Wuensch dir was
einziges Mal Blumen mitbringen können, weil du einfach bloß an mich gedacht hast? Nicht, weil du mich betrogen hattest und dich das schlechte Gewissen plagte, sondern einfach, um mir zu zeigen, was für eine tolle Ehefrau ich war, oder um meine Leistungen in puncto Kindererziehung zu würdigen? Zum Teufel mit dir, Howard! Habe ich deine Kinder denn nicht anständig erzogen? War ich dir nicht immer eine großartige Ehefrau? Habe ich mich jemals beschwert oder irgendwelche unerfüllbaren Wünsche geäußert? Konntest du nicht tun und lassen, was du wolltest? Und wie hast du es mir gedankt? Wie hast du es mir gedankt, Howard?«
Zachary drückte mich an sich und fragte: »Woran denkst du?«
Ich antwortete nicht. Meine Gedanken kreisten weiter um Howard. »Oder täusche ich mich? War ich eine schlechte Mutter, eine schlechte Ehefrau? Bin ich mit der Zeit zu bequem geworden, um dich zu lieben? Habe ich dir nicht jeden Wunsch von den Augen abgelesen?«
Warum haben wir nie darüber geredet? Warum haben wir uns in all den Jahren nie an einen Tisch gesetzt, um über den Zustand unserer Ehe zu sprechen? Über meine Probleme, über die deinen, darüber, wie man es besser machen könnte? Jahrelang sind wir nur umeinander herumgeschlichen und haben geschwiegen.
Doch jetzt bot sich mir die Chance, alles anders zu machen.
»Hey«, flüsterte Zachary und zog mich noch näher an sich. »Wo bist du?«
Die Frage war berechtigt. Körperlich war ich ihm ganz nah, doch in Gedanken war ich offensichtlich weit, weit weg.
»Entschuldige.« Ich ergriff seine Hand. »Ich musste gerade an etwas denken.«
»Hast du etwas auf dem Herzen?« Er drehte mich zu sich herum. »Verschweigst du mir etwas?«
»Was meinst du?«
»Du bist plötzlich so anders. Bereust du etwas?«
»Was dich angeht?«, fragte ich. »Nein, ganz und gar nicht.« Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
»Bereust du es, dass wir gleich am ersten Tag miteinander geschlafen haben?«, fragte er besorgt.
»Gott, nein. Glaub mir, ich bereue keine Sekunde dieser Nacht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich danach gesehnt habe.«
»Was ist es dann?«, fragte er. »Ist es Howard?«
Mir blieb beinahe das Herz stehen vor Schreck. Wusste er es? Wusste er Bescheid? Aber wie war das möglich?
»Warum fragst du … Woher weißt du von Howard?«
»Du hast ihn im Laufe des Abends ein paarmal erwähnt. Wart ihr lange zusammen?«
»Ja.« Mir stiegen Tränen in die Augen.
»Wart ihr verlobt?«, fragte Zachary.
»Ja. Da war ich allerdings noch sehr jung.«
»Ist es vorbei?«, wollte er wissen.
Ich wusste erst nicht, was ich darauf sagen sollte. Im Grunde genommen war es definitiv vorbei. Schließlich war der Mann nach einem Herzinfarkt mit dem Gesicht voran in seinen Krautsalat gekippt. Andererseits war er noch immer ein Teil von mir, in meinem Herzen, obwohl ich ihn nicht geliebt hatte und er mich genauso wenig. Würde er denn immer diese Macht über mich haben?
»Ja«, sagte ich und fuhr Zachary mit den Fingern durch die Haare. »Es ist vorbei.«
»Was ist es dann?«, erkundigte sich Zachary.
Ich drehte mich von ihm weg, und er umarmte mich erneut und zog mich an sich. Mir kullerten Tränen übers Gesicht. Ich dachte an meinen Ehemann und meine Familie und unser gemeinsames Leben.
»Ich …« Ich wischte mir die Tränen ab. »Ich bereue mein Leben. Mein ganzes Leben.«
»Das ist alles?«, fragte Zachary.
»Das ist ganz schön viel, glaub mir.«
»Unsinn«, sagte er und drehte mich erneut herum. »Das stimmt nicht.«
»Du verstehst das nicht«, erwiderte ich. »Glaub mir, du hast keine Ahnung.«
»Ich weiß nur eines«, sagte er. »Nämlich, dass du noch viele Jahre vor dir hast, um alles, was du bereust, wieder ins Lot zu bringen.«
»Nein, hab ich nicht. Eben nicht.«
»Oh doch. Das denkst du jetzt, aber dir bleiben noch viele Jahre, um alle Fehler wiedergutzumachen.«
In jener Nacht interpretierte ich seine Worte etwas anders, als ich es jetzt tue. Damals war ich noch nicht so weit. Ich war neunundzwanzig und lag im Bett mit diesem gut aussehenden jungen Mann, der die ganze Welt mit mir teilen wollte.
In jener Nacht dachte ich bloß: »Was hat es überhaupt für einen Sinn, in mein altes Leben zurückzukehren?« Ich hatte schon tagsüber mit dem Gedanken gespielt, neunundzwanzig zu bleiben. Was hielt mich denn zurück? Lucy würde es verstehen. Barbara würde ihr Leben weiterleben. Frida hatte mir bereits versichert, dass sie darüber
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