Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
segelte. »So viel?«
»Woher weißt du?«
»Immer wenn du mit was ausgemacht Niederträchtigem ankommst, bläst du erstmal einen Rauchring. Das ist so gut wie kursiv gedruckt.«
Wu blies noch einen Rauchring und sagte: »Eine halbe Million. Für jeden. Bar.«
Durant lehnte sich in dem Wildledersessel zurück und betrachtete die Decke. »Wer sagt es denn? Kleines Risiko inbegriffen natürlich.«
»Wir können im Knast landen. Oder getötet werden.«
»Sagte ich ja, kleines Risiko inbegriffen.«
Wu blies seinen dritten Rauchring. »Deine Ohren werden spitz.«
Durant faßte sich ans rechte Ohr. »Wann?«
»Immer wenn ich Geld erwähne, werden sie spitz.« Wu seufzte. »Habgier, schätze ich.«
»Das hab ich nicht gewußt. Und jetzt möchte ich hören, wie wir reich werden.«
Wu sah auf seine Uhr. »Erst mal rufen wir Otherguy an und bestellen ihn und McBride für eine kleine Konferenz her.« Wu erhob sich und ging zum Telefon. Beim dritten Klingeln hatte er Overby am Apparat. Overby sagte, sie könnten um zwei bei Durant sein. Wu legte auf, kehrte zur Couch zurück, setzte sich und blies einen letzten Rauchring.
Dann schaute er Durant an und lächelte. »Holen wir uns die zwei Millionen.«
»Eddie McBrides zwei Millionen?« Wu nickte.
»Was heißt, daß wir uns Simms vorknöpfen müssen.«
Wu nickte wieder.
»Nicht schlecht, überhaupt nicht schlecht.« Durant lächelte. »Aber die Hälfte von zwei Millionen ist eine. Du hast von einer halben geredet.«
»Weil wir sie vielleicht durch vier teilen müssen.«
»Verstehe. Fair ist fair. Und jetzt zu deinem niederträchtigen Plan.«
Wu grinste. »Er ist wirklich niederträchtig.«
»Um so besser.« Durant zündete sich eine Pall Mall an, die zweite dieses Morgens. »Okay, ich höre.«
Artie Wu brauchte gut anderthalb Stunden, um seinen Plan zu erläutern. Er brauchte so lange, weil Durant auf der Stelle begann, ein paar ziemlich große Löcher in ihn zu bohren, die sie dann gemeinsam zustopften. Dann kehrte Aggie Wu mit den Kindern zurück, und man beschloß, auf der Veranda zu picknicken. Nach dem Picknick wurden die Kinder zu einem Mittagsschlaf ins große Doppelbett im Gästezimmer gesteckt. Aggie Wu verzog sich zum gleichen Zweck in Durants Schlafzimmer.
Als wieder Ruhe ins Wohnzimmer eingekehrt war, gingen Wu und Durant ihr Projekt noch mal durch, klopften es auf weitere Schwachstellen und Löcher und klaffende Unvereinbarkeiten ab, fanden von allem reichlich und flickten, wo es not tat, wobei sie sich vor allem auf ihr Improvisationstalent verließen.
Schließlich verschränkte Durant seine Hände im Nacken und starrte wieder gegen die Decke. »Bei Gott, das ist niederträchtig, oder?«
Wu lächelte. »Ich dachte mir, daß es dir gefällt.«
»Und die Chancen?«
Wu zuckte mit den Achseln. »Eins zu tausend.«
»So schlecht?«
Wu steckte sich eine frische Zigarre in den Mund und umrahmte sie mit einem großen, breiten, weißen, fröhlichen Grinsen. »Nein, so gut«, sagte er.
Neunundzwanzig
Otherguy Overby verliebte sich auf der Stelle in Durants Haus. Tatsächlich konnte die Konferenz erst beginnen, als Overby alles besichtigt hatte. Aggie Wu war schon wieder mit den Kindern unterwegs zu einem letzten feuchten Marsch am Strand entlang, diesmal in Richtung Santa Monica, und Overby inspizierte das Haus wie ein potentieller Käufer – er öffnete Schränke, bediente die Klospülung und vergewisserte sich, daß die Müllzerkleinerungsanlage in der Küche auch richtig funktionierte.
Anschließend stellte er sich mitten in den großen Wohnraum und blickte um sich, als sei der Hausbesitz nurmehr eine Frage von Tagen oder Wochen. »Was bezahlst du für das Haus, Quincy, wenn ich fragen darf?«
»Sechshundertfünfzig.«
Overby schob die Unterlippe vor, zog die Mundwinkel herab und nickte zustimmend. »Nicht schlecht, weiß Gott nicht schlecht. Deine Möbel?«
»Ja.«
»Nebenkosten?«
»Nochmal fünfzig etwa.«
»Nicht schlecht, wahrhaftig nicht. Und du hast das Meer.«
»Plus Strand.«
»Strand. Wer will schon Strand?« sagte Overby. »Man schleppt nur Sand ins Haus.« Overby nickte sich selbst zu und sagte, immer noch in die Runde blickend und in einem Ton, dem man deutlich ein Versprechen anhörte: »Eines Tages bin ich soweit.«
»Wie weit?« sagte Artie Wu.
»Eines Tages kassiere ich ganz groß ab, und dann kaufe ich mir ein Haus wie das hier und verkünde der ganzen Welt, daß sie mich am Arsch lecken kann.«
»Willst du
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