Wuensche Dir alles
WAHL. Erst recht, wenn wir Wünsche haben, sind wir gefordert, bereitwillig zu geben. Und mit nichts geben wir selbstverständlicher, als wenn wir unsere Verantwortung selbstlos tragen wie etwa beim Totengedenken. Dann werden all unsere Aktivitäten zu Ritualen der Dankbarkeit.
Großes entsteht nicht um des Lohnes willen
Wenn ich einen der großen alten indischen Tempel besuche, bin ich jedes Mal von der Komplexität und Schönheit der Architektur ergriffen. Was haben hier Menschen an Arbeit geleistet, damit ich heute einen wohltuenden Raum habe, um seelisch aufzutanken?! Was waren das für Menschen, denen ich nie etwas zurückgeben kann? Die gleichen Gedanken bewegen mich, wenn ich in Deutschland Auto fahre oder im Zug sitze. Unter welch schweren Bedingungen haben hier Menschen über zwei Jahrhunderte hinweg gearbeitet, sodass wir heute alle sorglos und sicher von einem Ort zum anderen pendeln können? Was geben wir ihnen zurück? Mag sein, dass wir alle Steuern zahlen, mag sein, dass sie alle einen Lohn bekommen haben.
Wenn das aber die einzige Wahrheit wäre, dann hätten Menschen seit eh und je nur um der Steuer und des Lohnes willen das meiste zustande gebracht, was sie geschaffen haben. Das stimmt aber nicht. Das spüren wir genau, wenn wir die ästhetische Präzision der Dinge betrachten – egal ob es ein Tempel, eine Brücke, ein Denkmal oder ein Bahngleis ist und ob es nun ein Gott, Menschen oder sonst etwas aus der Natur erschaffen haben. Immer dann gelingt das beabsichtigte Werk, wenn es mit Freude und Selbstverständlichkeit entsteht und nicht wegen des Lohns oder der Steuerpflicht. WIE SCHÖN WÄRE EINE WELT, IN DER WIR DIE KULTUR DES GEBENS PFLEGEN!
Nehmen hat seine Grenzen
Wie kann die Rechnung in der Welt je aufgehen, wenn wir nicht genauso viel geben, wie wir nehmen? Wir dürfen nicht vergessen: Egal, wie viel wir besitzen, wirklich nützen wird es uns letztlich nur wenig. Was haben wir davon, wenn wir immer mehr Materielles und Informationen anhäufen? Um unsere essenziellen Wünsche zu erfüllen, brauchen wir im Grunde nur wenig.
Weisheitsgeschichte
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Ein Wanderer war unterwegs sehr durstig geworden. Zwar hatte es heftig geregnet, und überall stand das Wasser in großen Pfützen, doch dieses Wasser war keine Hilfe gegen den Durst. Da entdeckte er in der Ferne einen Stausee und lief eilig hin in der Hoffnung auf gutes klares Wasser. Der See war weit über die Ufer getreten, und der Wanderer watete lange durch die schmutzigen Wasserfluten, die das Land überschwemmten, bis er ans eigentliche Ufer kam und seinen Durst endlich stillen konnte.
Was für eine Tragödie ist es, wenn wir an das Eigentliche gar nicht herankommen, weil um uns alles vor Dingen überquillt! Das Geben und Teilen ist oft die Rettung für uns, weil es entlastend und klärend wirkt. Und in der Bhagavadgita heißt es: »Was bringt ein großes Wasserreservoir dem Durstigen? Er braucht lediglich ein paar Tropfen, um sein Bedürfnis zu stillen. Um ein Problem zu lösen, brauchen wir nicht besonders viel Wissen, sondern nur das wenige, das wir in die Tat umsetzen können.« (2.46)
Vom Wert des Geldes und des Beistands
Ein Schulfreund von mir war der Sohn eines reichen und geselligen Geschäftsmannes. Er bewunderte seinen Vater und wünschte sich innig, genauso zu werden wie er. Allerdings mochte er es nicht, dass sein Vater recht verschwenderisch war, viel Geld ausgab und sich auch Bittstellern gegenüber sehr großzügig zeigte.
Mein Freund verbrachte die Freizeit und die Wochenenden im Geschäft des Vaters, vernachlässigte die Schulaufgaben und entwickelte sehr früh die Fähigkeiten eines guten Händlers. Er beendete die Schule vorzeitig, widmete sich mit Leib und Seele dem Handel und wurde bald sehr erfolgreich. Als er 40 war, geriet er eines Tages in einen Autounfall und wurde dabei entführt. Die Familie zahlte eine beträchtliche Summe und bekam ihn zum Glück frei. Mein Freund war seitdem ängstlich und menschenscheu. Ihm wurde bewusst, dass das Thema Geld, das ihn seit frühester Jugend fasziniert hatte, auch eine höchst beängstigende Angelegenheit sein kann. Er erkannte dagegen den Wert des Beistands, den er bei der Entführung erfahren hatte – und allmählich wandelte sich seine Gesinnung. Er beschloss, dass die Menschen, die für ihn oder mit ihm arbeiteten, ab nun im Geschäft die oberste Priorität haben würden. Statt um Gewinnzahlen kümmerte er sich jetzt mehr ums Arbeitsklima. Diese neue Sicht auf
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