Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
breites, hartes Lächeln, während seine Augen vor Erwartung schmal und glitzernd wurden. Allmählich hörte sich die Sache nach seiner Art von Geschäften an, denn Otherguy Overby wußte, daß das Rupfen von Weihnachtsgänsen seine Spezialität war
Zweiundzwanzig
Sie brauchten eine Weile, bis Eddie McBride besänftigt und auch überzeugt war, daß es keine Beute mehr für ihn gab. Sie brauchten tatsächlich fast eine halbe Stunde, und das ausschlaggebende Argument wurde von Overby geliefert, als er sozusagen Zeugnis ablegte.
»Hör zu, Junge«, sagte er, »ich kenne diese Typen seit … wie lange, zehn Jahren?«
Wu nickte. »Um den Dreh.«
»Und seit ich vor achtzehn Jahren auf den Philippinen aus der Air Force entlassen worden bin, habe ich mit allen möglichen Typen da unten gearbeitet.« Overby warf seinen Kopf westwärts in einer Bewegung, die alles zu umfassen schien, was sich auf der anderen Seite von Honolulu befand. »Artie und Quincy und ich haben uns manchmal für ein paar trickreiche Geschäfte zusammengetan, und kein einziges Mal brauchte es mir leid zu tun. Ich sage dir eins – und du kannst jeden da draußen fragen« – wieder schien Overby mit einem einzigen Nicken den ganzen Pazifik einzubeziehen »die beiden hier haben noch nie jemand beschissen. Noch nie.« Er legte eine kurze Pause ein und sagte dann, als gäbe es noch etwas nachzutragen: »Außer, er hat es verdient.«
»Herrgott, Otherguy«, sagte Wu. »Ich glaube, das will ich auf meinem Grabstein stehen haben. ›Er hat nie jemanden beschissen, außer er hat es verdient.‹«
»Aber es ist ein Fakt«, sagte Overby. »Ich muß es schließlich wissen.«
Der brütende Zorn löste sich langsam aus McBrides Gesicht. Er wurde abgelöst von einem Ausdruck zutiefst enttäuschter Hoffnungen. McBride starrte erst Wu und dann Durant an und streichelte wieder geistesabwesend seinen linken Daumen. »Und für was haben Sie mich vorgesehen, Durant?« sagte er. »Silber putzen und Müll wegbringen?«
»Können Sie Englisch, Eddie?« sagte Durant statt einer Antwort.
»Yeah, wenn ich muß.« McBride lächelte ein bißchen, aber nur ein bißchen. »In den Botschaften legen sie Wert auf gutes Englisch.«
Durant sah zu Overby hinüber. »Du hast da doch einen Burschen an der Hand, der Papiere fälscht, oder?«
»Yeah, in Long Beach.«
»Ist er gut?«
Overby lächelte. »Er hat mir beispielsweise einen verdammt netten Brief vom Gouverneur verschafft.«
»Haben wir gehört. Wie ist er mit Personalpapieren?«
»Spitze.«
»Ich glaube«, sagte Durant langsam, »wir machen aus Eddie McBride einen Reporter.« Er blickte Wu an.
Der schwere Mann nickte. »Aber keinen Lokalreporter. Er muß von weit her anreisen.«
»Ihr wollt die ganze Ausrüstung?« sagte Overby.
»Ja«, sagte Durant, »Führerschein, Sozialversicherungskarte, einige Kreditkarten, was so gebraucht wird. Aber das Wichtigste ist ein Presseausweis.«
»Kreditkarten sind verdammt teuer.«
»Wissen wir«, sagte Wu.
Overby zuckte mit den Achseln. »Okay. Name und Zeitung?«
»Welcher Name gefiele Ihnen, Eddie?«
McBride dachte nach. »Vielleicht einer mit einem x drin. Ich weiß auch nicht warum, aber mir haben immer Namen mit einem x gefallen.«
»Wie wäre es mit Max?« sagte Wu.
»Anthony Max«, sagte McBride, »Anthony C. Max.«
»Wofür steht das C?« sagte Overby.
»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« Overby grinste. »Und welche Zeitung?«
»Kennen Sie Washington, Eddie?« sagte Wu.
McBride nickte. »Sie haben mich ein halbes Jahr nach Arlington geschickt. War nicht schlecht, bis auf den Drill.«
»Nehmen wir die Washington Post, Otherguy«, sagte Wu.
Overbys Brauen gingen hoch. »Ist das nicht zu hoch gegriffen?« Wu schüttelte den Kopf. »Ich habe so ein Gefühl, als ob die Leute hier die Vorstellung haben, daß ein Interview mit einem Post -Reporter sehr wohl ihr – hm – Tor zum Ruhm sein könnte.« Wu ließ den Satz vor Ironie tropfen.
Das entging jedoch Overby. »Tor zum Ruhm. Irgendwie stark. Und weißt du was? Ich glaube, du hast recht. Sonst noch was?«
»Ist Ihnen noch irgendwer auf den Fersen, Eddie?« sagte Durant.
»Die Polizei sucht mich jedenfalls nicht, wir haben das gecheckt. Oder besser, Overby.«
»Was ist mit Solly Gesini?«
»Er hat sich hier nirgendwo blicken lassen. Jedenfalls heute nicht. Das haben wir auch gecheckt.«
Durant sah McBride prüfend an. »Wollen Sie es riskieren?« McBride betrachtete seinen bandagierten Daumen und
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