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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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der Flucht – auf der Flucht vor meinem bisherigen Dasein.
    Ich wollte nur noch so schnell wie möglich zurück zu Zachary und den Rest meines Tages genießen. Wenn ich erst wieder bei ihm war, würde bestimmt alles gut werden. Wenn ich einfach weitermachen konnte, als hätte ich keine Sorgen, dann würde alles in Ordnung kommen. Mein neues Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden alt, aber es hatte mein Inneres total verändert.
    Ich überquerte Straße um Straße, hastete in meinen Stöckelschuhen an jungen Leuten vorüber, die im Freien saßen und aßen, vorbei an Geschäften, die viel länger geöffnet hatten, als ich normalerweise wach war. Ich hatte dem nächtlichen Philadelphia nie viel Beachtung geschenkt oder Bedeutung beigemessen, doch jetzt war es alles, was ich hatte, alles, was ich sein wollte.

    »Du musst zurück zu Zachary«, sagte ich mir immer wieder vor.
    Und dann sah ich ihn.
    Er lehnte an einer Straßenlaterne wie Frank Sinatra in einem alten Film und hielt nach mir Ausschau.
    Als er mich erblickte, leuchteten seine wunderschönen Augen auf.
    Er lachte. »Warum rennst du denn?«
    »Ich … Ich weiß es nicht.« Lachend stürzte ich mich in seine Arme.
    »Hast du dich so darauf gefreut, mich wiederzusehen?« Er sah mir lächelnd in die Augen.
    »Ja.« Ich erwiderte sein Lächeln.
    Dann machte ich mich von ihm los, um mir die Haare und das Kleid glatt zu streichen. Er ergriff meine Hand und bedeutete mir, mit ausgestreckten Armen stehen zu bleiben, damit er mich betrachten konnte.
    »Gott, bist du schön«, sagte er.
    Ich lächelte stumm. Ich brachte kein Wort heraus.
    Er ergriff meine Hand und ging los. »Na, was hast du jetzt vor?«, fragte er.
    Ich hopste neben ihm her. »Alles!«
    »Alles?«, wiederholte er.
    »Ich möchte jede Ecke der Stadt sehen, die ich noch nicht kenne.«
    »Dann mal los.«
    »Ich überlasse dir die Führung. Du bestimmst, wohin wir gehen.«
    »Bist du zum ersten Mal in Philadelphia?«, fragte er.

    »Das nicht, nein«, sagte ich. »Aber ich war noch nie … so hier.«
    »Warst du sonst immer mit deiner Familie hier?«
    »Genau. Heute kann ich zum ersten Mal tun und lassen, was ich will.«
    »Na dann …« Er deutete auf ein Motorrad. »Wenn ich bitten darf.«
    Ich stierte erst ihn und dann das Motorrad fassungslos an.
    »Da soll ich mich draufsetzen?«, fragte ich entsetzt.
    »Damit lässt sich die Stadt am besten erkunden.« Er reichte mir einen Helm. »Also, steig auf – oder hast du etwa Angst?«
    »Vergiss es.« Ich wedelte abwehrend mit den Händen. »Ich setze mich auf gar keinen Fall auf dieses Ding.«
    »Ich bin ein sehr geübter Fahrer.« Er stülpte mir den Helm über den Kopf. »Als ich voriges Jahr zwei Monate in Rom war, bin ich die ganze Zeit mit so einem ähnlichen Motorrad durch die Gegend gekurvt. Glaub mir, wer den Straßenverkehr in Rom unfallfrei gemeistert hat, der kann auch den JFK-Boulevard entlangfahren.«
    »Die italienischen Autofahrer sind total verrückt, findest du nicht auch? Mein … Exfreund Howard und ich haben uns dort einmal ein Auto gemietet, um in die Toskana zu fahren, und ich habe mir die ganzen dreißig Kilometer vom Kolosseum bis zum Stadtrand die Augen zugehalten.«

    »So, so, diesem Howard hast du also vertraut, aber mir vertraust du nicht?« Er grinste, und seine blauen Augen blitzten auf. »Dabei hast du doch behauptet, du willst etwas Verrücktes tun.«
    »Schon, aber ich trage ein Kleid und Stöckelschuhe«, wandte ich ein.
    »Wir fahren ja nicht die Rallye Paris-Dakar.«
    »Also gut, meinetwegen.« Er streckte mir die Hand hin, um mir in den Sattel zu helfen. »Ich meine, was kann schon groß passieren?«
    Tja. Im Grunde genommen war das Schlimmste, das passieren konnte, dass wir – Gott bewahre – einen Unfall bauten. Man stelle sich mal vor, was für ein Gesicht die Leute im Krankenhaus gemacht hätten, wenn sie meinen Personalausweis sähen. Oder in welche Erklärungsnot Lucy und Frida geraten wären, wenn sie hätten beweisen müssen, dass ich wirklich Ellie Jerome war. Eigentlich ein erheiternder Gedanke.
    Falls die eine oder andere meiner Leserinnen schon mal in einem Minikleid Motorrad gefahren ist, kann sie mir vielleicht verraten, wie man das ohne allzu viel ungewollte Beinfreiheit anstellt. Ich lief schon bei der Vorstellung, Zachary könnte womöglich etwas zu sehen bekommen, das er nicht sehen sollte, feuerrot an. Ich weiß noch gut, wie ich eines Abends mit Lucy in ein Taxi kletterte und deutlich ihren

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