Wünsche (German Edition)
Ich begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, dann legte ich Teddy in seine Arme. Julian strahlte und drückte den alten Bären an sich.
»Danke«, sagte er leise.
»Kein Problem.« Ich strich ihm sanft durchs Haar. »Wie geht es dir heute?«
»Ganz gut.«
»Hast du Schmerzen?«
»Nur ein bisschen Kopfschmerzen. Es ist aber auszuhalten.«
Ich fragte Julian, ob ich ihm etwas vorlesen sollte und er stimmte begeistert zu. Unterwegs hatte ich drei Bücher gekauft. Ich las ihm die kurzen Beschreibungen vor und er entschied sich für ein Buch über fünf australische Waisenkinder, die zum ersten Mal gemeinsam ans Meer fahren dürfen. Ich las eine halbe Stunde lang und Julian hörte aufmerksam zu. Dann fielen ihm jedoch die Augen zu.
Ich nutzte die Gelegenheit, um mit meiner Sekretärin zu telefonieren. Es gehörte zwar nicht zu ihren Aufgaben, aber sie hatte sich bereit erklärt, sich darum zu kümmern, dass die Möbel und Einrichtung für Julians Zimmer geliefert und auch gleich aufgebaut wurden. Darüber hinaus sagte sie alle Termine in den folgenden Tagen und Wochen ab. Ich wollte mich ausschließlich um Julian kümmern und für ihn da sein.
Julian war aufgeregt, als ich ihn am Dienstag Nachmittag endlich nach Hause brachte. Ich half ihm dabei, sich anzuziehen und setzte ihn dann in einen Rollstuhl, den ich am Vormittag gekauft hatte.
Eine Schwester und Dr. Hartmann begleiteten uns zum Ausgang, nachdem ich einen Stapel Formulare ausgefüllt und unterschrieben hatte.
»Was hast du für ein Auto?«, fragte mich Julian, als wir im Fahrstuhl nach unten fuhren.
»Einen Audi R8«, antwortete ich. »Aber wir werden heute von einer Limousine abgeholt.«
»Von einer Limo?«, fragte Julian mit großen Augen. »Cool. Ich wünschte, ich könnte sie sehen.«
Den Limousinenservice nutzte ich zwei oder drei Mal im Jahr, um einen Kunden oder Geschäftspartner zu beeindrucken. Heute nutzte ich ihn einfach aus dem Grund, dass ich nicht selbst fahren wollte.
»Oh, scheiße«, sagte Dr. Hartmann, als wir aus dem Fahrstuhl stiegen.
»Was ist los?«, fragten Julian und ich zur selben Zeit.
Ich folgte Dr. Hartmanns Blick zum Ausgang.
»Was ist los?«, fragte Julian noch einmal.
»Draußen vor der Tür stehen eine Menge Reporter. Und ein paar Fernsehkameras«, erklärte ich.
»Cool. Was wollen die hier?«
»Entweder wurde hier gerade ein Schauspieler oder so etwas eingeliefert. Oder die sind wegen uns hier.«
»Warum wegen uns?« Julian runzelte die Stirn.
»Weil ich dich adoptiert habe. Vielleicht hat die irgendjemand informiert.«
Dr. Hartmann griff zu seinem Handy und rief ein paar Pfleger zur Hilfe. Die sollten uns zum Auto begleiten, ohne dass wir von den Reportern belästigt werden würden.
»Warum willst du nicht mit ihnen reden?«, fragte Julian neugierig.
»Weil die sich nicht wirklich für dich interessieren, sondern nur für eine Story, die sich verkaufen lässt.«
»Okay.«
»Wartet ihr hier einen Moment? Ich gehe mal raus. Mal sehen, was sie wollen.«
Ich streichelte Julian über den Kopf und ging zu den Reportern, die sich sofort um mich versammelten und mich mit Fragen bombardierten. Ich verstand kein Wort, also hob ich beide Hände, um die Leute zu beruhigen.
»Ich werde ein paar Fragen beantworten. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie meinen Sohn und mich danach in Ruhe lassen.«
»Stimmt es, dass Sie ein Kind adoptiert haben, das Sie erst vor ein paar Tagen kennengelernt haben?«, fragte eine Reporterin.
»Ja, das stimmt«, antwortete ich.
»Ich habe gehört, dass der Junge schwer krank ist und sterben wird. Können Sie dazu etwas sagen?«
»Natürlich werde ich mich dazu nicht äußern«, sagte ich wütend.
»Ist das der Grund, warum Sie ihn adoptiert haben?«, fragte ein weiterer Reporter.
»Nein. Der Grund dafür ist, dass er es sich gewünscht hat. Und weil ich mich innerhalb kürzester Zeit in den Jungen verliebt habe.«
»Wie ist sein Name?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Julian«, hörte ich eine Stimme hinter mir. »Mein Name ist Julian.«
Ich starrte ihn einen Moment lang an, dann schaute ich zu Dr. Hartmann auf, der mich entschuldigend ansah.
»Julian wollte zu Ihnen hier raus kommen«, sagte er.
»Ist das der Junge?«
»Ja, das ist mein Sohn.«
Julian strahlte stolz.
»Wie alt bist du?«, fragte eine Frau und hielt Julian das Mikrofon unter die Nase.
Ich stieß ihre Hand weg.
»Elf«, antwortete er trotzdem.
»Das reicht jetzt«, sagte ich, als alle
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