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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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als er wieder hochblickte, waren seine Augen vor Mißtrauen schmal und glitzernd, und sein Mund hatte sich zu einem steifen, leicht verrutschten Lächeln verzogen.
    »Ihr laßt mich ganz schön an eurer Leine laufen, Quincy, oder?«
    Durant lächelte. »Aber an einer dünnen.«
    »Ihr laßt mich an der Leine laufen, ohne daß ich weiß, wo’s langgeht.«
    »Na und? Du vergißt offenbar eins«, sagte Wu.
    »Und was?«
    »›Wir haben noch nie jemand beschissen, außer wenn er es verdient hat.«‹
    Overby reagierte mit einem komischen Geräusch, halb Schnauben, halb Bellen. »Yeah, Scheiße. Aber als ich Randall Piers’ Namen erwähnt habe, habt Ihr nicht mal mit der Wimper gezuckt. Ihr habt stur dagesessen und blöde gelächelt und mich plappern lassen.«
    »Wir haben dir zugehört, Otherguy«, sagte Wu.
    »Ja, ja. Okay, ich laufe weiter mit, und dazu noch im dunkeln, weil ich Geld rieche, viel Geld. Aber früher oder später könntet ihr mich schon einweihen, finde ich.«
    »Finden wir auch«, sagte Durant.
    »Vergeßt es nicht. Seid ihr auch bei dem Lunch?«
    »Das lassen wir uns doch nicht entgehen«, sagte Wu.
    »Und wer seid ihr?«
    »Ich denke, wir sind Mr. Piers’ engste Berater in Wirtschafts- und Finanzfragen und kommen aus San Francisco.« »Willst du Dr. Wu sein, Artie?«
    »Warum nicht?«
    »Yeah, warum eigentlich nicht? Du kannst allen glaubwürdig dein Wirtschaftschinesisch andienen, das du studiert hast. Machte schon immer einen starken Eindruck.«
    »Das wär’s dann, schätze ich«, sagte Durant und stand auf.
    »Moment«, sagte Eddie McBride. »Was ist mit mir? Was mache ich als Reporter?«
    »Sie machen sich auf die Suche nach einer bestimmten Person, Eddie«, sagte Durant.
    »Nach wem?«
    »Das sagen wir Ihnen noch.«
    McBride schüttelte langsam den Kopf. »Sie beide«, sagte er, »Sie beide lassen auch rein nichts raus, oder?«
    »Sagen wir, so wenig wie möglich«, sagte Artie Wu.
    Wu und Durant verließen die Wohnung und fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten, stiegen in den Chrysler und machten sich auf den Weg, um Durants Wagen zu holen. Sechsundzwanzig Minuten später waren sie im Gefängnis.

Dreiundzwanzig
    Als Oscar Ploughman, der Polizeichef, und Lt. Lake nach einem späten, ausgedehnten und eher flüssigen Gratis-Lunch aus dem Hungry Horse an der Fifth und Seashore Drive kamen, schlenderten sie ohne Hast zu ihrem schwarzen Plymouth Sedan, den sie wie üblich vor einem Hydranten geparkt hatten.
    Lt. Lake ging hinten um den Wagen herum und bemerkte erst jetzt das »Bulle«, das der kleine Sandy Choi in den Staub auf dem Kofferraum geschrieben hatte. Da Lake sich ohne Not nicht gern die Hände schmutzig machte, ließ er sich von Ploughman das Staubtuch reichen, das im Handschuhfach lag.
    Während Lake das »Bulle« wegwischte, viertelte Ploughman aus Gewohnheit mit den Augen das Straßenbild und teilte es dann noch mal in Achtel auf, während er die Gesichter im Kopf siebte und in Kriminelle, potentielle Kriminelle und Opfer trennte. Ploughman hielt große Stücke auf seine physiognomischen Kenntnisse und belehrte Lt. Lake häufig über die Bedeutung so wichtiger äußerer Merkmale wie zu fleischige Ohrläppchen oder zu wenig Kinn. Lt. Lake seinerseits erklärte dem Polizeichef häufig, daß er nur Scheiße im Kopf habe.
    Ploughman wollte gerade in den Wagen steigen, als ihm der grüne Chrysler-Kombi auffiel, der viel zu schnell um die Ecke fuhr und nur um Haaresbreite einen Coors-Bierwagen verfehlte, der dort unerlaubt neben einem parkenden Wagen abgestellt war. Es war aber nicht die Fahrweise, die Ploughmans Interesse weckte, es war der Fahrer. Ein Wort klickte sich in sein Hirn: Chinese.
    »Los, fahren wir«, kommandierte er, rutschte auf den Beifahrersitz und knallte die Wagentür zu.
    Lake schob sich hinters Lenkrad, zu langsam für Ploughmans Geschmack.
    »Mein Gott, nun mach schon.«
    »Was ist denn los?«
    »Der grüne Chrysler da vorn. Ich will ihn mir mal ansehen.«
    Sie brauchten fast zwei Blocks, um den Chrysler einzuholen. Als Artie Wu das Jaulen der Sirene hörte, blickte er in den Rückspiegel und sah die rote Warnlampe, die Ploughman hinter der Windschutzscheibe an- und ausknipste. »Scheiße«, sagte Wu.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Durant, während Wu den großen Wagen an den Bordstein lenkte und anhielt.
    »Was, zum Teufel, soll ich denn gemacht haben?«
    »Du sitzt am Steuer«, sagte Durant, »und das sollte in jedem Staat schon ein Verbrechen

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