Wuensche Dir alles
seine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern gab ihm Kraft. Langsam gewann er seine fröhliche und gesprächige Natur zurück und fühlte sich wieder wohl in seiner Haut. In meinen Augen hatte sich sein Wunsch erfüllt: Er war auf seine Weise so geworden wie sein Vater.
Glück will geteilt sein
Das Glück des Gebens überwiegt alles andere Glück. Das können viele Menschen bezeugen, die Ruhm, Geld oder Macht erworben haben und danach in eine Sinnkrise geraten sind. Spätestens dann, wenn der ersehnte Wunsch in Erfüllung geht und wir glücklich geworden sind, möchten wir Menschen um uns haben, mit denen wir wenigstens etwas von unserer Freude teilen können.
Eine leckere Mahlzeit schmeckt noch besser, wenn wir sie mit jemandem gemeinsam genießen. Wenn wir eine freudige Nachricht empfangen, weckt das in uns sofort den Wunsch, ja das Bedürfnis, sie jemandem mitzuteilen. Ein Mensch, der wunschgemäß reich oder mächtig wurde, wird völlig vereinsamen, wenn er niemanden hat, mit dem er seine Macht oder seinen Reichtum teilen kann. Deshalb ist es wichtig, die Tugend des Teilens zu kultivieren. Leider aber lässt sich das Geben oft nicht planen oder regeln. Denn raffiniert geplantes Helfen endet in der Regel in Machtpolitik. Anonymes Helfen ist langfristig auch keine Lösung, denn es ist ein bisschen wie der Lottogewinn: Da wir keine direkte Verantwortung für das Helfen tragen, kann es uns nicht tiefgreifend erfüllen.
HELFEN IST IMMER DANN HEILSAM, WENN ES SOWOHL SPONTAN ALS AUCH SOFORT GESCHIEHT. Wenn zwischen dem Impuls des Helfenwollens und dem Handeln selbst keine nennenswerte Lücke besteht, ist es Soforthilfe. Eine Hilfe, die nicht abwägt oder berechnet, ist spontan. Wenn wir jemandem in Not helfen, sollten wir das so tun, als würden wir ihn nie wiedersehen oder als könnte er uns in keinster Weise je dienlich sein. Dann helfen wir in einem spontanen und guten Geist. Nur Tauschende und Streitende können eine Rechnung offen haben, nicht einer, der von sich aus etwas teilen will. Uns für etwas zu »revanchieren«, ist in diesem Sinne keine Hilfe. »Hilfe sollte so spontan sein, wie wir uns selbst helfen, wenn unser Kleid vom Leib rutscht«, sagt der Yogi Thiruvalluvar. Das tun wir jedes Mal, wenn ein Unglück, sei es klein oder groß, vor unseren Augen geschieht, wenn zum Beispiel jemand vor uns auf der Straße hinfällt und wir ihm unmittelbar zu Hilfe eilen.
Zu teilen heißt, sich als Teil eines Ganzen zu sehen
Jede wahre Erfüllung führt uns in eine Fülle, in der wir uns eins fühlen mit anderen Menschen oder sogar mit dem großen Ganzen. Das ist die Freude, die jede Wunscherfüllung mit sich bringt. Deshalb sollten wir uns von vornherein anderen Menschen zuwenden, wenn wir möchten, dass unser Wunsch sich erfüllt. Und wenn es sich dann einstellt, wissen Sie ja: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück!
In einer Kultur des Gebens ist es undenkbar für die Menschen, ihr Essen nicht mit Gästen zu teilen, die unerwartet zu Besuch kommen. Da würde niemand auf die Idee kommen, zu sagen: »Warte bitte dort im Wohnzimmer, ich esse schnell und komme dann später zu dir!« Oder: »Ich esse gerade und habe nicht genug gekocht für so viele Leute, es tut mir leid.« Man teilt einfach, was da ist. Und wenn wir unser Essen teilen, werden wir auf jeden Fall mindestens so satt, wie wenn wir alles allein essen, was wir gekocht haben. Jeder, der es schon mal so gemacht hat, wird das bestätigen. In einem spirituellen Sinn ist ein anderes Essverhalten ungesund – und das, wie mich eine Ärztin lehrte, auch in einem leiblichen Sinn.
»Wer das Ganze in allen Teilen sieht und in jedem Teil das Ganze, gerät nie aus der Ganzheit. «
[ Bhagavadgita 6.30 ]
Gemeinsamkeit macht glücklich
Als mein Sohn klein war, aß er schlecht. Als besorgte Eltern gingen wir zur Kinderärztin und baten sie um Rat. »Oh, ein Einzelkind! Laden Sie regelmäßig andere Kinder zum Essen ein, dann wird es besser.« Das war eine weise Antwort, die wirklich half. Wie genau hatte diese europäische Ärztin, ohne es zu ahnen, mein Wissen aus den indischen Yogaschriften ins praktische Leben übertragen!
Wenn die Eltern immer wieder sagen: »Ich habe das alles für dich gekocht, und du musst es essen!«, ist das für eine gesunde junge Seele nicht nachvollziehbar. Essen ist etwas ganz Elementares und Glückbringendes. Der Mensch als geselliges Wesen will dabei eigentlich nicht allein sein. So lehrt uns das Essen sehr viel über die
Weitere Kostenlose Bücher