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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Lächeln löste sich langsam auf, Millimeter für Millimeter. »Verstehe.«
    »Nein, tust du nicht«, sagte sie. »Aber komm rein, und wir erklären es dir.«
    Nachdem Durant eingetreten war, und die Tür geschlossen hatte, drehte er sich um und stellte er fest, daß Georgia Blue nur einen knappen Schritt vor ihm stehen geblieben war. In ihren Augen und ihrer Miene lag etwas, das er entweder als Forderung oder als Einladung deutete. Also hob er mit der linken Hand ihr Kinn und legte ihr den rechten Arm um die Taille. Dann küßte er sie. Es war ein keuscher Kuß, einer mit geschlossenem Mund, der so lange dauerte, wie Küsse zwischen entfernten Verwandten unterschiedlichen Geschlechts dauern dürfen. Wu und Overby sahen höflich distanziert zu.
    Als der Kuß endete, sagte Georgia Blue: »Die Glut ist erloschen, wie ich sehe.«
    Durants rechte Hand tätschelte die Walther, die noch immer in ihrer Jeans steckte. »Muß an deinem Feuerlöscher liegen«, sagte er.
    Sie langte nach hinten und schob seine Hand weg. »Vor Jahren, Quincy, hatte ich Phantasien über dich und mich. Echtes SM-Zeug, um drei Uhr morgens, und meistens hab ich dich am Schluß erschossen. Aber sie sind verschwunden, so wie Krebs manchmal verschwindet.«
    Durant musterte sie kurz. »Wie du meinst, Georgia.«
    Durant wandte sich den anderen zu und stellte fest, daß Otherguy Overby jetzt neben seinem Clubsessel stand. Overby zeigte sein hartes, vergnügtes Grinsen. Durant erwiderte es mit einem schurkischen Lächeln, das teils erfreut, teils wachsam war. »Otherguy«, sagte Durant, ein wenig überrascht von der Wärme, die sich ungewollt in seinen Tonfall geschlichen hatte. Er durchquerte das Zimmer und reichte ihm die Hand.
    »Quincy«, sagte Overby, als sie sich die Hände schüttelten.
    »Wie ich höre, ist es was Fettes.«
    »Du hörst richtig.«
    »Gut«, sagte Durant und wandte sich dem strahlenden Artie Wu zu, der, die Hände über dem Bauch verschränkt, auf der Couch sitzen geblieben war. »Als du angerufen hast«, sagte Durant, »hast du irgendwie vergessen, Georgia zu erwähnen.«
    Wu schüttelte seinen großen Kopf. »Wenn ich’s dir gesagt hätte, hättest du Herzflattern gekriegt, und der Schweiß wäre dir ausgebrochen, und du hättest um ein Uhr morgens noch versucht, Rosen aufzutreiben. So aber kommst du hierher, die Tür geht auf und – bäng! Alles vorbei und erledigt.«
    »Wie ein sauberes, schnelles Erhängen«, sagte Durant.
    »Genau«, sagte Wu und sah Georgia Blue an. »Bist du okay?«
    Sie nickte und setzte sich auf die Couch.
    »Tja, manchmal ist eine Wiedervereinigung gar nicht so schlimm, wie man –«
    »Um Himmels willen, hör auf damit, Artie«, sagte sie.
    Wu lächelte beschwichtigend. »Okay, kommen wir zum Geschäftlichen.« Er erhob sich von der Couch. »Ich mache jetzt jedem, der Durst hat, einen Drink. Danach wird Otherguy es von Anfang bis Ende durchgehen. Wenn er fertig ist, gibt’s die Fragestunde. Irgendwelche Kommentare oder Anregungen?«
    Es gab keine. Georgia Blue bat um ein Glas Weißwein. Die drei Männer entschieden sich für Bier. Wu reichte die Getränke, setzte sich dann auf die Couch, zog eine seiner immensen Zigarren hervor und hielt sie hoch, um zu sehen, ob jemand Einwände dagegen erhob. Als das niemand tat, zündete er sie sorgfältig an, blies den Rauch in die Luft und schaute zu Overby hinüber. »Laß hören, Otherguy. Von Anfang an.«
    »Laß mich erst den Preis nennen, für Quincy«, sagte Overby. Er schaute Durant an. »Es geht um fünf Millionen Dollar. Fünf gleiche Teile. Dann gibt’s noch eine halbe Million für Unkosten und dies und das.« Er hielt inne. »Interessiert?«
    Durant grinste. »Außerordentlich.«
    Dann erklärte Overby alles kurz und bündig, wobei er Adjektive und Übertreibungen ausließ. Er sprach jeden einzelnen Namen langsam und deutlich aus, buchstabierte ihn sogar. Ein knapper Bericht über das Treffen mit Boy Howdy erfolgte ohne jeden Groll, wodurch er irgendwie noch vernichtender wirkte. Als er fertig war, lehnte sich Overby im Clubsessel zurück, langte nach dem Bier und trank es halb aus.
    Nach kurzem Schweigen sagte Durant: »Und unser anderer Partner, der, der nicht hier ist?«
    »Booth Stallings«, sagte Overby.
    »Der Terrorismusexperte?«
    Overby nickte.
    »Ist er Experte für Heilung und Vorbeugung oder Förderung?«
    »Ich hab ein Buch gelesen, das er geschrieben hat«, sagte Overby. »Na ja, jedenfalls das meiste davon. Er weiß höllisch viel

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