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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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…«, holte ich aus.
    Rodney sah aus, als müsste er sich gleich übergeben.
    »Trotzdem wollen sie schick angezogen sein, und es darf durchaus mal etwas anderes als ein Hosenanzug sein. Ich möchte Sie nur bitten, sich bei Gelegenheit darüber Gedanken zu machen.«

    »Das habe ich, ehrlich gesagt, schon getan«, meldete sich Lucy zu Wort.
    »Ach, tatsächlich?«, riefen Rodney und ich wie aus einem Mund.
    »Wenn Sie meine Großmutter kennen würden, dann wüssten Sie, warum«, bemerkte Lucy.
    »Wer ist denn diese Frau von Welt?« Rodney wurde offenbar bereits neugierig.
    »Vielleicht können wir uns ja mal alle zum Lunch verabreden.« Lucy lächelte.
    »Abgemacht!«, rief ich aufgeregt.
     
    »Ich bin immer noch sauer auf dich«, sagte Lucy lachend, während wir den Kleiderständer wieder zurück in ihre Schneiderei schoben.
    »Regel Nummer … wie viele haben wir jetzt schon?«
    »Frag mich nicht«, winkte Lucy ab. »Insgesamt sicher schon viertausend.«
    »Also, Regel Nummer viertausend: Sei immer selbstbewusst, dann kannst du alles schaffen.«
    »Aber woher hast du gewusst, dass Rodney darauf einsteigen wird?« Sie hüpfte auf und ab.
    »Ich wusste es einfach. Ich wusste, dass deine Kleider sensationell sind.«
    »Und darauf hast du dich verlassen?« Lucy starrte mich ungläubig an.
    »Darauf und auf sein Pokerface. Wer eine so ernste Miene zur Schau stellt, der ist hinter etwas her. Glaub mir, wenn ihm nicht gefallen hätte, was wir ihm gezeigt
haben, dann hätte er in einem fort ›bezaubernd ‹ oder ›ganz reizend‹ geflötet.«
    Lucy musterte mich anerkennend. »Mann, bist du gut.« Sie hielt den Kleiderständer an und kam auf meine Seite hinüber.
    »Danke, Gram«, sagte sie aufrichtig.
    »Ach Schätzchen«, ich küsste sie auf beide Wangen, »es war mir ein Vergnügen.«
    »Heute ist der schönste Tag deines Lebens, also auch mein schönster Tag«, flüsterte sie.
    »Jeder Tag, den ich mit dir verbringen darf, ist der schönste meines Lebens«, erwiderte ich.
    Lucy lachte. »So etwas kann nur eine Großmutter sagen.«
    Ich küsste sie auf die Stirn. »Aber es ist wahr.«
    Sie kehrte auf ihre Seite zurück. »Wir sollten heute unbedingt noch etwas unternehmen, das für dich etwas ganz Besonderes ist. Etwas Aufregendes. Etwas, das du in deinem Alter nicht machen könntest.«
    »Wo ist denn eigentlich meine Liste abgeblieben?«
    »Die liegt bei mir in der Schneiderei. Wir werfen nachher noch mal einen Blick drauf, aber das war alles nichts Besonderes oder Aufregendes. Gibt es nicht etwas, das du schon immer tun wolltest? Etwas, das du dir immer gewünscht hast, als du jünger warst, zu dem du aber nie die Gelegenheit hattest?«
    Ich überlegte. »Wir haben noch keine Dessous gekauft.«
    »Nein, ich meine etwas Größeres, etwas Wichtigeres,
nicht bloß Unterwäsche oder eine Verabredung mit einem Mann.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, versprach ich. Im Augenblick wollte mir partout kein großer Herzenswunsch mehr einfallen, und aufregend war der Tag bis jetzt allemal gewesen.
    Und dann ging mir zum ersten Mal an diesem Tag durch den Kopf, dass ich vielleicht doch für immer neunundzwanzig bleiben wollte.

Die Suche beginnt
    D ie Schreckensherrschaft von Barbara Jerome Sustamorn hatte schon vor ihrer Geburt begonnen, wie ihre Mutter immer wieder gern berichtete. Barbara habe während der Schwangerschaft oft so heftig getreten, so Ellie, dass sie einmal sogar zum Arzt gegangen war, aus Angst, ihre Bauchdecke könnte platzen. Die Leute lachten jedes Mal Tränen, wenn sie diese Geschichte hörten. »Barbara das Biest«, kicherten sie und kamen gar nicht auf den Gedanken, dass Barbara derlei kränken könnte. Aber wer lässt sich schon gern als Biest bezeichnen? Barbara hasste diese Anekdote, weil sie den Anschein erweckte, dass sie nichts weiter als eine tyrannische Zicke wäre.
    Dabei war Barbara durchaus bewusst, was für ein schwieriger Mensch sie war. Sie spürte, wann sie zu weit gegangen war, und lief danach oft noch tagelang mit gequälter Miene und tief in Gedanken versunken durch die Gegend, auch wenn sie kein weiteres Wort über die Angelegenheit verlor. Doch außer Lucy fiel das niemandem auf. Lucy hatte schon mit acht, neun,
zehn Jahren begriffen, was Sache war, wenn sie nach der Schule nach Hause gekommen war und Barbara im Bett vorgefunden hatte. Dann war sie zu ihrer Mutter unter die Decke gekrochen und hatte sie einfach umarmt, und so hielt sie es bis zum heutigen Tag. Lucy war der

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