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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jenekers Miene verfinsterte sich bei dieser Beschreibung. »Richten Sie ihm aus, dass er nicht mein Boss ist. Ich gehöre ihm nicht.«
    »Da irrst du dich gewaltig, Hure«, erwiderte der Kommissar
und zog das letzte Wort betont in die Länge. Auf einmal war er ernst geworden, beunruhigend ernst. »Da irrst du dich gewaltig. Du gehörst ihm sehr wohl.« In seiner Stimme schwang fast ein wenig Traurigkeit mit. »Das weißt du, und ich weiß es auch. Die Frage ist nur, ob dein Kerl hier das auch weiß.« Wie zur Bekräftigung spuckte er seinen Kaugummi in Ifasens Richtung.
    In diesem Moment öffnete sich die unverriegelte Wohnungstür erneut, und eine dürre Gestalt kam hereingestürmt. Zuerst grinste der Mann über das ganze Gesicht. Als er jedoch Inspector Jeneker im Wohnzimmer entdeckte, zuckte er erschreckt zusammen.
    »Fuck!« Das Schimpfwort rutschte ihm unfreiwillig heraus. Seine Stimme klang schrill. »Alt wird man nicht an einem Tag, aber der Gruselmann lässt mich heut altern auf einen Schlag.«
    Seine dunkle Haut schien in die Hohlräume seines Körpers gesogen zu werden. Trotz seines ungesunden Aussehens bewegte er sich auffallend anmutig und elegant. Er eilte durch den Raum und verschwand in seinem Zimmer, wo er die Tür hinter sich zuschlug. Noch ehe ihn Jeneker einholen konnte, drehte sich bereits der Schlüssel im Schloss.
    »Du kannst mir nicht entkommen, Sunday«, rief ihm der Inspector hinterher. »Ich weiß, wo du wohnst, man ! Ich bin doch der Mann, auf den du gewartet hast!«, fügte er höhnisch hinzu und rieb dabei mit den Handflächen über die geschlossene Tür.
    »Ich muss jetzt schlafen . Bin voll geschockt!«, erwiderte Sundays schrille Stimme gedämpft durch die Tür. »Lass mich erst mal leben!«
    Jeneker seufzte und wandte sich zum Gehen. Auf der Schwelle der Wohnungstür blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu Ifasen um. Mit schräg gelegtem Kopf musterte er ihn von oben bis unten.
    »Nigel … Ich werde dich im Auge behalten. Verstanden? Ich
weiß, dass du deine Frau prügelst - so wie alle anderen Nigels. Oder du schlachtest eine Ziege mitten im Wohnzimmer, wie das Nummer 408 tut. Oder du entzündest wie Nummer 213 mitten in der Küche ein gemütliches kleines Braii und benutzt dazu praktischerweise die Fensterrahmen. So was tust du doch auch, oder? Ich kenne euch, Nigel. Ich weiß, was ihr seid. Ich kenne euch alle. Wenn du auch nur einmal danebentrittst - ein einziges Mal -, dann erwische ich dich. Dann war es das. Hast du mich verstanden, Boytjie ?«
    Ifasen rührte sich nicht von der Stelle. Er befürchtete, die geringste Bewegung könnte den Polizisten nur noch mehr anstacheln. Aber Jeneker wartete seine Reaktion gar nicht erst ab. Er riss die Tür auf und verließ die Wohnung. Der widerwärtige Gestank aus dem Hausflur drang nun bis in ihr Wohnzimmer.

3
    Richard stand im Stau und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad seiner Luxuskarosse. Der Motor heulte ungeduldig auf und ließ den Wagen immer wieder erbeben, während er den Highway entlangkroch. Der Drehzahlmesser schlug bei der kleinsten Berührung des Gaspedals heftig aus. Richard war begeistert wie ein kleiner Junge gewesen, als ihm der elegante Mercedes SLK 280 geliefert worden war. Die scheinbar unbegrenzte Motorkraft und die rennwagenartige Beschleunigung versprachen ein Ende der Langeweile auf der Straße, während die Tieferlegung und der sportliche Roadster-Look sowohl Jugend als auch Erfolg ausstrahlten.
    Ehe der Wagen eingetroffen war, hatte sich Richard immer wieder ausgemalt, wie es sein würde, das silbern glänzende deutsche Auto zu fahren. Er träumte davon, hinter dem Steuer zu sitzen und wie ein windschnittiger Vogel im Berufsverkehr an den anderen in ihren schäbigen Mittelklassewagen vorbeizuziehen. Der unerfahrene Verkäufer hatte ihm KW, Drehmoment und Beschleunigung genannt: Sechs-Zylinder, 2996 cm 3 Hubraum, maximales Drehmoment von 221 bei 2500 Umdrehungen pro Minute, Beschleunigung von null auf hundert in 6,3 Sekunden. Richard hatte sich die Angaben genau gemerkt, um sie wie nebenbei herunterrattern zu können und gleichzeitig potentiellen Bewunderern zu verstehen zu geben, dass es sich im Grunde
nur um ein kleines Spielzeug handelte, nur um eine bescheidene Ablenkung in seiner bereits so verblendeten Welt.
    In den ersten Wochen hatte der Wagen auf seinem Privatparkplatz auch tatsächlich sehnsüchtige Blicke und bewundernde Pfiffe heraufbeschworen. Für eine Weile war Richard befriedigt

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