Wuensche Dir alles
Gesamtnatur wirkt durch uns, und wir sagen dann zu ihr, »unsere eigene Natur«. Im Grunde aber handelt es sich um die gleiche Natur, die für alle Menschen gilt und in allen Menschen wirkt. Nur erscheint sie in jedem anders: so wie das eine und gleiche Wasser in verschiedenen Behältern eine andere Form annimmt. Dann reden wir von der unterschiedlichen Natur verschiedener Menschen.
Sowohl die »eigene Natur«, die durch uns wirkt, als auch die »Gesamtnatur«, die für alle Menschen gilt, stellen Aufgaben an uns. Es sind zwei wichtige Forderungen:
TRAGE VERANTWORTUNG FÜR DAS, WAS DU BEKOMMEN WILLST.
GIB AN DIE WELT ZURÜCK, WAS DU VON IHR BEKOMMST.
Ja, die eigene Natur fordert, dass wir Verantwortung übernehmen, wenn wir etwas bekommen wollen. Die Gesamtnatur verlangt, dass wir der Welt, sprich der Natur, dafür etwas zurückgeben, dass sie uns das Glück der Wunscherfüllung schenkt.
Beide Erwartungen an uns stehen im Raum, sobald wir Wünsche ausgesprochen haben und sie zu verwirklichen suchen. Wenn wir diesen Erwartungen entsprechen, wird unser Wirken und unser Erfolg auch wirkliche Erfüllung bringen. Dann lohnt es sich auf jeden Fall, Wünsche zu haben und uns für sie einzusetzen. Dann werden nicht nur Wünsche erfüllt, sondern es wird uns auch eine tiefe Erfüllung beschert. Wenn wir hingegen diese Forderungen zu ignorieren versuchen, werden wir entweder an unseren Wünschen scheitern oder gegen unsere Natur ankämpfen müssen, um den Erfolg zu erzwingen.
»Wir sind an die Natur und an unser Naturell gebunden. Der Versuch, diese zu unterdrücken, wird einfach nicht funktionieren.«
[ Bhagavadgita 3.33 ]
Verantwortung ist ein Signal
Wir brauchen uns vor Verantwortung nicht zu scheuen. Verantwortungen zeigen uns deutlich, was zu tun ist, sodass uns unsere Aufgabe in allen Situationen stets klar bleibt. Wenn wir zu unserer Verantwortung stehen, zeigt das den Menschen in unserem Umfeld, wo wir stehen. Verantwortungen definieren unseren Zuständigkeitsbereich, stecken sozusagen unser Revier ab – sei es bei häuslichen Aufgaben, in der Arbeitsstätte oder auch in der Ehe und unter Freunden.
Ich höre oft von Yogaschülern, die eine eigene Schule aufmachen: »Es kommen zu wenig Menschen zu mir, um Yoga zu lernen, meine Yogaschule läuft nicht gut.« Meine Antwort ist immer gleich: »Du hast dir passende Räumlichkeiten besorgt und deine Info verteilt. Was du anbieten kannst und willst, signalisierst du aber erst eindeutig, wenn du deine Verantwortung als Yogalehrer trägst, nämlich selbst regelmäßig und intensiv zu üben.« Wenn wir unsere Verantwortung von ganzem Herzen bejahend übernehmen, geschehen die Dinge oft wie von allein – wenn nicht, dann stagnieren sie. Erst wenn wir verantwortlich handeln und damit unseren Zuständigkeitsbereich klar definieren, kann unser Umfeld uns und unsere Wünsche erkennen. So entsteht die Anziehungskraft auf andere.
Besonders deutlich wird dieses Thema heutzutage bei der Partnersuche. Oft schüttele ich den Kopf darüber, dass all die jungen Frauen und Männer, die ich kenne und die voller Sehnsucht eine passende Partie suchen, sich nicht einfach zusammentun können (wie bei Shakespeare im Sommernachtstraum!). Wenn das nur so einfach wäre! Jetzt schauen wir uns einmal anhand von zwei Personen an – eine im modernen Indien und eine in Deutschland –, welche Aufgabe uns der Partnerwunsch stellt.
Verantwortung und Partnersuche
Früher kannten sich indische Ehepaare so gut wie gar nicht vor dem Hochzeitstag. Sie hatten sich oft nicht einmal vorher gesehen. Alles wurde von den Familien des Ehepaars geregelt. Heute werden die meisten indischen Ehen immer noch von der Familie arrangiert, jedoch besuchen sich Mädchen und Jungen gegenseitig, um sich kennenzulernen und unter Umständen die Partie ablehnen zu können.
Eine junge Inderin, die seit einigen Jahren auf Partnersuche war und viele potenzielle Partner empfangen und dann abgelehnt hatte, erzählte mir von einem jungen Mann, mit dem sie zuletzt verkuppelt werden sollte: »Ich lernte ihn kennen, als er mich zu Hause bei meinen Eltern besuchte. Da fragte er mich schüchtern nach Wasser. Ich gab es ihm. Das tat er dann beim zweiten Besuch auch. Inzwischen fühlte er sich wohl bei uns und ging ungezwungen mit meinen Eltern und meinem kleineren Bruder um. Als er mich auch beim dritten Besuch um Wasser bat, sagte ich mir: ›Jetzt kennt er sich bei mir zu Hause aus und ist nicht eigenständig genug, sich das Wasser
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