Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
Brüste nackt, der Rest vom Laken verdeckt. »Es hieß, er wäre okay«, sagte Durant.
    »Bei wem?« sagte sie. »Du und Artie, ihr habt mit dem falschen Klüngel geredet. Ihr habt mit denen gesprochen, die ein paar Krümel von Ernies Tisch abzubekommen hofften. Ihr hättet mit denen reden sollen, denen der Tisch gehört.«
    Durant lächelte. »Dein Klüngel.«
    »Mein Klüngel.«
    Er hob die Schultern. »Es ist vorbei.«
    »Wofür habt ihr ihm all das Geld bezahlt?«
    »Um das Getriebe zu schmieren; ein paar Hände zu kitzeln. Bei dem Deal ging’s um einen Unfallrückversicherungstopf.«
    »Um Versicherer zu versichern, richtig?«
    »Richtig. Der arme alte Ernie behauptete, Leute zu kennen, die uns mit einem zwanzigprozentigen Anteil am großen Pott teilhaben lassen würden. Für ihre Freundlichkeit sollten sie mit zweihunderttausend Dollar belohnt werden, alles bar. Ernie sollte für seine Mühen hunderttausend kriegen. Wenn erst mal alles unter Dach und Fach ist, hätten Artie und ich einige Geldleute in London gewußt, denen wir unsere zwanzig Prozent abtreten können. Wir dachten, wir könnten unser Geld mindestens verdoppeln.«
    Emily Cariaga lächelte. »Brave Lämmlein.« Sie strich mit einem Zeigefinger über die Innenseite von Durants Unterarm. Wieder erschauerte er. »Hat dich nie jemand vor wortgewandten Fremden gewarnt?«
    »Das ist es ja, was Artie gestern abend Kopfzerbrechen bereitet hat«, sagte er. »Weißt du, bis wir auf Ernesto Pineda gestoßen sind, waren immer Artie und ich die wortgewandten Fremden.«
    »Ihr Ärmsten.«
    Durant nickte zustimmend. »Arm stimmt.«
    »Brauchst du Geld?«
    Er lächelte, beugte sich zu ihr und küßte sie. »Das ist lieb von dir. Aber nein. Jedenfalls noch nicht.«
    »Sag Bescheid.«
    Durant nickte und stand auf. »Ich zieh mich lieber an.«
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen und blickte ihn an. Spanische Vorfahren hatten ihr ein hübsches Kinn und eine gerade, schmale Nase vererbt, die für Filipino-Maßstäbe groß war. Über dem wohlgeformten Kinn befand sich ein breiter und vielleicht zu großzügiger Mund, der häufiger grinste, als er lächelte. Doch das Schönste, fand Durant, waren ihre Augen – riesige schwarze Augen, die ernst wirkten, bis sich das Grinsen einstellte und sie sich zu verschmitzten, leicht spöttischen Bögen verengten. Ihre Haut war fast so dunkel wie Durants Sonnenbräune, und sie maß einen Meter sechzig, aber ihre Haltung war so vollendet, daß sie um Zentimeter größer erschien. Mit hohen Absätzen konnte sie als eins siebzig oder gar eins fünfundsiebzig durchgehen.
    »Wollt ihr wirklich rausfinden, was mit Ernie und eurem Geld passiert ist?« fragte Emily Cariaga.
    Durant erwiderte sekundenlang nichts. »Ernie interessiert mich eigentlich einen Dreck, aber an dem Geld hab ich ziemlich gehangen.«
    »Dann fahr ich mit dir und Artie runter nach Manila. Rede dort mit ein paar Leuten. Es sollte nicht lange dauern, bis ich was in Erfahrung bringe.«
    Durant nickte. »Okay. Schön.«
    »Wann kommt Artie vorbei?«
    »Um sechs.«
    »Und wie spät haben wir’s jetzt?«
    Durant schaute auf seine Uhr. »Viertel nach fünf.«
    Sie klopfte einladend auf das Bett. »Dann haben wir noch Zeit, nicht?«
    »Ja, glaube ich auch«, sagte Durant, während er zurück ins Bett schlüpfte.
     
    Durant sagte, er habe den großen steinernen Kopf von Ferdinand Marcos schon öfter als nötig gesehen. Also nahm Artie Wu die alte Kennon Road durch die Berge hinunter bis zum Highway, der in Richtung Süden nach Manila führte. Die enge zweispurige Kennon Road schlängelte und wand sich in scharfen Serpentinen. So früh am Morgen war der Verkehr noch dünn, und Artie Wu fuhr gekonnt, wenn auch zu schnell und unter verschwenderischem Einsatz der Hupe in den Kurven.
    Da ihr hinten im Auto immer schlecht wurde, saß Emily Cariaga vorn neben Wu. Durant saß gefaßt auf dem Rücksitz. Wann immer eine Kurve kam, schloß er die Augen. Artie Wus Fahrstil gehörte zu den wenigen Dingen, die Durant restlos in Angst und Schrecken versetzten.
    Der alte Jeepney bildete die Straßensperre. Er stand quer auf der engen Straße, und seine rote und gelbe Farbe war ganz verblichen und blätterte ab, aber noch immer thronten zwei kleine, verchromte, sich aufbäumende Pferde auf der Kühlerhaube. Haube und Kühlergrill waren das einzige, das noch an die alten, überschüssigen Army-Jeeps erinnerte, nach denen er benannt war.
    Sie hatten ihn genau richtig geparkt. Als Wu mit

Weitere Kostenlose Bücher