Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
wütend wurde. Seine Nackenhaut begann zu prickeln. Er blieb stehen und wandte sich zu dem BMW-Fahrer
um, ohne ihm allerdings näher zu kommen. »Hören Sie, Sir …« Er wusste, dass er sein Kinn hochmütig vorstreckte und sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Aber er konnte nichts dagegen tun. »Ich weiß nicht, für wen Sie mich halten. Aber Sie haben den Falschen erwischt.« Er hielt dem finsteren Blick des Mannes stand und fügte wütend hinzu: »Ich bin aus Nigeria, und ich verkaufe keine Drogen.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging steifen Schrittes davon.
    Er hörte, wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde und ins Schloss fiel. Trotzdem blickte er weiter geradeaus. Nach einigen Metern legte er die zarten Mobiles vor sich auf den Grünstreifen und beugte sich hinab, um die verwickelten Fäden voneinander zu lösen. Einen Moment lang herrschte Stille, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte. Dann tauchten die großen Stiefel des Mannes in seinem Blickfeld auf und blieben vor ihm stehen. Der linke Fuß machte einen Schritt nach vorn und trat auf die oberste Strebe eines Mobiles. Ifasen fiel auf, dass die Schnürsenkel des Mannes mit einem doppelten Knoten zusammengebunden und exakt festgezurrt waren. Aus irgendeinem Grund wirkte diese Genauigkeit bedrohlich. Der Mann verlagerte sein Gewicht und drückte den Plastikarm des Spielzeugs langsam nach unten, bis er zerbrach.
    Ifasen richtete sich auf, die Fäuste geballt.
    »Hör zu, du Arschloch«, zischte der Mann. »Ich kenne eure Drogengeschäfte. Ich weiß genau, dass du Drogen hast. Also hör auf, mir was vorzumachen.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, brüllte Ifasen. Ihm war schwindelig und übel. Für einen Moment fragte er sich, ob er zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen hatte. »Verschwinden Sie einfach und lassen Sie mich zufrieden. Ich will nichts von Ihnen. Ich habe Sie nicht gebeten, hier anzuhalten. Setzen Sie sich wieder in Ihren Wagen und fahren Sie!«

    Er machte den Fehler, die Hand auszustrecken, um den Mann zu veranlassen, endlich seinen Fuß von dem Mobile zu nehmen. Er wollte ihn einfach nur zurückweisen. Doch noch ehe er wusste, wie ihm geschah, packte ihn der Mann am Arm und drehte diesen brutal nach hinten. Ein stechender Schmerz durchschoss Ifasens Schulterblatt, und er ging mit einem heiseren Schrei zu Boden. Spitze Steinchen drangen durch den Stoff seiner Hose. Der Mann presste sein Knie auf seinen Rücken. Für einen Moment rang Ifasen nach Luft. Seine Lungenflügel waren wie zusammengepresst, und er geriet in Panik, dass sie sich nie mehr mit Luft füllen würden. Er schrie erneut auf und versuchte sich zu erheben. Doch vor seinen Augen lag ein schwarzer Nebel.
    »Ich werde dich umbringen, du verdammtes Arschloch!«, brüllte der Mann Ifasen ins Ohr, das nun feucht von Spucke war. »Ich reiß dir die Eier aus und ramm sie dir ins Maul, bis du daran erstickst!«
    Ifasen schossen die Tränen in die Augen, während sich seine Brust hektisch hob und senkte. Er sog die Luft in kleinen Mengen ein, als würde er an ihr nippen. Irgendwie schien es ihm jedoch nicht zu gelingen, sie von der Luftröhre bis in die brennenden Lungen zu bringen. Bestimmt würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen. Der Mann brüllte ihm noch immer Beschimpfungen ins Ohr, die wie ein wild loderndes Feuer zischten und knackten. Warum lockerte der Mann nicht endlich seinen Griff? Er musste doch sehen, dass Ifasen kaum mehr Luft bekam und keine Gefahr darstellte.
    Vielleicht will er mich töten?, dachte er. Auf dem Boden vor ihm begannen sich verschwommene Flecken zu zeigen.
    Das Aufheulen einer Sirene und das Zuschlagen einer Wagentür drangen an sein Ohr. Plötzlich ließ ihn der Mann los. Ifasen brach auf seinen Plastikmobiles zusammen. Er sah, dass die Fäden nun endgültig ineinander verwickelt waren. Konnte er die
Strebe reparieren und das Ganze neu knüpfen? Ehe er zur Seite rollte, packten ihn zwei Hände und zogen ihn auf die Füße. Er stand nach vorn gebeugt da und presste eine Hand auf seine Brust, während er rasselnd Atem holte.
    Zwei Polizisten musterten ihn ohne Mitgefühl. Einer der beiden war groß und gut gebaut und zerrte Ifasens Arme problemlos auf dessen Rücken. Ifasen spürte, wie sich Handschellen um seine Handgelenke legten. Noch immer atemlos begann er zu erklären, was vorgefallen war.
    »Halt’s Maul!«, fuhr ihn der große Polizist an.
    Der Fahrer des BMW redete währenddessen eifrig auf den anderen Polizisten ein.

Weitere Kostenlose Bücher