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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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Leben zurückblicken. Vielleicht hatten wir Fehler begangen, aber wenigstens hatten wir sie gemeinsam gemacht. Wir würden sagen können, dass wir zueinander gehalten und einander stets wichtiger genommen hatten als alle anderen Menschen. Dass unsere Liebe über jeden Zweifel erhaben war. Und gegen Ende würden wir uns, wie schon unzählige Male zuvor, fragen: »Womit haben wir dieses Glück verdient?«

    Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als mir klar wurde, dass ich sofort raus aus diesem Bett musste.
    Ich musste zurück.
    Nicht, dass ich das gewollt hätte, ganz im Gegenteil. Die Wärme, die Zachary verströmte, seine um mich geschlungenen Arme, seine Beine, die die meinen leicht berührten, sein entspanntes Ein- und Ausatmen weckten in mir nur einen Wunsch: zu bleiben, wo ich war; in seinem bequemen Bett.
    Was sollte ich tun? Ich wusste es nicht. Meine Gedanken rasten. Würde ich aus dem Bett steigen? Davon hing jetzt alles ab. Wenn ich liegen blieb, würde mein neues Leben beginnen. Wenn ich ging, würde alles wieder so werden wie davor. Ich wollte nicht gehen. Jede Faser meines Körpers verzehrte sich danach, bei Zachary zu bleiben, doch mein Verstand sagte mir etwas ganz anderes.
    Barbara.
    Danny.
    Frida.
    Lucy.
    Howard.
    Sie waren mein Leben. Mein Leben ohne sie war kein Leben. Das andere Leben, das ich mir ausgemalt hatte – das gehörte einem anderen Menschen. Wie hatte es überhaupt so weit kommen können? Durch den Wunsch einer alten Frau, den Wunsch, beim zweiten Anlauf alles besser, alles richtig zu machen. Ich konnte mein Leben unmöglich ohne diese Menschen fortsetzen.
Ich würde aus meinen Fehlern lernen, würde dafür sorgen, dass alles in Ordnung kam.
    Ich hatte Barbara und Danny zur Welt gebracht. Sie zu verlassen, selbst zu diesem späten Zeitpunkt, das wäre schlicht und ergreifend egoistisch. Ich liebte meine Tochter; ich liebte sie mehr, als sie überhaupt ahnte.
    Und Frida nach all den Jahren der Freundschaft zurückzulassen … Auch wenn wir uns gelegentlich wiedersehen würden, es wäre nicht dasselbe. Wir würden einander nicht mehr verstehen. Mir wurde klar, dass wir irgendwann eine Art Pakt geschlossen hatten, den ich nicht brechen durfte. Das Leben hatte uns als Kinder zusammengeführt. Wir hatten miteinander Jahrzehnte überdauert, Veränderungen miterlebt und uns selbst verändert. Ich konnte mich jetzt nicht einfach aus dem Staub machen.
    Und Howard.
    Ich wollte nicht gehen. Wie gern wäre ich aus meinem Leben ausgestiegen, hätte neu angefangen und aus meinen Fehlern gelernt. Ich hätte weiß Gott nichts lieber getan, als in Zacharys Bett liegen zu bleiben.
    Tatsache war, ich konnte es nicht. Ich konnte nicht aus dem Leben flüchten, das ich mir erschaffen hatte, auch wenn ich es verpfuscht hatte.
    Es wäre einfach falsch gewesen. Das hier war nicht die zweite Chance, die ich mir so sehr gewünscht hatte. Ich hatte gar keine zweite Chance bekommen; ich war nur hergekommen, um eine Antwort zu finden.

    Und kaum hatte ich erkannt, dass es unmöglich war, kaum hatte ich meinen Entschluss gefasst, da wurde plötzlich alles anders.
    Ich hatte bekommen, was ich mir an meinem Geburtstag beim Ausblasen der Kerzen gewünscht hatte.
    Mein sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen.
    Und ich war schlagartig wieder ganz die Alte, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Es war seltsam. Die Verwandlung ging blitzschnell vor sich. Eben war mir das Atmen noch ganz leicht gefallen, und dann fühlte es sich von einer Sekunde auf die andere an, als wäre mir plötzlich ein Panzer gewachsen.
    Ein Tag. Vierundzwanzig Stunden lang noch einmal neunundzwanzig sein zu können, genau das hatte ich mir gewünscht, nicht mehr und nicht weniger. Und genau das hatte ich bekommen, ob es mir gefiel oder nicht. Meine Überlegungen, ob ich neunundzwanzig bleiben sollte oder nicht, waren vollkommen sinnlos gewesen. Es war um einen Tag gegangen, nicht um eine Woche und nicht um ein ganzes Leben.
    Ein Tag, und der war nun vorüber.
    Ich fasste mir an den Hals.
    Er fühlte sich nicht wie tagsüber glatt und geschmeidig an.
    Meine Haut war faltig und ohne Spannkraft.
    Jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte. Doch ich wusste, ich musste schleunigst verschwinden, ohne Zachary zu wecken. Ich kam mir vor, als wäre ich
einen Marathon gelaufen, aber ich durfte jetzt nicht an die Schmerzen denken. Man stelle sich vor, was für ein Gesicht der arme Junge gemacht hätte, wenn er in diesem Moment die Augen geöffnet und neben

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