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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ein Problem, das sich nur schwer begreifen läßt«, sagte Piers. »Der erste Schritt ist, es zu akzeptieren, dann muß man noch damit leben können.«
    Lace Armitage war angezogen. Piers ging zu ihr hin, legte seinen Arm um ihre Taille und küßte sie ganz behutsam auf die Wange. »Alles in Ordnung?«
    »Danke, ja«, sagte sie. »Es ist mir ein bißchen außer Kontrolle geraten, und ich fürchte, ich bin Mr. Durant lästig gefallen.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Durant, weil er fand, er müßte irgend etwas sagen.
    »Tut mir leid, das alles«, sagte Lace. Sie blickte ihren Mann an. »Mr. Durant glaubt, er könnte möglicherweise Montag was über Silk erfahren.«
    »Stimmt das?« sagte Piers.
    »Es könnte sein«, sagte Durant, »es besteht eine winzige Chance.«
    »Bei dem Lunch am Montag bleibt es aber, oder?«
    »Ja.«
    »Gut, dann sehen wir uns Montag«, sagte Piers. Er nahm seine Frau am Arm und führte sie sanft zur Tür.
    »Bis Montag«, sagte Durant, während die beiden hinausgingen, und schloß dann leise hinter ihnen die Tür.
     

 
    Teil III

Achtundzwanzig
    Ein ziemlich nasses, für den Juni ziemlich unübliches Tiefdrucksystem, das schon seit fast einer Woche fern über dem Pazifik gelauert hatte, schob sich endlich in der Nacht zum Sonntag zur Küste vor und entlud sich. Um vier Uhr früh, als Quincy Durant endlich nach einem unruhigen Halbschlaf in eine Art Tiefschlaf verfiel, ging heftiger Regen auf einen großen Teil von Südkalifornien nieder. Es war Sonntag, der neunzehnte Juni.
    Als Aggie Wu an diesem Sonntagmorgen in ihrem Haus auf der Ninth Street in Santa Monica erwachte, hatte der schwere Regen sich in feinen Dunst und Nebel verwandelt. Aggie Wu entschied augenblicklich, daß das der ideale Tag für ein Picknick am Strand sei.
    Es dauerte eine Zeit, bis sie ihren Mann von der Brauchbarkeit ihres Einfalls überzeugt hatte, den er als gottverdammt wunderlich bezeichnete. Aber um zehn hatte er schon mit Durant telefoniert und den Wu-Clan von ihm zum Strandpicknick einladen lassen. Um elf war der riesige Picknickkorb gepackt, und um zwölf parkte Wu seinen Chrysler-Kombi auf dem Parkplatz von Paradise Cove, der wegen des Wetters praktisch leer war.
    Durant sah von seiner Veranda aus zu, wie der Wu-Clan über Parkplatz und Garageneinfahrt anmarschiert kam – vorneweg natürlich Artie Wu; unter dem weißen Zelt des Segeltuchhemds rollte behaglich der Bauch, sein Gesicht strahlte: ganz Familienvater, ganz der Patriarch.
    Ihm folgten die Zwillingspaare, die Jungen voran, die kleinen Mädchen hintendrein und mit ihren zwei Jahren kaum fähig, Schritt zu halten. Den Schluß bildete Aggie Wu, groß und strahlend in diesem fast schottischen Wetter. Sie trug den Picknickkorb, da Artie Wu, der die Köstlichkeiten zubereitet hatte, automatisch davon ausging, daß seine Frau sie zum Dank dafür tragen würde.
    Durant begrüßte zuerst die Jungen und konnte sogar Angus von Arthur unterscheiden, was ihm nicht immer gelang, weil die beiden einander zum Verwechseln ähnlich sahen. Bei den kleinen Mädchen war das einfacher. Das eine war hübsch, das andere noch hübscher.
    »Sie wollen dir ein Gedicht aufsagen, Quincy«, sagte Aggie Wu und stellte den Picknickkorb auf dem Rotholztisch ab.
    »Ein Mordsgedicht«, sagte Artie Wu. »Sie haben es von einem unserer Nachbarkinder.« Er nickte seinen Söhnen aufmunternd zu. Der Aufmunterung bedurfte es kaum. Im Duett leierten beide bereitwillig ihren Vers herunter, die kleinen Stimmen leicht eingefärbt mit einem spanisch-schottisch-amerikanischen Akzent:
    »Chinka, chinka Chinaman eats dead rats;
    Chews them up like gingersnaps.« {1}
    »Gefällt es dir?« sagte Aggie Wu.
    »Reimt sich etwas mühsam, finde ich, aber das Versmaß geht«, sagte Durant.
    »Sie haben auch was Neues auf Spanisch gelernt«, sagte Artie Wu. »Sag Quincy, was ihr gelernt habt, Angus.«
    Angus Wu, der ältere Sohn, derjenige, der, wenn alles gut ging, eines Tages sowohl Kaiser von China als auch König von Schottland werden konnte, lachte Durant niedlich an und sagte: »Chinga tu madre, loco cabrón.«
    »Danke gleichfalls, Sportsfreund«, sagte Durant.
    »Kommt, Kinder«, sagte Aggie Wu. »Wir gehen an den Strand und lassen uns kalt und naß durchpusten, so wie der liebe Gott es gewollt hat.«
    Wu und Durant sahen zu, wie die Mutter mit den warm verpackten Kindern zum Strand hinunterging. Dann nahm Wu den Korb und folgte Durant ins Haus. Er setzte den Korb in der Küche ab, füllte aus

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