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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dieser schrecklichen Programme gekommen, in denen irgendein Imam etwas über die Nigerianer im Norden und ihr Recht auf einen islamischen Staat erzählt hätte.«
    »Ich hab jetzt die ganzen Nachrichten angesehen«, gab Ifasen verärgert zurück, »und da kam überhaupt nichts, was mit diesem Kontinent zu tun hat. Als ob wir nicht existieren würden … Und doch sind wir hier.«
    »Vielleicht hat die Welt keine Lust mehr, immer nur erbärmliche Wehklagen von unserem Kontinent zu hören.«
    Ifasen spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. »Soll das gegen mich gerichtet sein? Hältst du mich für erbärmlich? Bin ich für dich erbärmlich, Frau? « Er wechselte in Hausa.
    »Nein, Mann«, erwiderte Abayomi, wobei sie ihn mit der englischen Übersetzung der Hausa-Anrede ärgern wollte. »Aber ich merke, dass du deinen ganzen Frust von der Straße mit nach Hause gebracht hast. Und unsere Wohnung ist zu klein für deine Launen. Chei! Ich habe auch gearbeitet; ich bin auch frustriert. Mir hängen diese schmutzigen kleinen vier Wände auch zum Hals heraus. Ich will auch nicht, dass sich mein Kind sein Zuhause mit einem Fremden teilen muss. Aber wir wissen beide, wie die Dinge liegen und …«
    »Hör auf, über deine Arbeit zu reden, Okeke«, empörte sich Ifasen. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass du dich nach deiner Arbeit frustriert fühlst. Die sollte dich doch eigentlich sehr befriedigen .« Seine Stimme überschlug sich. Er merkte, wie seine Schläfen zu pochen begannen. Das Zimmer kam ihm jetzt noch kleiner vor, angefüllt mit rauchigem Lärm. Er hieb mit dem Handballen gegen den Schalter des Fernsehers, um ihn auszumachen.
Der kleine Tisch, auf dem der Apparat stand, kam ins Wanken.
    »Nein! Nicht, Ifasen! Chineke! Nein!« Abayomi schrie hemmungslos laut, als ob die Macht ihrer Stimme seine Worte auslöschen könnte. Doch es war bereits zu spät. Er hatte das Unaussprechliche zwischen sie geworfen, und jetzt tanzte es wie ein böser Geist vor ihren Augen hin und her.
    Sie kam aus der Küche und starrte ihn wütend an. »Willst du vielleicht ins Lager von Lindela, o ? Willst du das? Nach Krugersdorp zur Rückführung? Dort kann man sterben, Ifasen. Dort könnten wir alle an den Krankheiten sterben, die da wüten, während wir darauf warten, nach Nigeria zurückgeschickt zu werden. Willst du das? Ist es das, was du willst? Für dich selbst? Für deinen Sohn?« Ihre Stimme versagte fast, als sie ihr gemeinsames Kind erwähnte. »Für mich? Chineke! « Tränen begannen ihr über die Wangen zu laufen.
    Ifasen war entsetzt. Die schmerzhafte Wahrheit, die ihm aus Versehen herausgerutscht war, stand unüberwindbar zwischen ihnen. Der Zweifel nagte seit langem an ihm und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen - wie eine wiederkehrende Krankheit, die niemals ganz verschwand und ihn immer wieder unerwartet traf. Etwas drückte schwer auf seine Brust, und er fragte sich, ob er tatsächlich krank wurde. Betrübt betrachtete er seine Frau, die mit herabhängenden Schultern vor ihm stand. Die Tränen benetzten ihren Hals. Sie öffnete den Mund, und ein Speichelfaden zeigte sich zwischen ihren Lippen. Ifasen hätte sie am liebsten wie ein Kind hochgehoben und davongetragen. Er wollte erneut mit ihr fliehen, an einen lichten, freundlichen Ort. Doch er rührte sich nicht von der Stelle. Die Risse, die sich zwischen ihnen aufgetan hatten, ließen ihn erstarren.
    Die Stille verwandelte sich nach einer Weile in eine Art Gebet. Wenn keiner von uns etwas sagt, dachte er, löst sich dieser Moment
vielleicht einfach in nichts auf. Wie ein schlechter Geruch, der sich verflüchtigt. Ihr leises Schluchzen war das Einzige, was noch an das Vorgefallene erinnerte. Er wartete und wagte nicht, sich zu rühren. Wenn sie nicht mehr so laut Luft holt, ist alles vorbei …
    Beide zuckten zusammen, als jemand an ihre Wohnungstür schlug. Es war ein selbstbewusstes Trommeln auf die hohle Sperrholzplatte. Abayomi hob ihre Schürze und wischte sich mit einer raschen Bewegung das Gesicht ab. Dann warf sie Ifasen einen wütenden, verletzten Blick zu und beugte sich hinunter, um Khalifah hochzuheben, ehe sie in die Küche zurückkehrte. Erst jetzt bemerkte er, dass sich sein Sohn an das Bein seiner Mutter geklammert hatte und Zeuge des Streits geworden war. Er fluchte leise vor sich hin und ballte die Fäuste, ehe er zur Tür ging. Als er den Riegel zurückschob, drehte die Hand auf der anderen Seite bereits den Knauf und stieß die Tür auf, so dass Ifasen

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