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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gewesen. Er hatte sich eine teure Sonnenbrille angeschafft, sich einige CDs mit passender Fahrmusik besorgt und als verspielten Touch einen kleinen grünen Gecko an der Heckscheibe befestigt. Die Reifen hatten angenehm neu gequietscht, wenn er ins Parkhaus fuhr, und er hatte den Motor etwas lauter als nötig aufheulen lassen, um sein morgendliches Eintreffen kundzutun.
    Doch schon wenige Wochen später hatte sich sein Geschäftspartner und Freund David Keefer den neuen Porsche Cayenne 4x4 zugelegt, und zwar mit glänzender Metallic-Lackierung und höher gelegtem Fahrwerk. Trotz seiner massiv wirkenden Gediegenheit besaß der Wagen die geschmeidige Eleganz eines Raubtiers. Alle wollten die glatten gelbbraunen Ledersitze ausprobieren und dem perfekten Klang aus dem Surround-Soundsystem lauschen. Um die ganze Bandbreite seiner Anlage vorzuführen, wählte David einen prätentiösen Klassik-Remix mit hohen klaren Geigentönen und einem donnernden Bassbeat. Richard musste zugeben, dass die Wirkung beachtlich war. Die Sitze waren breit und bequem, und man hatte genügend Platz für die Beine.
    »So lässt’s sich durch Afrika reisen«, hatte der hochgewachsene, rothaarige David erklärt, als ob er plante, irgendeine andere Strecke als die zwischen seinem Haus mit Meerblick und der Kanzlei zu fahren. Richards SLK wirkte neben den großzügig geschwungenen Linien und den schweren geländetauglichen Reifen des Cayenne geradezu langweilig. »Drei Komma sechs Liter Hubraum«, fügte David hinzu und wies dann gedankenverloren mit dem Kopf auf Richards Sportwagen, der neben
dem seinen parkte. »Auch der Bodenabstand ist nicht übel«, überlegte er laut.
    Richard hatte ihm einen finsteren Blick zugeworfen. Aber die unbeholfene Art seines Freundes hatte jeglichen Verdacht einer bösartigen Stichelei hinfällig werden lassen.
    David hatte sich besorgt gezeigt, dass er die Neonleuchtröhren an der Decke der Parkgarage schrammen könnte, wenn er sein Wave-Board oben auf das Dach des kolossalen Wagens schnallte. Er machte sich tatsächlich Gedanken darüber. Gleichzeitig unterstrich diese Sorge die Tatsache, dass Richards Auto tiefer gelegt war und somit dessen einziges Problem darin bestand, wie er in seiner Einfahrt die Schwelle überwand, ohne dabei den Unterboden zu schrammen. David hätte sich genauso gut laut überlegen können, ob eine neue Marke von Kondomen für seinen beachtlichen Umfang nicht zu klein sein würde. Richard gab sich uninteressiert und meinte gehässig, dass einige kaputte Neonröhren doch wohl ein geringer Preis für das Vergnügen seien, ein solch maskulines Fahrzeug zu besitzen.
    Sein Ärger nahm noch deutlich zu, als der neue »farbige Partner« - wie Selwyn Mullins, der Seniorpartner der Kanzlei, Igshaan Solomons nannte - eines Tages in einem neuen dunkelblauen Bentley-Coupé erschien. Richard hatte noch nie etwas Vergleichbares zu Gesicht bekommen. Der Lack war so üppig aufgetragen, dass die Oberfläche flüssig wirkte - als ob man den Arm bis zum Ellenbogen hineintauchen könnte. Es war ein lang gezogenes Fahrzeug, dessen Türen fast bis zu den Hinterreifen reichten, aber bereits weit vor den Sitzen begannen. Die Heckscheibe war auffallend klein, die Achsen hatte man hoch aufgehängt, um genügend Platz für die unglaublich großen Räder zu lassen. Die hellen Ledersitze waren handgenäht, und die Innenausstattung erhielt ihren letzten Schliff durch ein schimmerndes Eichenholzfurnier. Die Kühlerfigur verwies auf die edle Herkunft des Wagens.

    Richard erkundigte sich nach den genauen Spezifikationen des Autos. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Igshaan ungeniert. »Wir Neger interessieren uns nicht für technische Details. Uns geht es mehr um Stil. Sieht dieses koloniale Armaturenbrett nicht witzig aus?« Die ironisch belustigte Haltung des Mannes seinem Wagen gegenüber machte Richard noch wütender.
    Carmen, die Empfangsdame mit den großen, seidig schimmernden Augen, glitt als Erste auf den Beifahrersitz. Igshaan grinste breit, als er ihr die Tür aufhielt, und ahmte dabei den Akzent der Kapebene nach, wie ihn der Chauffeur eines Minibustaxis von Bonteheuwel an den Tag gelegt hätte. » Net vir jou, my lekker lady.«
    »Mein Gott, diese Sitze«, schmachtete sie und streckte genüsslich die Beine aus. »Und so viel Platz. In diesem Auto muss man einfach Sex haben.« Sie kicherte, so dass ihr gebräuntes Dekolleté unter ihrem Stretchtop bebte, und strich mit beiden Händen über das Leder. Der

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