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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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allgegenwärtiger Leibwächter des Anwärters auf den chinesischen Kaiserthron gesessen hatte.
    Lieutenant Cruz gab nun alle Bemühungen auf, seinen Unglauben zu verhehlen. »Sie versuchen mir hier weiszumachen, daß sich zwei intelligente erwachsene Männer – hochgebildet, weitläufig, ein Paar, das wirklich herumgekommen ist – von einem billigen Schieber und Schlepper aufs Kreuz legen lassen.« Skeptisch schüttelte er zweimal rasch den Kopf. »Ich möchte alles hören. Auch die schmutzigen Sachen. Sie zuerst.« Sein Kinn deutete auf Artie Wu.
    Wus Seufzer klang arg verlegen. »Ich fürchte, der arme Ernie war, wie Sie sagten, Lieutenant, nichts als ein Hochstapler.«
    »Ach, wirklich«, sagte Cruz; er betonte seinen Sarkasmus so, daß er nicht zu überhören war. Dann setzte er ein blitzendes Lächeln auf, das teilweise von einem der besten Zahnärzte Asiens verfertigt war. »Um wie viel hat Ernie Sie erleichtert?«
    »Dreihunderttausend.«
    »Pesos?«
    Wu schüttelte traurig den großen Kopf. »Dollar.«
    »Heilige Mutter Gottes«, flüsterte Cruz. »Falls Sie ihn getötet haben, könnte man es gerechtfertigten Totschlag nennen.«
    »Aber Sie haben sich doch schon mit der Polizei in Baguio in Verbindung gesetzt, oder?« sagte Durant.
    Cruz zögerte, dann nickte er.
    »Dann wissen Sie, wir waren es nicht.«
    »Wer, meinen Sie, war es?«
    »Darf ich raten?« sagte Wu.
    Cruz hob die maßgeschneiderten Schultern zu einer Warum-nicht-Geste.
    »Ein Spatzengeschwader der NPA«, sagte Wu.
    Die Antwort erzeugte bei Cruz ein Stirnrunzeln. Aber dann glättete sich seine Stirn, und er nickte widerwillig. »Ergibt Sinn«, sagte er. »Halbwegs.«
    Ein langes Schweigen trat ein, während Lieutenant Cruz Wu musterte, dann Durant und dann wieder Wu. »Sie beide«, sagte er leise, »sind vielleicht die besten Lügner, denen ich seit Jahren begegnet bin.«
    Wu lächelte. »Ich nehme an, das heißt, wir können gehen?«
    »Aber nicht weit.«
    »Einverstanden mit Cebu?« fragte Durant.
    Lieutenant Cruz fuhr auf. »Cebu! Was gibt’s auf Cebu?«
    »Geschäfte«, sagte Durant. »Wir müssen immer noch essen.«
    Lieutenant Cruz starrte Artie Wu an. »Je in einem unserer Gefängnisse gewesen, Mr. Wu?«
    »Noch nie.«
    »Die sind absolut ein Skandal.«
    Wu nickte. »Wie vermeidet man sie?«
    »Man bleibt in Verbindung.«
    »Was ist, wenn man nichts zu berichten hat?«
    »Unsere Gefängnisse, wiewohl hoffnungslos überfüllt, können jederzeit noch zwei aufnehmen.«
    »Wir bleiben in Verbindung«, sagte Wu.
     
    Im Mercedes des Peninsula Hotels, den Wu auf der anderen Straßenseite gegenüber einer großen Forbes-Park-Villa geparkt hatte, vor der die bundesdeutschen Farben wehten, bandagierte sich Durant den Brustkorb. Ein uniformierter Filipino-Wachmann beäugte sie mißtrauisch, schritt jedoch nicht ein. Wu schnitt mit einer Schere lange Streifen Verbandszeug ab und reichte sie Stück für Stück Durant, der ohne Hemd auf dem Rücksitz saß. Wu hatte Schere und Verbandszeug auf Durants Bitte in der Hotelapotheke gekauft. Durant bandagierte sich die Brust mit schnellen, sicheren Bewegungen.
    »Angeknackst?« fragte Wu.
    »Vielleicht nicht.«
    »Tut aber weh?«
    »Nicht mehr so schlimm.«
    »Okay. Laß hören.«
    Durant schaute auf seine nun bandagierte Brust hinab, klopfte leicht dagegen, schnitt eine Fratze und streifte sich das Hemd wieder über. »Emilys Wächter war tot, als ich hinkam. Die Tür stand auf. Nur einen Spalt. Ich habe sie ganz aufgetreten, und dieser Koloß, der bei Boy Howdy den Rausschmeißer macht, kam mit einem Messer raus. Er hat mich verfehlt, und ich hab ihn mit einer Messingdüse am Auge erwischt – diese Dinger für Gartenschläuche.«
    Wu nickte.
    »Es hat ihm nicht viel ausgemacht, und er hat mir in die Eier zu treten versucht und mich statt dessen an der Brust erwischt. Mordstritt.«
    »Warum hat er dich nicht erledigt?«
    »Wer weiß? Vielleicht hat’s ihm keiner befohlen.«
    »Vielleicht hat ihm auch keiner befohlen, Emily zu erledigen«, sagte Wu.
    »Hab ich auch schon dran gedacht.«
    »Und deshalb hast du Cruz nichts von ihm erzählt.«
    Durant nickte.
    »Am besten, wir reden mit Boy«, sagte Wu.
    »Laß mich mit ihm reden.«
    »Und was soll ich tun?« fragte Wu.
    »Ihn festhalten.«
     
    Ein dem Barkeeper zugeschobener 100-Dollar-Schein verschaffte Wu und Durant den Einmal-lang-zweimal-kurz-Summercode zu Boy Howdys verschlossenem Büro. Wu drückte den Knopf, und als der öffnende Summton

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