Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Minneapolis, zogen aber weiter nach Key West, wo sie sich mit einem Syndikat zusammentaten, das nach gesunkenen spanischen Schätzen suchte. Sie fanden auch was, vielleicht sogar eine Menge, nur gab es da Probleme mit dem Staat, und so waren sie 1970 wieder in Bangkok, im Transportgeschäft.«
»Transportgeschäft?«
Ebsworth versicherte sich anhand einer Karteikarte. »Ja, steht hier. Okay, Bangkok war ihr Standort, aber sie waren ständig unterwegs. Einmal fuhr Durant los und kam nicht zurück, und dann fuhr Wu los, und als beide zurückkehrten, mußte Durant ins Krankenhaus.«
»Weswegen?«
»Erschöpfungszustand, angeblich. Aber tatsächlich war das die Zeit, in der er sich seine Narben holte.«
»Haben Sie herausgefunden, wie?«
Ebsworth schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Das war jetzt wann?«
»Frühjahr 1972. Als Durant aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stießen sie das Transportunternehmen ab und tauchten einen Monat später in Schottland auf.«
»Warum Schottland?«
»Vielleicht, weil es weit weg von Thailand war. Sie ließen sich in Aberdeen nieder.«
»Und was gab’s in Aberdeen?«
»Eine Menge Jungs aus Texas und Oklahoma.«
»Wegen der Ölbohrungen in der Nordsee?«
»Genau. Und kaum waren sie angekommen, eröffneten sie ein Unternehmen, das sie Nacogdoches Chili-Parlor nannten und das als Spezialität Texas Jailhouse Chili anbot, nach einem Rezept von Mrs. Lyndon B. Johnson, das sie mit ihrer freundlichen Genehmigung nachkochen durften. Nun ja, es war ein Riesenhit, sogar bei den Schotten. Ich vermute, wenn man Haggis essen kann, kann man alles essen. Einen Monat nach Eröffnung ihres Lokals heiratete Wu.«
»Das war jetzt wann?«
»Mitte 72.«
»Und wen heiratete er?«
»Eine verarmte schottische Maid mit einem Rest königlichen Bluts in den Adern, die ihre Familie bis 1297 zurückverfolgen konnte, Agnes Garioch. Jetzt heißt sie Aggie Wu. Die beiden bekamen 1974 Zwillingssöhne und 1975 Zwillingstöchter. Artie Wu ließ bei einem Londoner Ahnenforscher ein bißchen Geld springen, und er fand heraus, daß bei vielleicht drei Revolutionen und um die zehntausend glücklichen Todesfällen der ältere seiner Zwillingssöhne, Angus, sowohl Kaiser von China als auch König von Schottland werden könnte.«
Piers grinste. »Ist es das?«
»Fast. Anfang dieses Jahres verkauften sie mit großem Gewinn ihren Chili-Laden und kehrten in die Staaten zurück. Sie lebten zunächst in San Francisco und zogen dann hierher. Wu mietete ein Haus in Santa Monica, Durant das am Strand. Er bezahlt dafür sechshundertfünfzig im Monat.«
Piers schwieg eine Weile nachdenklich, dann sagte er: »Gute Arbeit, Ebsworth. Sie haben sich mächtig ins Zeug gelegt.«
»Ich habe ein paar Helfer engagiert«, sagte Ebsworth. »Außerdem habe ich ein paar große Gefallen in Washington eingelöst.«
»Ich glaube, ich frage lieber nicht, welche Gefallen.«
»Nein«, sagte Ebsworth, »lieber nicht.«
Es herrschte wieder Schweigen, bis Piers sagte: »Und?«
»Ich glaube, sie könnten brauchbar sein«, sagte Ebsworth langsam. »Aber sie werden kosten.«
Piers nickte.
»Und«, sagte Ebsworth noch, »es wird verdammt schwierig sein, sie zu überreden.«
Piers nickte wieder. »Das übernehme ich«, sagte er, »darin bin ich gut.«
Sieben
Es war die übliche Mischung, die Randall Piers an diesem Ahend eingeladen hatte. Außer einem Nobelpreisträger, angeblich der drittklügste Mann der Vereinigten Staaten, gab es einen berühmten Strafverteidiger, ein weibliches Mitglied vom Democratic National Committee, einen ehemaligen Kinderstar, der auf Gewerkschaftsfunktionär umgesattelt hatte, einen Ex-Gouverneur, einen Produzenten, der einfach nicht aufhören konnte, die Leute daran zu erinnern, daß er in Yale studiert hatte, eine ehemalige Schönheitskönigin und einen lang gewachsenen, angenehmen Mann von etwa fünfunddreißig, einen Fernsehproduzenten, der Artie Wu erzählte, daß er der Patensohn von Boris Karloff sei, und ihn fragte, ob er Lust hätte, mit ihm und seiner hübschen Frau eine Spritztour nach Oxnard zu machen, um dort in einem mexikanischen Lokal der Welt beste Burritos zu essen. Artie Wu mußte bedauernd ablehnen, ließ sich aber die Adresse geben, weil er mexikanische Küche liebte.
Als die Party zu Ende ging und die Gäste sich zu verabschieden begannen, kam Lace Armitage auf Durant zu, legte flüchtig eine Hand auf seinen Arm und sagte: »Sie bleiben doch noch, Mr. Durant, Sie und Mr. Wu. Mein
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