Wuensch dir was
verheimlicht?«, murmelte sie verhalten, als könnte Flo das über diese Distanz hinweg hören.
»Ich wüsste nicht, warum sie das tun sollte.« Frida stellte einen Fuß auf der Fensterbank des Ladens ab, vor dem sie stehen geblieben waren, und mühte sich mit den Schnürsenkeln ab.
»Stimmt. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Flo etwas mit dem Verschwinden meiner Mutter zu tun hat.«
Da kam Frida ein Gedanke. »Vielleicht hat Ellie die Kuchen ja bestellt!«, rief sie. Von ihrer Erkenntnis beflügelt, richtete sie sich ruckartig auf und wirbelte zu Barbara herum, die hinter ihr stand und sich eben anschickte, den ersten Bissen von ihrem Plundergebäck zu nehmen.
Dabei stieß Frida gegen Barbaras Ellbogen, und plumps , lagen die Plunderteilchen auf dem staubigen Bürgersteig.
Fassungslos starrten beide Frauen auf die Köstlichkeiten auf dem Boden und dachten darüber nach, ob das Gebäck noch essbar wäre, doch keine rührte sich vom Fleck oder sagte etwas dergleichen.
Barbara seufzte. »Also weißt du, Frida, manchmal könnte ich dich echt erwürgen.«
»Vielleicht spendiert uns Flo ja noch mal zwei. Wir sollten sie ohnehin fragen, ob die junge Frau zufällig erwähnt hat, dass sie die Torten im Auftrag von Ellie gekauft hat.«
»Ich gehe garantiert nicht zurück in die Bäckerei.« Barbara packte Frida am Ärmel. »Lass uns lieber zu Plage Tahiti gehen. Mal sehen, ob wir dort irgendwas Hilfreiches erfahren.«
Also schleppten sie sich müde, hungrig und verzweifelt bis zur siebzehnten Straße, den Blick auf den Boden geheftet. Bei Plage Tahiti angelangt, hob Barbara
den Kopf und drückte auf den Klingelknopf, und innen betätigte eine blonde Verkäuferin sogleich den Türöffner.
Das Erste, was sowohl Barbara als auch Frida beim Eintreten durch den Kopf ging, war, dass sie noch nie in diesem Geschäft gewesen waren. Barbara betrachtete einen Augenblick sehnsüchtig einen Kaschmirpulli, in den nicht einmal ihr linker Arm gepasst hätte. Frida war froh, dass sie ihren Jogginganzug trug; darin kam sie sich in dieser mondänen Umgebung wenigstens nicht ganz so fehl am Platz vor.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich die blonde Angestellte.
»Tag, ich bin Barbara Sustamorn, Lucy Jeromes Mutter, und das ist Frida Freedburg, eine Freundin der Familie.«
»Eine sehr enge Freundin der Familie«, präzisierte Frida. »So eng, dass mich Lucy sogar Tante Frida nennt.«
»Schon gut, Frida«, fiel ihr Barbara ins Wort. »Hören Sie, wir sind sehr erschöpft und sehr hungrig. Meine Mutter ist verschwunden. Frida und ich haben ihre Wohnung durchsucht und sind dabei auf das hier gestoßen: eine Rechnung über einen Einkauf bei Ihnen heute Morgen.«
»Diese Angelegenheit geht mir nicht mehr aus dem Kopf!«, rief die Verkäuferin. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass die junge Frau Mrs. Jeromes Kreditkarte gestohlen hatte. Ich wollte den Zahlvorgang noch abbrechen
… Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie die Geschichte wohl ausgegangen ist.«
»Ich wusste es!«, rief Barbara, zu neuem Leben erwacht.
»Diese Frau war Lucy wie aus dem Gesicht geschnitten, müssen Sie wissen. Sie sah aus wie Mrs. Jerome, nur etwa vierzig Jahre jünger. Mrs. Jerome begegnet mir oft im Park … Eine sehr attraktive alte Dame.« Die Verkäuferin hielt inne und ließ den Blick über Barbara gleiten. »Sie sind also Lucys Mutter? Mrs. Jeromes Tochter?«
Das war bestimmt nicht böse gemeint gewesen, aber Barbara war trotzdem gekränkt. Sie strich ihre Hose glatt und zog sich das schwarze Top über den hervorquellenden Bauch.
»Ja, das ist sie«, schaltete sich Frida ein.
»Jedenfalls hat diese junge Dame einen äußerst sympathischen Eindruck erweckt. Sie hat behauptet, Lucy sei ihre Cousine, und es gab für mich keinen Grund, das anzuzweifeln. Wenn Sie sie gesehen hätten, würden Sie verstehen, warum ich keinerlei Verdacht geschöpft habe …«
»Ersparen Sie uns Ihre Rechtfertigungen«, unterbrach Barbara ihren Wortschwall. »Liefern Sie uns einfach die Fakten. Wir sind äußerst besorgt.«
»Im Nachhinein betrachtet, hätte eigentlich schon ihre seltsame Aufmachung mein Misstrauen wecken müssen. Die Jeans waren ihr viel zu weit …« Sie beugte sich nach vorn und bedeutete auch Frida und Barbara,
näher zu kommen. »… und erst ihre Unterwäsche! So etwas habe ich an einer jungen Frau überhaupt noch nie gesehen.«
»Die Hose, die auf Moms Schlafzimmerboden lag!«, stieß Barbara hervor. »Diese Frau hat also noch
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