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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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angefleht zu pusten, Mr. Wu. Aber Sie haben sich geweigert, und eine Weigerung kommt dem Eingeständnis der Schuld gleich.«
    Ploughman marschierte mit Wu zum Plymouth und öffnete die hintere Wagentür. »Okay, Mister, rein mit Ihnen – und ziehen Sie den Kopf ein.«
    Es war eine kurze Fahrt zum Polizeihauptquartier im Kommunalzentrum, wo das Leben des Bürgers von der Wiege bis zur Bahre verwaltet wurde, die Aufbewahrung von Übeltätern in Käfigen aus Stahl und Beton eingeschlossen.
    Der Weg dorthin führte am sieben Meter hohen Beton-Pelikan vorbei, den Ploughman wie stets mit einem »Hallo, Freddie« grüßte.
    Als sie vor dem Gebäude vorfuhren, drehte Ploughman sich nach hinten und sagte: »Sie müssen zugeben, daß wir ein ausgesprochen hübsches kleines Rathaus haben.«
    Durant und Wu gaben gar nichts zu. Statt dessen blickten sie schweigsam an dem fünf Stockwerke hohen Klotz aus cremefarbenem Beton hoch, der in der warmen kalifornischen Sonne briet. Er war offensichtlich von jemandem entworfen worden, der eine Vorliebe für Beton hatte. Die riesigen Wandflächen waren mit Betonquadern bepflastert, die die Fassade aussehen ließen wie einen Vertikal aufgestellten, überdimensionalen Fußboden mit gelegentlichen Einschüben von Fenstern.
    »Vielleicht fragen Sie sich, wieso es hier nicht allzu viele Fenster gibt«, sagte Ploughman und drehte sich wieder nach vorn.
    »Mich stört es nicht weiter«, sagte Durant, »aber Mr. Wu hier fängt schon an, sich daran zu stoßen.«
    »Eine interessante Geschichte«, sagte Ploughman. »Wissen Sie, je mehr Beton verwendet wurde, um so ansehnlicher wurde die Provision für einen bestimmten Stadtrat. Als also die Pläne zur Genehmigung vorgelegt wurden, strich er hier ein Fenster und da ein Fenster, bis kaum noch ein gottverdammtes Fenster übrig blieb. Daran wiederum freute sich ein anderer Stadtrat, der die Provision für die Klimaanlage einstrich und außerdem über die ausschlaggebende Stimme verfügte. Alles lief dann wie am Schnürchen. Beide kauften sich eine Achtzehn-Meter-Yacht und ankerten sie in Marina del Rey, wo sie keine Steuern bezahlen müssen, weil sie beide Wohnsitz und Lizenz in Oregon haben. Stark, oder?«
    »Äußerst«, sagte Wu.
    Ploughman nickte gemütlich. »Ich dachte mir, daß Ihnen die Geschichte gefällt.«
    Als sie das Gebäude betreten hatten, wurden Durant und Wu sofort in den vierten Stock in Ploughmans Büro geschafft – ohne Fingerabdrücke und Fotos.
    Ploughmans Büro war groß und viereckig und hatte ein einziges, ziemlich schmales Fenster mit Blick auf ein schäbiges Stück Stadt mit Tätowiersalons und Imbißstuben und billigen Bars und einer Kette von kleinen Läden, in denen ausgerechnet Souvenirs von Pelican Bay verkauft wurden.
    Aber gleich dahinter gab es den Ersatz dafür – den Pazifik, der hier ebenso elegant und teuer aussah wie in Malibu oder Santa Barbara. Auf Durant, der in Handschellen vor Ploughmans Schreibtisch stand, wirkte der Pazifik immer wie eine bildschöne, überbezahlte Dirne, die mehr versprach als sie halten konnte.
    Ploughman ging hinter seinen Schreibtisch und nahm in einem hochlehnigen Drehsessel Platz. Lt. Lake hatte sich zwischen Durant und Wu aufgebaut. Ploughman drehte sich kurz mit dem Sessel zum Fenster, als wolle er sich vergewissern, daß seine Aussicht noch da war, und drehte sich wieder zurück. Während er Durant und Wu musterte, fuhr er sich über die untere Gesichtspartie und drückte sogar ein bißchen zu, vielleicht in der Hoffnung, sie doch noch in eine halbwegs passable Form bringen zu können.
    »Sie haben bemerkt, daß ich ein Fenster habe«, sagte Ploughman und drehte sich wieder mit seinem Sessel, um den Tatbestand neuerlich zu prüfen.
    »Haben wir«, sagte Wu.
    Weiterhin sein Fenster und den Blick bewundernd, sagte Ploughman: »Sie haben sicher auch bemerkt, daß wir Ihnen Ihre Rechte nicht vorgelesen haben.«
    »Haben wir auch bemerkt.«
    »Wollen Sie wissen, warum nicht?« sagte Ploughman und kehrte Durant und Wu immer noch den Rücken zu.
    Sie antworteten nicht.
    Ploughman drehte sich zurück, auf dem Gesicht ein breites, hartes, gelbes Grinsen. »Weil ihr keine habt, deshalb.« Er schüttelte eine Camel aus der Packung und zündete sie an. Er blies Rauch aus und sagte dann: »Es gab mal Zeiten, wissen Sie, wenn da ein Polizist was wissen wollte, nahm er sich die maulfaulen Typen in ein Hinterzimmer und mischte sie ein bißchen auf. Mit einem Stück Gummischlauch. Wird

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