Wuensche Dir alles
sondern MIT EINEM SELBSTVERSTÄNDLICHEN »ICH MÖCHTE«.
Zum Thema Abgrenzung gibt es eine schöne Geschichte von einem der größten spirituellen Meister Indiens, Sri Ramakrishna.
Weisheitsgeschichte
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Ein Meister lebte allein in einem dichten Waldgebiet. Viele Menschen besuchten ihn, um ihre Sorgen bei ihm loszuwerden und seinen Segen zu erhalten. Einige Besucher, die regelmäßig kamen, baten den Meister, etwas gegen eine Schlange zu tun, die an dem Weg hauste und schon mehrere Menschen gebissen hatte. Der Meister versprach Hilfe und ging mit ihnen zu der Stelle, wo das Tier sein Unwesen trieb. Der Meister konnte die Schlange beschwichtigen und lehrte sie, gutmütig zu sein und nicht mehr aggressiv gegen seine Besucher.
Die Menschen erzählten dem Meister, dass seine Worte gewirkt hätten und die Schlange jetzt keine Gefahr mehr darstelle. Nach ein paar Wochen besuchte der Meister die Schlange wieder. Sie lag zusammengerollt unter einem Baum, war mit Wunden übersät und fast tot.
»Mein Gott, was ist mit dir geschehen?«, fragte der Meister.
»Ich lernte von Euch, gütig zu sein, und ignorierte die Menschen. Sie aber steinigten mich und schlugen mit Stöcken auf mich ein, sobald sie mich sahen.«
»Liebe Schlange«, antwortete der Meister, »ich bat dich, die Menschen nicht zu beißen. Warum hörtest du auf zu zischen? Mach das, zische! Nicht mehr als das, aber auch nicht weniger!«
Das Gleiche gilt auch für uns Menschen. Wir haben jedes Recht zum Zischen, auch wenn wir keines zum Beißen haben. Wenn wir zu unserer Verantwortung stehen und damit unseren Aufgabenbereich umgrenzen, definieren wir für uns und andere, was uns wichtig ist, und sehen so den Weg zur Wunscherfüllung klarer vor uns.
Verantwortung zu tragen, ist schön!
Wie gut es sich anfühlt, richtig stolz auf sich zu sein, erlebte ich erstmals im Alter von neun Jahren. Da war ich einmal abends mit meinem Onkel in meiner Heimatstadt unterwegs. Der große, kräftig gebaute Rechtsanwalt beeindruckte mich sehr. Er nahm mich zu seinem Termin mit einem Klienten mit. Mein Onkel trug eine schwere Tasche mit Akten. Bei dem Treffen gab ihm der Klient sein Honorar in Form eines Batzens Bargeldes in einer kleinen Tasche. Als wir wieder auf die Straße traten, gab mir mein Onkel diese kleine Tasche mit den Worten: »Trage du sie!« Ich war erstaunt, dass er mitten in der Stadt so viel Geld in meine Obhut gab, obwohl wir doch noch einen weiten Fußweg nach Hause hatten. Ich bewunderte sein Vertrauen in mich. Die Verantwortung versetzte mich in Hochspannung, und ich trug, stolz neben ihm herlaufend, die Tasche nach Hause, ohne sie einmal aus der Hand zu geben. »Lerne früh, Verantwortung zu tragen. Das macht Spaß, und du wirst dadurch groß!«, sagte er zu mir. Es war eine ungemein schöne Art, zu lernen, Verantwortung zu tragen, aber auch, zu lernen, dass das Tragen von Verantwortung eine tolle Angelegenheit ist! Nehmen wir hierzu ein weiteres Beispiel.
Der Lohn der Hausfrauenarbeit
In meinen Yogaunterricht kommen viele Mütter, die »nur« Hausfrauen sind. Hausfrauen üben einen verkannten Beruf aus, schließlich sorgen sie für ihre Kinder und ihren Partner und den Haushalt! Die Haushaltsarbeit hat im Vergleich zur öffentlichen Arbeit eine Besonderheit. So geht zum Beispiel alles, was in einer Fabrik an einem Fließband entsteht, letztlich hinaus in die Welt. Jeder Einsatz in der Fabrikwelt trägt hierzu bei und führt zu einem sichtbaren Ergebnis in der Außenwelt. Die Pflege des eigenen Heims fühlt sich aber für viele Hausfrauen wie eine Arbeit an, die nicht von A nach B führt, sondern sich im Kreis dreht. Ihr Einsatz endet dort, wo sie sind, nämlich zu Hause, und führt nicht aus dessen Wänden hinaus. Kaum ist er beendet, scheint die Wirkung vorbei zu sein, und das Ganze beginnt wieder von vorn. Das gilt für Putzen, Kochen und all das andere, was im Haushalt zu bewältigen ist. Viele Frauen finden keine Erfüllung in dieser Arbeit, auch wenn sie sie gut, genau und gewissenhaft machen.
Manch eine Hausfrau hat schon zu mir gesagt: »Es wäre ganz was anderes, wenn ich als Haushaltshilfe bei jemandem arbeiten würde. Da lohnt es sich, gut zu sein und auch Verantwortung zu tragen für die Aufgabe, denn man bekommt eine Vergütung. Verantwortung und Lohn stehen hier im klaren Zusammenhang.« So beklagen sie sich, dass sie für ihre Arbeit weder einen definierten Lohn noch genug Anerkennung bekommen. Und das, obwohl gerade sie am besten
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