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Wozu wollen Sie das wissen?

Wozu wollen Sie das wissen?

Titel: Wozu wollen Sie das wissen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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zurechtgezimmert, das mönchisch war, jedoch weder den Zustand der Gnade noch Augenblicke der Transzendenz kannte.
     
    An einem Sonntagnachmittag im Herbst schaute Susan aus einem Fenster und sah Forrest auf dem großen vorderen Feld, auf dem jetzt nur noch Weizenstoppeln standen, hin und her gehen. Er trat fest auf. Er blieb stehen und begutachtete das, was er tat.
    Doch was war das? Sie tat ihm nicht den Gefallen, ihn zu fragen.
    Wie sich herausstellte, hatte er sich in den Kopf gesetzt, noch vor Einsetzen des Frostes ein großes Loch zu graben. Er arbeitete bei Tages- und bei Laternenlicht. Er grub sechs Fuß tief, aber das Loch war viel zu groß für ein Grab. Es sollte nämlich der Keller eines Hauses werden. Er brachte die Erde in einer Schubkarre hoch, auf einer Rampe, die er dafür gebaut hatte.
    Er schleppte große Steine vom Steinhaufen in den Schuppen, und als der Winter hereinbrach, behaute er sie dort mit einem Steinmeißel für seine Kellerwände. Er übernahm weiterhin seinen Anteil der Hofarbeiten, werkelte aber bis spät in die Nacht an seinem eigenen Vorhaben.
    Sobald das Loch im nächsten Frühjahr trocken war, mörtelte er die Steine in die Wände ein. Er baute das Abflussrohr ein und legte die Zisterne an, dann errichtete er für alle sichtbar das Steinfundament für sein Haus. Es war zu erkennen, dass er keine Zwei-Zimmer-Hütte plante. Das war ein richtiges und geräumiges Haus. Es würde einen festen Weg zur Haustür und einen Entwässerungsgraben benötigen und Ackerland beanspruchen.
    Seine Brüder redeten endlich mit ihm darüber. Er sagte, er werde den Graben erst nach der Ernte anlegen, und was den Weg anging, so habe er gar keinen geplant, sondern sich gedacht, er könne vom Haupthaus auf einem schmalen Pfad hinübergehen, um ihnen nicht mehr Getreide wegzunehmen als unbedingt nötig.
    Sie sagten, da sei immer noch das Haus zu berücksichtigen, das Land, das ihnen das Haus weggenommen habe, und er sagte, ja, das sei wahr. Er werde ihnen eine angemessene Summe dafür zahlen, sagte er.
    Wie wollte er sich die besorgen?
    Die konnte berechnet werden aus der Arbeit, die er bereits auf dem Hof geleistet hatte, abzüglich der Lebenshaltungskosten. Auch gab er seinen Anteil am Erbe auf, und das alles zusammen sollte für das Loch im Feld genügen.
    Er beabsichtigte, nicht mehr auf dem Hof zu arbeiten, sondern sich Arbeit im Sägewerk zu besorgen.
    Sie wollten ihren Ohren nicht trauen, geradeso wie sie – bis er die mächtigen und dauerhaften Steine einfügte – ihren Augen nicht hatten trauen wollen. Nun gut, sagten sie. Wenn du dich zum Gespött machen willst. Dann musst du das tun.
    Also ging er im Sägewerk arbeiten, und an den langen Abenden errichtete er das Balkenwerk seines Hauses. Es sollte zwei Stockwerke haben, mit vier Schlafzimmern, einer Küche vorn, einer Küche hinten, einer Speisekammer und einer doppelt großen guten Stube. Die Wände sollten aus Brettern bestehen, mit Ziegeln verkleidet. Die Ziegel würde er natürlich kaufen müssen, aber die Bretter, die er benutzen wollte, das waren die, die in der Scheune lagerten, übrig geblieben von dem alten Geräteschuppen, den er und seine Brüder abgerissen hatten, als sie den neuen Viehstall bauten. Durfte er diese Bretter benutzen? Streng genommen nicht. Aber sie waren nicht verplant, außerdem herrschte Unsicherheit in der Familie, wie die Leute es aufnehmen würden, wenn um alles und jedes gestritten wurde. Sein Mittagbrot aß Forrest bereits in einem Hotel in Blyth, wegen der Bemerkungen von Sandy über dessen Platz am Familientisch, wo er das aufaß, was die Arbeit der anderen hervorgebracht hatte. Den Grund und Boden für das Haus hatten sie ihm, als er behauptete, der stehe ihm zu, überlassen, weil sie nicht wollten, dass er Geschichten über ihre Knauserigkeit herumerzählte, und aus demselben Grund überließen sie ihm jetzt die Bretter.
    Noch im Herbst stellte er den Dachstuhl fertig, auch wenn er es nicht schaffte, ihn mit Schindeln zu decken, und baute einen Ofen ein. Bei beidem half ihm ein Mann, der auch im Sägewerk arbeitete. Es war das erste Mal, dass jemand, der nicht zur Familie gehörte, auf dem Gehöft hantierte, bis auf damals, als ihr Vater die Scheune hochziehen ließ. Der Vater hatte sich an jenem Tag über seine Töchter geärgert, denn sie hatten das Essen auf die Brettertische im Hof gestellt und waren dann verschwunden, statt den Fremden gegenüberzutreten und sie zu bedienen.
    Die Zeit hatte sie

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