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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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hinter ihrem Rücken hervor. In ihr hielt sie die Walther. Boy Howdys Überraschung war jetzt echt. »Greifen Sie nicht in die Schublade«, sagte sie. »Sagen Sie Otherguy einfach, was er wissen will, und zählen Sie Ihr Geld. Zur Bestätigung wird er Wu und Durant anrufen. Falls Sie nicht lügen, gehen wir.«
    Howdy zählte erst sein Geld. Während er es zählte, trat Overby hinter den Schreibtisch, langte in die offene Schublade und brachte eine 45er Colt-Halbautomatik zum Vorschein, das Modell von 1911. Er entfernte das Magazin, steckte es ein, betätigte den Schlitten und warf die Patrone in der Kammer aus. Dann verstaute er den Colt wieder in der Schublade und die Patrone in seiner Tasche.
    »Okay«, sagte Overby. »Wo sind Artie und Durant?«
    »Im Peninsula«, sagte Howdy, noch immer mit Geldzählen beschäftigt.
    »Hier oder in Hongkong?«
    »Hier. Die Nummer lautet –«
    »Ich kenne die Nummer«, sagte Overby, hob das Telefon ab, wählte und fragte nach Mr. Wu. Als Artie Wu sich meldete, gab sich Overby zu erkennen und sagte: »Ich bin bei Boy Howdy, dem bekannten Wichser, und wir haben grad unser Geschäft abgeschlossen. Ich glaube, ich leg lieber auf und schau bei dir und Quincy vorbei.« Nachdem sie eine Uhrzeit abgemacht hatten, sagte Overby: »Eins noch. Ich hab eine Überraschung für euch.« Er hörte zu und erwiderte dann: »Es ist kein Was, Artie, es ist eine Sie. Georgia Blue … Ja, du hast recht. Du solltest Durant lieber vorwarnen.«
    Nachdem Overby aufgelegt hatte, wandte er sich mit ausdrucksloser Miene Howdy zu. »Wir könnten uns die fünftausend auch wieder nehmen und dich umsonst einkaufen, Boy.«
    Howdy schüttelte den Kopf. »Vor ein paar Jahren vielleicht. Aber heute nicht mehr. Du warst zu lang weg, Otherguy. Früher hattest du immer ’ne Nasenlänge Vorsprung, aber den hast du irgendwo verloren.«
    »Und du bist immer noch ein scheißhoffnungsloser Fall«, sagte Overby, während er sich zur Tür wandte. Er hielt sie für Georgie Blue auf, die rückwärts aus dem Raum ging, die Walther noch immer auf Boy Howdy gerichtet.
    Als sie draußen im Flur war, rief Howdy: »Ich mag meine Frauen gern groß, Sweet Georgia Blue.«
    Sie gab keine Antwort, ebenso wenig Overby, der durch die Stahltür ging und sie hinter sich schloß. Boy Howdy blieb mehrere Sekunden lang stirnrunzelnd hinter seinem Schreibtisch stehen, griff dann zum Telefon und wählte eine Nummer. Als jemand abhob, sagte er: »Ich bin’s, und es ist gelaufen, wie ich gesagt hab.« Er hörte sich eine Frage an und erwiderte: »Nee, er is’n Schaf. Aber bei Wu und diesem Scheiß-Durant muß man aufpassen.«

14
    Es war nach Mitternacht, als Artie Wu das Klopfen an der Tür hörte, sich umwandte und sagte: »Bringen wir’s hinter uns.«
    Georgia Blue erhob sich, strich und zupfte mit den Händen unbewußt an dem geschmacklosen Hawaiihemd herum, das sie noch immer trug. Mit gesenktem Kopf ging sie langsam durchs Wohnzimmer der Suite im Peninsula-Hotel. Wu und Otherguy Overby beobachteten sie mit offenkundiger Neugier. Wu saß auf der Couch, Overby in einem Lehnsessel. Als sie die Tür erreichte, hob sie den Kopf, und beide Männer schienen sich zu entspannen.
    Sie ließ die Hand leicht auf dem Türknauf ruhen. Wieder das Klopfen, zweimal leise. Sie biß sich kurz auf die Unterlippe, schloß die Hand um den Knauf und öffnete die Tür. Quincy Durant stand draußen im Gang. Es war schwer zu sagen, ob ihr Anblick ihn erschreckte oder nur überraschte.
    Seine Augen reagierten zuerst. Sie blinzelten zweimal ziemlich schnell, und dann klappte sein Mund auf, als müsse er unbedingt etwas sagen. Aber es kam kein Wort heraus, und sein Mund weitete sich zu einem breiten Grinsen, das ihn, wie sie fand, wie einen Sechs- oder Siebenjährigen aussehen ließ.
    »Lieber Himmel, Georgia«, sagte Durant.
    »Das ist ein albernes Lächeln, Durant. Du siehst damit aus wie sechs. Ich hatte auf jemand Älteren gehofft – einen, der vielleicht ’nen Gehstock braucht.«
    Durant strich sich mit der Hand durchs Haar. »Gefällt dir das Grau?«
    »Ist noch nicht genug.«
    Sein Lächeln erlosch für einen Moment und kehrte dann zurück, als wolle es sich dauerhaft einnisten. »Du siehst fast unverändert aus. Nur besser. Dein Hemd gefällt mir besonders gut.«
    »Otherguy hat es ausgesucht.«
    »Otherguy. Na ja. Du bist also wieder mit ihm zusammen?«
    »Ich bin seine neue Partnerin«, sagte Georgia Blue. »Genau wie deine und Arties.«
    Das breite

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