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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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schätze, es war als mein Grab gedacht.«
    James blickte Wu an. »Und wie haben Sie ihn gefunden?«
    Wu zuckte mit den Achseln. »Ich wußte ja, wo er war – oder jedenfalls, wo der Landeplatz war. Also heuerte ich ein paar Helfer an und flog hin und holte ihn raus. Es war wie Nachlaufen mit Anschlag vorm Morgengrauen. Nichts Besonderes.«
    »Es hört sich außergewöhnlich an.«
    Wus gelegentliche Beschäftigung mit seiner Zigarre ließ erkennen, daß er zu diesem Punkt keine weitere Diskussion wünschte. »War es aber nicht«, sagte er.
    »Und wie ging es weiter?«
    »Artie löste unsem Laden auf, als wir wieder zurück in Bangkok waren«, sagte Durant. »Ich war zehn Tage im Spital. Anschließend flogen wir nach Honolulu. Und von da nach Aberdeen.«
    »Und wieso ausgerechnet Aberdeen?«
    »Es war naß und kalt und weit weg und schien eine gute Idee«, sagte Durant. »War es dann ja auch.«
    »Und Simms?« sagte James.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich meine, haben Sie je herausgefunden, was passiert war?«
    »Sicher«, sagte Artie Wu. »Lopinot hätte Quincy den Termin mit Christine nicht zusagen dürfen, ohne vorher mit Simms zu sprechen. Als Simms davon erfuhr, löste er kurzerhand alles auf und setzte sich ab – nur hat er es nicht für nötig gehalten, uns darüber zu informieren.«
    »Kham hatte einen versprengten Soldaten gefangengenommen«, sagte Durant, »deshalb stimmten auch die Positionslichter.«
    »Und wie war Ihnen zumute?« sagte James.
    »Bei was?«
    »Simms.«
    Durant lächelte dünn. »Ich hätte ihn umgebracht – damals.«
    »Und jetzt?«
    Durant schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. »Das ist doch alles eine Ewigkeit her.«
    James wischte ein paar Krümel vom Tisch. »Sie wissen ja, daß Sie zwei eine schöne Bescherung hinterlassen haben.«
    »Aber Sie haben sie aufgeräumt, Whittaker«, sagte Wu, »Sie haben dafür gesorgt, daß praktisch nichts davon bekannt wurde.«
    »Nach Kambodscha hat Simms übrigens weiter operiert, wußten Sie das? Bis zum bitteren Ende. In Vietnam.«
    »Bis 75 also?« sagte Durant.
    James nickte. »Lopinot ist noch ganz zum Schluß bei einem Nachhutgefecht gefallen, während des Rückzugs aus Phuoc Long.«
    »Haben wir gehört«, sagte Durant.
    »Zu der Zeit war er schon fast so etwas wie ein Anachronismus. Simms, meine ich. Im letzten Augenblick erschien er noch in der Botschaft. Nach dem, was ich gehört habe, war er ziemlich fertig. Für ihn ging seine Welt zu Bruch. Aber er hatte gute Freunde, also ließ man ihn, um ihn zu beschäftigen – eine Art Therapie, schätze ich –, das Geld verbrennen.«
    »Sechs Millionen Dollar«, sagte Wu.
    »Ja. Sie hatten sie in Säcke verpackt. Wußten Sie das?«
    Wu schüttelte den Kopf. »Wußten wir nicht.«
    »Sie benutzten grüne Plastiksäcke.«
    »Und er zweigte zwei Millionen ab, richtig?« sagte Durant.
    »Er und Ihr junger Freund, der Marine-Sergeant.«
    »McBride.«
    »Ja, McBride, der immer noch glaubt, sie lägen abholbereit in ihrem Versteck.«
    »Wie ist er denn rausgekommen?« sagte Wu. »Simms, meine ich.«
    James schüttelte den Kopf. »Darüber gibt es nur Vermutungen. Er hat offenbar gewartet, bis die Botschaft bis zum letzten Mann evakuiert war. Aus Saigon herauszukommen, war kein Problem. Nicht für einen Mann wie Simms.«
    »Und der Name, den er zu der Zeit benutzte?« sagte Durant.
    »Der, den er während des ganzen Krieges benutzt hatte. Childester, Luke Childester.« Er räusperte sich zum drittenmal und strich über sein weißes Haar. »Eins interessierte mich noch. Was hielten Sie eigentlich davon?«
    »Wovon?«
    »Vom Krieg.«
    Wu warf Durant einen fragenden Blick zu, aber der schüttelte bloß den Kopf und zuckte mit den Achseln. Also sagte Wu mit vor Staunen belegter Stimme: »Was wir davon gehalten haben?«
    »Ja.«
    »Sag ihm schon, daß wir von Anbeginn standhaft dagegen waren, das will er doch hören«, sagte Durant.
    »Sie geben zu, daß es ein unmoralischer Krieg war?«
    »Unmoralisch?« sagte Wu. »Was, zum Teufel, hat Moral damit zu tun? Die einzigen moralischen Kriege sind die, die man gewinnt. Anschließend gibt es Paraden und Reden über die Toten, die ihr Leben nicht umsonst hingegeben haben. Aber wenn man einen Krieg verliert, versucht man ihn zu vergessen wie einen bösen Fehler – was er in einem solchen Fall ja auch war.«
    »Du hast gerade eine Rede gehalten«, sagte Durant. »Ich hatte allerdings erwartet, daß du ein paar Worte über die gelbe Gefahr

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