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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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der enormen Kaffeekanne zwei Becher mit Kaffee und reichte Durant einen.
    »Du siehst mir aus, als könntest du was in deinem Kaffee brauchen«, sagte er, während er Durant musterte.
    »So schlimm?«
    »Ziemlich. Schlechte Nacht?« Durant nickte.
    »Ich höre.«
    »Lohnt nicht«, sagte Durant.
    »Was hast du gemacht?« sagte Wu und schlenderte ins Wohnzimmer. »Dir eine Frau aufgegabelt?«
    »Nicht genau.«
    »Eine Frau hat dich aufgegabelt?« sagte Wu und setzte sich auf die Couch.
    »So was in der Art, ja.«
    Artie Wu schüttelte den Kopf, und sein Kopfschütteln drückte herzliches Mitgefühl aus. »Es endete wie üblich?«
    »Wie üblich.«
    »Schlimm?«
    »Yeah, schlimm.«
    »Wer war sie denn?«
    Durant überlegte, ob er es Wu sagen sollte. Vielleicht half es ihm, ein bißchen darüber zu reden. Manchmal tat es tatsächlich gut, auch wenn es ihm nicht weiterhalf.
    »Lace Armitage«, sagte er.
    Artie Wu richtete sein Gesicht himmelwärts und breitete beschwörend die Arme aus. »Oh, gütiger Gott, laß mir das doch mal passieren.«
    Durant erzählte Wu von seiner nächtlichen Besucherin, er erfand nichts dazu, ließ aber einiges weg. »Und dann kam ihr großer Auftritt …«
    »Und du hast dagesessen und nicht mal eine steife Zunge bekommen.«
    »Yeah. Und wer spaziert in dem Augenblick zu uns rein? Der Ehemann.«
    »Piers?«
    »Der einzige, den sie hat.«
    »Mein Gott. Und was passierte?«
    »Nichts. Er schien daran gewöhnt – jedenfalls so weit gewöhnt, wie man sich an so was gewöhnen kann, schätze ich. Mir kam es vor, als tue sie ihm vor allem schrecklich leid.«
    Artie Wu brachte eine Zigarre hervor und zündete sie nach bewährtem Ritual an. »Für eine solche Frau nimmt man vermutlich verdammt viel in Kauf.«
    »Vermutlich.«
    Wu blickte Durant kritisch prüfend an. »Du willst wirklich ernsthaft weitermachen?«
    Durant nickte.
    »Wir können immer noch mit einem Profit das Weite suchen.«
    »Ja, aber ich will nicht.«
    »Du verläßt dich auf das, was dir der Doktor in London gesagt hat?«
    »Es war ein ziemlich teurer Doktor. Er hat fünfunddreißig Guineas pro Stunde kassiert.«
    »Die Vergeltungstheorie.«
    »Yeah«, sagte Durant, »Vergeltung, nicht Rache. Da besteht ein Unterschied.«
    »Sie ist tot, Quincy«, sagte Wu sanft mahnend.
    »Ich weiß. Irgendwann habe ich ihren Tod akzeptiert. Aber ich hätte handeln müssen, abrechnen. Nach Meinung unseres Irrendoktors aus der Harley Street hätte kaum eine Rolle gespielt, was ich gemacht hätte, wenn ich nur was gemacht hätte. Aber weil ich nichts gemacht habe, fing alles an, irgendwo in mir zu schwären, das Gefühl des Versagens, das einzugestehen ich mir nicht erlaubte, die Schuld, die ich nicht zugeben wollte, der Zwiespalt, der mich aufrieb, und schließlich der Lohn in Form eines dauernd schlaffen Schwanzes – kein sonderlicher Spaß für einen erwachsenen Mann.«
    »Eine haarige Theorie«, sagte Wu.
    »Du akzeptierst sie nicht?«
    »Ich weiß nicht. Vergeltung.« Wu schüttelte den Kopf. »Du rechnest mit Simms ab, weil er für Christines Tod verantwortlich ist, und kriegst deine Eier in Ordnung. Ein bißchen allzu glatt, finde ich.«
    »Die Theorie des Doktors besagt, daß es keine Rolle spielt, was ich Simms antue. Ich kann ihm auf die Finger hauen oder von einer Klippe stoßen. Er wollte damit ausdrücken – und den Teil akzeptiere ich schon –, daß gleichgültig ist, was ich damals hätte tun sollen. Kannst du mir folgen, oder klingt das zu schwammig?«
    »Nein, nein, ich kann dir folgen.«
    »Es ist ganz einfach eine Frage des Vertrauens.«
    »Impotenz?«
    Durant nickte.
    »Scheiße auch«, sagte Wu. »Wir können dich nicht für den Rest deines Lebens so rumlaufen lassen.«
    »Nein. Das wär ein bißchen lang, oder?«
    »Also machen wir weiter.« Wu blickte an Durant vorbei auf den Ozean, der vom bedeckten Himmel noch grau gefärbt war, während der Horizont sich aus irgendwelchen Gründen schon klar und hell abzeichnete, so klar, daß man Catalina sehen konnte, ein selbst bei strahlendem Wetter ungewöhnlicher Anblick. »Ich habe mir was einfallen lassen«, fuhr Wu fort. »Wenn du es hörst, wirst du verstehen, warum man uns Asiaten früher gerissen genannt hat.«
    »Phantasiebegabt auch.«
    »Bitte, dann ist meine Idee das Begabteste, das mir je eingefallen ist. Und es könnte uns auch noch ein bißchen Geld einbringen.«
    »Wie viel ist ein bißchen?«
    Wu blies einen seiner Rauchringe. Durant sah zu, wie er gegen die Decke

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