Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
eine Art Kur geschickt.«
»Eine Kur, bei der sie leicht getötet werden können – wenn sie sich nicht vorher gegenseitig umbringen.«
»Aber weißt du, was das Interessanteste daran ist, Booth? Sie wissen beide, was ich mit ihnen vorhabe, und keiner von beiden hat protestiert.«
»Vielleicht wirkt die Kur, vielleicht aber auch nicht«, meinte Stallings. »Aber solange ich nicht das Gefühl habe, daß du Georgia reinlegst, mache ich mit.«
»Ich mag Georgia sehr gern«, sagte Wu. »Das weißt du.«
»Warst du mal in sie verknallt?«
»Nein«, antwortete Wu. »Aber damals gab’s ja auch schon Agnes.«
»Durant war’s mal«, sagte Stallings. »In sie verknallt, mein ich.«
Wu nickte.
»Und Otherguy auch.«
Wu bewegte seine Schultern gerade so viel, daß ein leises Achselzucken herauskam.
»Und jetzt bin ich’s«, gestand Stallings.
»Du bist ein glücklicher Mann, Booth«, sagte Wu. Nach einer kurzen Pause fragte er ihn: »Worüber sprachen wir vorhin?«
»Darüber, wer Billy Rice getötet hat.«
Wu nickte. »Ist es eine Ahnung?«
»Mehr ein Gedanke als eine Ahnung.«
»Gedanken sind auch nicht schlecht«, sagte Wu und nickte ein paarmal. »Brauchst du etwas?«
»Geld, aber ich werde nachher einen Scheck über fünftausend bei der Bank einlösen.«
»Soll ich mitkommen?«
Stallings schüttelte den Kopf und erhob sich.
»Was meinst du, womit du zurückkommen wirst?«
»Wie wär’s mit einem unterschriebenen Geständnis?«
»Das wäre ganz ordentlich für den Anfang«, sagte Artie Wu.
36
Zu dritt folgten sie der salvadorianischen Haushälterin und dem schlappohrigen Kaninchen die Treppe hinauf, die zu Ione Gambles Büro führte, als der sieben Jahre alte Labrador seinen Auftritt als Leibwächter hatte.
Otherguy Overby, der die Nachhut bildete, drehte sich gerade rechtzeitig um, als sich ihm achtzig Kilo Hund gegen die Brust warfen. Eine Sekunde später fand sich Overby auf der fünften Treppenstufe sitzend wieder, während der Labrador ihm quer übers Gesicht leckte und dabei winselnde Laute der Freude und des Vergnügens hervorbrachte.
Schließlich mußte Overby dann doch grinsen. Er begrüßte den Hund mit einer kurzen, stürmischen Umarmung, dann schob er ihn von sich weg und sagte: »He, Moose, wie geht’s dir?« Der Hund antwortete ihm mit einem breiten Zungenschlag quer übers Gesicht, dann legte er seinen Kopf auf Overbys Knie und schaute mit einem Blick zu ihm hoch, der uneingeschränkte Bewunderung auszudrücken schien.
In diesem Moment erschien Ione Gamble auf dem oberen Treppenabsatz und fragte Durant: »Was ist passiert?«
»Der Hund hat gerade Ihren neuen Leibwächter außer Gefecht gesetzt«, antwortete Durant und beeilte sich, ihr Georgia Blue vorzustellen.
Nachdem sie sich bekannt gemacht hatten, schaute die Gamble hinunter auf Overbys Rückansicht und rief ihm zu: »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
Overby erhob sich langsam, drehte sich noch langsamer um, schaute hinauf zu Ione Gamble und antwortete: »Mir fehlt nichts.«
»Allmächtiger Gott!« rief sie. »Das ist ja Otherguy Overby höchstpersönlich.«
Overby schenkte ihr ein Lächeln – Durant fand es fast ein bißchen trübe – und sagte: »Wie geht’s dir, Ione?«
»Wie ich sehe, kennt ihr euch«, bemerkte Georgia Blue.
Ione Gamble nickte. Immer noch starrte sie auf Overby herunter, dessen schwaches Lächeln beinahe verschwunden war. »Zum erstenmal sind wir uns 1974 begegnet«, sagte sie. »Ich war achtzehn und Overby war – wie alt? Dreiunddreißig?«
»Dreißig«, sagte Overby.
»Und zum zweiten Mal?« fragte Georgia Blue.
»Zehn Jahre später.«
»Elf«, meinte Overby. »Es war ’85.«
»Okay. ’85. Ich hatte gerade dieses Haus gekauft und mußte in London einen Film drehen. Also brauchte ich jemanden, der auf das Haus aufpaßte. Eine Freundin empfahl mir einen ›absolut perfekten Haus-Sitter‹, wie sie sich ausdrückte. Also bat ich sie, mir diesen Menschen vorbeizuschicken. Nun, und da erschien Maurice Overby, seines Zeichens Haus-Sitter der Stars.«
»Erzähl ihnen, wer das Haus gerettet hat, Ione.«
»Du warst das. Die Feuerwehrleute wollten ihn evakuieren, weil ein Waldbrand den Canyon herauffegte. Aber Otherguy hielt die ganze Nacht auf dem Dach Wache, mit einem Gartenschlauch bewaffnet. Niemand kam zu Schaden, und das Haus fing kein Feuer. Aber als er sechs Wochen später wieder auszog, trauerten meine Tiere – vor allem Moose – so sehr um ihn, daß sie kaum noch fressen
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