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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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sich eine nackte Fünfundsiebzigjährige erblickt hätte!
    Ich wälzte mich vorsichtig zur Seite, setzte mich auf und stellte die Füße auf dem Hartholzboden ab. Die Dielen knarrten unter meinen Sohlen, als ich mich erhob. Ich griff mir an mein schmerzendes Kreuz. Zachary drehte sich auf die andere Seite und begann, laut zu schnarchen. Ich dankte Gott dafür. Er würde mich nicht hören, das wusste ich aus Erfahrung. Ich hatte oft ferngesehen, wenn Howard so tief schlief, bei Zimmerlautstärke, und er war nie aufgewacht. Ich wusste, solange Zachary dieses kratzende Geräusch von sich gab, konnte nichts geschehen.
    Ich ging in die Knie und tappte auf dem Boden neben dem Bett nach meinem schwarzen Kleid, dann tastete ich mich an der Wand und den Möbeln entlang ins Badezimmer, als wäre ich blind. Und ich war ja auch fast blind; ich sah meine Umgebung ganz verschwommen. Warum hatte ich nicht daran gedacht, meine Brille einzustecken? Andererseits hatte ich ja nicht ahnen können, wie die Rückverwandlung vonstattengehen würde.
    Ich schloss die Badezimmertür, machte Licht und versuchte mit zusammengekniffenen Augen, in mein Kleid zu schlüpfen. Oh weh, mein Rücken! Meine Beine! Meine entzündeten Fußballen! Mir war, als hätte
ich meinen schmerzfreien, federleichten Körper gegen einen bleischweren Taucheranzug ausgetauscht, der mir drei Nummern zu groß war.
    Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, bekam ich auch den Reißverschluss nicht zu. Mein Hängebauch war im Weg, von meinem Hängebusen ganz zu schweigen. Keine Chance. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber ärgern oder Angst haben sollte. Ich dachte nur immer wieder: Hoffentlich wacht der Junge nicht auf!
    Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, nach meinen Stöckelschuhen zu suchen.
    Ich warf einen Blick in den Spiegel, aber ich sah nur verschwommene Umrisse, was mir im Grunde ganz recht war. Da gab es nichts weiter zu sehen als mein runzliges altes Ich, und auf diesen Anblick konnte ich gut und gern verzichten.
    Ich knipste das Licht im Bad aus und kehrte zurück ins Schlafzimmer, wo ich mir eine ausgebeulte Hose und ein T-Shirt aus Zacharys Kleiderschrank schnappte. Ich konnte nicht genau erkennen, was ich erwischt hatte, das würde ich erst zu Hause sehen, aber immerhin hatte die Hose einen Gummibund, also brauchte ich nicht auch noch nach einem Gürtel zu suchen. Als Nächstes ertastete ich am Boden des Schrankes ein Paar Turnschuhe – jedenfalls nahm ich an, dass es Turnschuhe waren, wegen der Schnürsenkel. Sie waren mir viel zu groß, was den Vorteil hatte, dass ich einfach hineinschlüpfen konnte.

    Fragen Sie mich nicht, wie ich die Wohnungstür gefunden und aufgeschlossen habe. All meine Sinne waren hellwach und in höchster Alarmbereitschaft.
    Kurz überlegte ich, ob ich mich von Zachary verabschieden sollte. Ich hätte ihn gern dafür um Verzeihung gebeten, dass ich nicht mit ihm nach Paris oder Italien fahren konnte. Ich war bereits dort gewesen, und er würde eine andere finden, mit der er all diese Orte besuchen würde. Eine junge Frau, die ihn respektieren und um seinetwillen lieben würde, da war ich ganz sicher. Ich fragte mich, ob er wohl verletzt sein würde, wenn er erwachte und feststellte, dass ich verschwunden war. Würde er Lucy anrufen, mich suchen? Die Angelegenheit würde ihn vermutlich eine Weile beschäftigen. Er würde eine Zeitlang Liebeskummer haben, aber früher oder später würde er darüber hinwegkommen. Schließlich war er jung und hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Ich hatte meines bereits gelebt.
    Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat hinaus. Es kostete mich alle Mühe, die viel zu großen Schuhe nicht zu verlieren, während ich zum Aufzug schlurfte. Zum Glück war es mitten in der Nacht. Es hätte bestimmt für Aufruhr gesorgt, wenn mich jemand gesehen hätte, wie ich seine Wohnung verließ; eine alte Frau in Zacharys Kleidern! Beim Aufzug angelangt, atmete ich erleichtert auf. Ich war heilfroh, dass ich mich unbemerkt hatte davonstehlen können. Ich wollte nur noch nach Hause.

    Wie weit mochte es wohl zum Rittenhouse Square sein?
    Mit Müh und Not gelang es mir, die Aufschrift auf dem Straßenschild vor dem Haus zu entziffern. Wenn ich nicht irrte, wohnte ich nicht allzu weit von hier. Es musste sehr spät sein, drei oder vier Uhr morgens, denn außer dem Schlurfen der Turnschuhe an meinen Füßen war kein Ton zu hören, keine Menschenseele war unterwegs, und das in einer großen Metropole wie

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