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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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keine vierundzwanzig Stunden her, dass wir uns zuletzt gesehen haben. Wie geht es dir?«
    »Oh, gut, danke.« Zeit für die Überleitung zum wahren Grund ihres Anrufes. »Ich wollte mich bei dir für den gestrigen Abend bedanken. Es war eine sehr schöne Feier.« Es konnte nie schaden, Barbara prophylaktisch
ein wenig Honig ums Maul zu schmieren. Nur für den Fall, dass man später irgendwie ihren Unmut erregte.
    »Ja, nicht wahr?«
    »Oh ja, die Blumengestecke waren einfach prächtig.«
    »Du fandest sie also nicht zu üppig?«, fragte Barbara geziert.
    »Ganz und gar nicht, meine Liebe, sie waren traumhaft«, schwindelte Frida. Eine kleine Notlüge.
    »Und das Essen? Findest du nicht, dass wir ziemlich lange darauf warten mussten?«
    »Ob ich finde, dass wir lange auf das Essen warten mussten?«, wiederholte Frida, um Zeit zu schinden. Das tat sie immer, wenn sie nicht gleich wusste, wie sie antworten sollte. Es hatte tatsächlich eine ganze Weile gedauert, bis das Essen gekommen war. Fünf, sechs Minuten mindestens. Frida war nahe daran gewesen, vor Hunger in Ohnmacht zu fallen.
    »Och, es ging eigentlich«, schwindelte Frida erneut, um Barbara nur ja nicht zu verärgern.
    »Aber in den Krabbenpuffern war von den Krabben kaum etwas zu sehen.«
    »Unsinn, da waren Krabben so groß wie Wackersteine drin.« (Frida fand, die Krabbenpuffer hatten innen ausgesehen wie Sardellenpaste.)
    »Waren die Salatblätter in deinem Salat nicht welk?«
    »Nein, kein bisschen.« (Frida fand, der Salat hatte geschmeckt wie Pappmaché – im nassen Zustand natürlich.)

    »War dein Steak nicht zu blutig?«
    »Es war genau so, wie ich es mag.« (Frida hatte den gesamten Inhalt des Brotkorbs verputzt und dann verkündet, nun sei sie satt, weshalb sie sich das Steak für zu Hause einpacken ließ, wo sie es dann noch einmal eine Viertelstunde im Ofen gegrillt hatte.)
    »Und mein Kaffee war nicht heiß genug«, fuhr Barbara fort.
    »Ich hätte mir an meinem beinahe die Zunge verbrannt.« (Dabei war er so kalt gewesen, dass sie davon Kopfschmerzen bekommen hatte.)
    »Und wie hat dir der Kuchen vom Swiss Pastry Shop geschmeckt?«
    »Oh, der war doch ganz lecker, nicht?«
    »Ich fand ihn zu süß«, brummte Barbara.
    »Hm, ja, ein bisschen … Jetzt, wo du es erwähnst …« An dieser Stelle muss gesagt werden, dass im Prime Rib Restaurant von den Blumengestecken bis hin zum Kaffee alles absolut einwandfrei gewesen war, jedes noch so kleine Detail. Doch Barbara und Frida konnte man es unmöglich recht machen. Sie nörgelten an allem herum, Barbara lautstark, Frida im Stillen. Die Köche des Prime Rib kannten Barbara seit Jahren und wussten um ihren Beschwerde-Tick. Die Temperatur sämtlicher Speisen und Getränke wurde sorgfältig geprüft, ehe diese den Gästen zum exakt richtigen Zeitpunkt serviert wurden, sei es nun ein Steak, eine Portion Krabbenpuffer oder eine Tasse Kaffee. Jedes einzelne Salatblatt war handverlesen
und wurde auf seine Knackigkeit überprüft, ehe es auf den Teller kam. Und im Swiss Pastry Shop wurde der Zucker, um nur ja nicht Barbaras Unmut zu erregen, stets so genau abgewogen, dass gleich eine neue Ladung Torten gebacken wurde, sobald auch nur der geringste Verdacht bestand, es könnte womöglich ein halber Teelöffel Zucker zu viel im Teig sein. Von Philadelphia bis in die entferntesten Vororte war Barbara für ihre Reizbarkeit wohlbekannt. Es gab einige wenige, die es wagten, ihr die Stirn zu bieten, aber die meisten hatten nicht den Mut dazu. Mit Barbara war nicht gut Kirschen essen, wie es so schön heißt, und deshalb hatte sie leider nicht besonders viele Freunde. Gar keine eigentlich. Ihre Welt bestand aus Ellie und Lucy.
    »Nie wieder gehe ich im Prime Rib essen.« Barbara seufzte. »Ich habe noch zwei offene Reservierungen, aber danach setze ich keinen Fuß mehr in dieses Restaurant.«
    »Recht hast du«, pflichtete Frida ihr bei. Barbara behauptete seit Jahren, sie wolle nie mehr einen Fuß in das Prime Rib setzen, dabei aß sie mindestens einmal in der Woche dort. Ihr Mann Larry, der Zahnarzt, war nämlich absolut begeistert von dem Lokal und bestand darauf, regelmäßig dort zu essen. Larry Sustamorn war nicht gerade mit Durchsetzungsvermögen gesegnet, aber wenn er wirklich von etwas überzeugt war – wie vom Essen im Prime Rib -, dann nahm sogar Barbara darauf Rücksicht.

    »Wenigstens hat es Mom gefallen«, fuhr sie fort.
    Frida fuhr zusammen. Sie hatte schon fast vergessen, weshalb sie Barbara

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