich zu der Kälte jenes außergewöhnlichen Winters steigerte, dem alle Kastanien und viele Obstbäume zum Opfer fielen.
Wozu wollen Sie das wissen?
Ich sah den Grabhügel eher als mein Mann. Er befand sich auf der linken Seite, auf seiner Seite des Autos, aber er musste es lenken. Wir fuhren auf einer schmalen, holperigen Straße.
»Was war das?«, sagte ich. »Etwas Seltsames.«
Eine große, unnatürliche, mit Gras bewachsene Erhebung.
Wir wendeten, sobald wir eine Stelle dafür fanden, obwohl wir nicht viel Zeit hatten. Wir waren auf dem Weg zu einem Essen mit Freunden, die an der Georgian Bay wohnen. Aber wir sind begierig auf dieses Land und wollen uns nichts entgehen lassen.
Da war er, mitten auf einem kleinen Dorffriedhof. Wie ein großes, wolliges Tier – wie ein Riesenwombat, das sich in einer prähistorischen Landschaft räkelt.
Wir kletterten einen Abhang hinauf, hakten eine Pforte auf und gingen hinein, um das vordere Ende zu besichtigen. Gemäuer aus Natursteinen zwischen einem größeren und einem kleineren Bogen und Gemäuer aus Ziegelsteinen innerhalb des kleineren Bogens. Keine Namen oder Daten, nichts als ein dürres, grob in den Schlussstein des höheren Bogens geritztes Kreuz, wie mit einem Stock oder dem Finger gemacht. Am anderen, niedrigeren Ende der Erhebung nichts als Erde und Gras und einige große, herausragende Steine, wahrscheinlich dort platziert, um die Erde festzuhalten. Auch auf ihnen keine Zeichen – keine Hinweise, wer oder was darin verborgen sein mochte.
Wir kehrten zum Auto zurück.
Ungefähr ein Jahr danach erhielt ich einen Anruf von der Sprechstundenhilfe meines Arztes. Der Herr Doktor wolle mich sehen, zu dem und dem Termin. Ich fragte nicht nach, denn ich wusste, worum es ging. Etwa drei Wochen zuvor hatte ich in einem städtischen Krankenhaus eine Mammographie machen lassen. Es gab keinen besonderen Grund dafür, keinen Anlass. Nur, dass ich ein Alter erreicht hatte, in dem eine jährliche Mammographie empfohlen wird. Und im Vorjahr hatte ich sie versäumt, weil es zu viel zu tun gab.
Die Ergebnisse dieser Mammographie waren inzwischen meinem Arzt geschickt worden.
Es gab einen Knoten tief in meiner linken Brust, den weder mein Arzt noch ich hatten ertasten können. Wir konnten ihn immer noch nicht ertasten. Mein Arzt sagte, auf der Mammographie zeige er sich erbsengroß. Er hatte mir einen Termin bei einem Arzt in der Stadt gemacht, der eine Biopsie vornehmen werde. Als ich ging, legte er mir die Hand auf die Schulter. Eine Geste der Besorgnis oder der Ermutigung. Er ist ein Freund, und ich wusste, dass der Tod seiner ersten Frau genauso begonnen hatte.
Zehn ganze Tage lagen vor meinem Termin bei dem Arzt in der Stadt. Ich vertrieb die Zeit mit dem Beantworten von Briefen und Hausputz und der Durchsicht meiner Unterlagen und dem Empfang von Abendgästen. Es überraschte mich, dass ich mich so beschäftigte, statt an das zu denken, was man die tieferen Dinge nennen könnte. Ich las weder große Literatur noch hörte ich ernste Musik, und ich versank auch nicht in einer konfusen Träumerei, wie ich es oft tue, wenn ich am frühen Morgen aus dem großen Fenster schaue, während das Sonnenlicht in die Zedern kriecht. Ich wollte nicht einmal allein spazieren gehen, auch wenn mein Mann und ich weiterhin unsere üblichen gemeinsamen Spaziergänge oder Ausfahrten unternahmen.
Ich setzte mir in den Kopf, dass ich gerne das Hügelgrab wiedersehen und etwas darüber in Erfahrung bringen würde. Also machten wir uns auf, überzeugt – oder doch recht sicher, dass wir uns daran erinnerten, an welcher Straße es lag. Aber wir fanden es nicht. Wir nahmen die nächste Parallelstraße und fanden es auch nicht an der. Bestimmt befand es sich im Bruce County, sagten wir, und es lag
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