Wozu wollen Sie das wissen?
es, ja?«, fragt er mit einem Nicken – nicht mit einem Blick – zu dem Bündel neben ihr.
Sie lacht verärgert und fragt, was er wohl meint, was das ist? Mehr braucht es nicht, um ihn aus der Fassung zu bringen, seine vorgetäuschte Sicherheit zu erschüttern. Jetzt erstarrt er, wird noch röter, in Feuer getaucht. Es ist nicht nur das, was sie gesagt hat, es ist der ganze Schauplatz, die Gerüche nach dem Neugeborenen und Milch und Blut, am meisten die Waschschüssel, die Tücher, die danebenstehenden Frauen mit ihrem properen Äußeren, das auf einen Mann wie eine Zurechtweisung und gleichzeitig wie Gespött wirken kann.
Er bringt kein Wort mehr heraus, also erbarmt sie sich schließlich und sagt ihm grob, er solle sich trollen, hier gebe es Arbeit zu tun.
Einige der Mädchen sagten immer, wenn man schließlich nachgibt und sich mit einem Mann hinlegt – sogar wenn er nicht der Mann der ersten Wahl ist, dann gibt einem das ein hilfloses, aber ruhiges und sogar süßes Gefühl. Agnes kann sich nicht daran erinnern, das mit Andrew gefühlt zu haben. Alles, was sie fühlte, war, dass er ein ehrlicher Bursche war und derjenige, den sie in ihrer Lebenslage brauchte und dem es nie in den Sinn kommen würde, sie sitzen zu lassen.
Walter hat sich weiterhin an denselben abgeschiedenen Ort zurückgezogen, um in sein Buch zu schreiben, und niemand hat ihn dort erwischt. Bis auf das Mädchen natürlich. Aber jetzt ist er mit ihr quitt. Eines Tages kam er hin und sie war schon dort, hüpfte über ein rotes Sprungseil. Als sie ihn sah, hörte sie auf, außer Puste. Doch sobald sie wieder zu Atem gekommen war, fing sie an zu husten, so dass es mehrere Minuten dauerte, bis sie sprechen konnte. Sie sank nieder und lehnte sich an den Stapel Segeltuch, der den Ort verbarg, das Gesicht rot angelaufen und die Augen voll heller Tränen vom Husten. Er stand einfach da und sah ihr zu, verängstigt von diesem Anfall, doch ratlos, was er tun sollte.
»Willst du, dass ich eine der Damen hole?«
Er hat inzwischen mit den Frauen aus Edinburgh Bekanntschaft geschlossen, durch Agnes. Sie nehmen freundlichen Anteil an der Mutter und dem Neugeborenen und Mary und dem kleinen James, und den alten Vater finden sie ulkig. Sie haben auch ihren Spaß an den beiden schüchternen Stoffeln, Andrew und Walter. Obwohl Walter in ihrer Gegenwart nicht so sprachlos ist wie Andrew, aber dieser Vorgang der Geburt (an den er bei Schafen gewöhnt ist) erfüllt ihn bei Frauen mit Entsetzen und sogar Abscheu. Agnes hat dadurch einen Großteil ihrer galligen Anziehungskraft verloren. (Wie es schon einmal geschah, als sie den kleinen James gebar. Aber dann kehrte allmählich ihre Kratzbürstigkeit zurück. Er hält es für unwahrscheinlich, dass dies wieder geschehen wird. Er hat jetzt mehr von der Welt gesehen und an Bord des Schiffes auch mehr von Frauen.)
Das hustende Mädchen schüttelt heftig den Lockenkopf.
»Nein, nicht«, sagt sie, als sie die Worte keuchend hervorstoßen kann. »Ich habe niemandem gesagt, dass du herkommst. Also darfst du auch niemandem was von mir sagen.«
»Aber du hast das Recht, hier zu sein.«
Sie schüttelt wieder den Kopf und bedeutet ihm, zu warten, bis ihr das Sprechen leichter fällt.
»Ich meine, dass du mich seilspringen gesehen hast. Mein Vater hat mein Springseil versteckt, aber ich habe das Versteck gefunden – aber das weiß er nicht.«
»Heute ist kein Sonntag«, sagt Walter vernünftig. »Warum sollst du also nicht seilspringen?«
»Was weiß ich?«, sagt sie, ihre alte Frechheit zurückgewinnend. »Vielleicht denkt er, ich bin zu alt dafür. Schwörst du, es niemandem zu sagen?« Sie hält ihre Zeigefinger hoch und formt ein Kreuz. Die Geste ist unschuldig, das ist ihm klar, trotzdem ist er schockiert, denn er weiß, wie manche Leute das auffassen könnten.
Aber er sagt ja, er schwört es.
»Ich schwöre auch«, sagt sie. »Ich werde niemandem sagen, dass du herkommst.«
Nachdem sie das ganz feierlich ausgesprochen hat, zieht sie ein Gesicht.
»Obwohl ich es sowieso niemandem gesagt hätte.«
Was für ein komisches, eingebildetes kleines Ding sie ist. Sie spricht nur von ihrem Vater, also denkt er, das ist wohl, weil sie keine Brüder oder Schwestern und – wie er selbst – keine Mutter hat. Daran muss es liegen, dass sie so verwöhnt und so einsam ist.
Nach diesen Schwüren wird das Mädchen – namens Nettie – eine häufige Besucherin, wenn Walter sich vornimmt, in sein Buch zu
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