Wuensche Dir alles

Innenleben hat, verrät sie viel über unsere Stimmung und unsere Zuversicht. Wenn die Stimme natürlich klingt – weder aufgesetzt noch unnötig erhöht, zaghaft oder unsicher –, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass wir in uns ruhen und uns selbst vertrauen.
    Eine meiner Schülerinnen arbeitete in einem Labor. Sie hatte die Gabe, ein Problem schnell zu erfassen und Lösungen zu finden. Nun wünschte sie sich endlich einen Aufstieg in ihrem Job und größere Herausforderungen. Dem Vorgesetzten schien jedoch die temperamentvolle Art, mit der sie ihre Ideen einbrachte, nicht zu gefallen. Er versuchte offenbar, sie von wichtigen Themen fernzuhalten, indem er sie mit allen möglichen unbedeutenden Aufgaben auslastete. Aktuell hatte sie zu einem Labortest, der wiederholt missglückt war, einen Vorschlag gemacht, der das Problem gelöst hätte. Das wurde aber einfach ignoriert. Während die Schülerin mir nun wütend von dem Vorfall berichtete, wurde ihre Stimme heiser. »Glaubst du wirklich, dass du gemobbt wirst?«, fragte ich sie. »Ja, sicher!«, antwortete sie. »Bist du ganz fest davon überzeugt, dass deine Lösung gut ist?«, hielt ich ihr entgegen. »Aber natürlich ist meine Lösung gut, das glauben übrigens andere in unserem Team auch«, erwiderte sie. »Du musst mich nicht überzeugen, ich bin nicht vom Fach. Trotzdem: Sprich jetzt deine Vorschläge aus. Aber das muss mit Selbstvertrauen tief aus dir herauskommen!«
    Ich ließ sie ihre Worte mehrmals wiederholen, bis ich überzeugt war, dass sie gelassen vortragen konnte, was sie als Lösung empfand – nicht aus der Defensive heraus, sondern unaufgeregt, voller Selbstvertrauen und mit einer Stimme, die tief aus dem Bauch kam. Allmählich wurde in ihrer Stimme eine lockere Gewissheit hörbar – und so gelang es ihr später tatsächlich, ihren Chef zu überzeugen. Meine Schülerin lernte anhand dieser einfachen Übung, dass neben guten Qualifikationen auch ein robustes Selbstvertrauen notwendig ist, um Karrierewünsche voranzutreiben und Mobber in ihre Schranken zu weisen.
Sich der eigenen Position sicher sein
    Sich der eigenen Position sicher zu sein, bedeutet, sich wohlzufühlen in der eigenen Haut. Haben wir einen klaren eigenen Standpunkt, können wir innerlich ruhig und entspannt sein. Wir brauchen auf niemanden wütend zu werden, denn die WUT packt uns immer nur dann, wenn wir unsicher sind. Die Wut verrät, dass wir von uns selbst und unseren Ideen nicht zutiefst überzeugt sind.
    Auch wenn wir uns in unserer Umgebung nicht sicher fühlen, drückt sich das in der Stimmung und Stimme aus – zum Beispiel bei Neugeborenen, die ständig schreien. Beim sogenannten Schreikind, das ohne körperliche Ursachen fortwährend schreit, geht es um die verlorene Geborgenheit im Mutterleib. Erst wenn es wieder eine ähnlich große Sicherheit empfindet, hört es allmählich auf zu schreien.
Selbstvertrauen macht stark
    Sich sicher zu fühlen, bedeutet, Selbstvertrauen zu haben. Uns selbst zu vertrauen, ist die größte Kraft, die wir in uns mobilisieren können. Und das können wir! Wir können fest daran glauben, dass wir das Zeug dazu haben, uns unsere Wünsche zu erfüllen, beziehungsweise dazu beitragen können, dass sie erfüllt werden. Wir dürfen also weder zaghaft noch halbherzig sein. Wenn wir halbherzig sind, schwankt unser Interesse zwischen dem, was zu tun ist, und dem Ergebnis. Erst wenn wir uns ganz dem Tun widmen und die Sache ohne zu zweifeln zu Ende führen, kann ein großer Wunsch wahr werden. Dafür müssen wir an uns glauben, müssen das Selbstvertrauen haben, zu sagen: »Ich kann es.«
    Das soll auch die Geschichte von dem Fischjäger ausdrücken, der seinem Schüler verbot, mit zwei Pfeilen in den Fluss zu gehen, um einen Fisch herauszuholen: »Wenn du zwei Pfeile hast, zögerst du. Du wirst es also mit einem einzigen machen!« Ein Sportler, der bei einem Wettbewerb siegen will, muss seinen Fähigkeiten absolut vertrauen. Jeder Kandidat, der zu einem Vorstellungsgespräch geht, sollte sich ganz sicher sein, dass er eine gute Wahl ist. Und jeder, der die Liebe eines Menschen gewinnen will, muss das aus tiefstem Herzen ausdrücken, sprich: an die eigene Liebe glauben, damit er nicht überhört werden kann. Erst wenn wir gänzlich vom eigenen Wert und von unserem Wunsch überzeugt sind, wird das, was wir uns wünschen, wahr.
    »Wenn du etwas erreichen möchtest, dann diene ihm, erkunde es und gib dich ihm hin. «
    [ Bhagavadgita 4.34 ]
Ich kann