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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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glatte Haut ihrer Schenkel schimmerte.
    »Das ist dein erstes Mal hier - ja?« Ihre Stimme wies einen leichten Singsang auf, der an einen europäischen Akzent erinnerte. Vielleicht Französisch? Doch die Worte waren perfekt geformt und fielen rund durch die Luft. Wieder berührte sie ihn einen Moment lang, und eine menschliche Wärme schien sich zwischen ihnen zu entspinnen. Richard spürte, wie es in seinem Bauch angenehm wohlig wurde. »Ein Freund hat dir diesen Ort empfohlen. Ja?«
    »Ja, stimmt«, erwiderte er auf beide ihrer Fragen. Ihre Augen blickten ihn unverwandt an, und er lächelte nervös.

    »Das macht tausend Rand.«
    Sie nannte den Preis derart freundlich, dass er einen Moment lang verwirrt war. Das Thema wurde so direkt angesprochen, als ginge es um etwas ganz anderes, etwas wie die Zimmertemperatur oder die Farbe seines Hemdes.
    »Natürlich«, erwiderte er nach einer kurzen Pause, kramte in seiner Jackentasche herum und zog einen in der Mitte gefalteten weißen Umschlag heraus, in dem ein Bündel Geldscheine steckte. Die Frau am Telefon hatte bereits den Preis genannt, als sie den Termin vereinbarten. Es war ihm teuer erschienen, aber er hatte keine Vergleichsmöglichkeiten, und es gab niemanden, den er hätte fragen können. Er hatte die Scheine mehrmals nachgezählt, ehe er sein Büro verlassen hatte, befürchtete aber noch immer, sich geirrt zu haben.
    Er reichte ihr den Umschlag. Plötzlich war ihm das Ganze unendlich peinlich. Die Sorge, dass er möglicherweise etwas missverstanden haben könnte, quälte ihn. Er befürchtete, sie mit seiner Erwartung zu beleidigen, dass sie ihn als Chauvinisten beschimpfen könnte oder etwas noch Schlimmeres.
    Doch die Frau wirkte völlig gelassen. Sie dankte ihm höflich, als ob er ihr einen Gefallen getan hätte. »Bitte denk daran«, sagte sie, »dass du mich nicht anfassen darfst. Nur ich werde dich berühren.« Sie blickte ihn erneut direkt an, ehe sie hinzufügte: »Jedenfalls, bis wir uns besser kennen.« Es war eine eindeutige, anzügliche Bemerkung, ein Angelhaken, der ausgeworfen wurde, um ihn zu ködern. Und trotzdem hatte der Hinweis auf eine mögliche Zukunft etwas unglaublich Verlockendes.
    Richard nickte, als hätte er nicht im Traum daran gedacht, sie zu berühren. Die Frau am Telefon - er fragte sich noch immer, ob es dieselbe gewesen war - hatte ihm bereits erklärt, dass es sich um eine professionelle Massage und kein Sexangebot handle. Es erschien ihm seltsam voreilig, eine solche Warnung
auszusprechen. Doch im Grunde war er erleichtert. Klare Grenzen waren ihm in diesem Fall nur recht. Ohne eine solche Aussage hätte ihn der vertraute Umgang der Frau vermutlich noch mehr beunruhigt. So jedoch merkte er, wie etwas in seinem Inneren vor Freude zu summen begann.
    »Möchtest du dich vielleicht zuerst duschen? Um warm zu werden?«
    Ohne Scham hielt sie den Augenkontakt mit ihm. Die schlichte Frage schien mit unglaublichen Bedeutungen aufgeladen zu sein. Richard malte sich aus, dass sie ihren Liebhaber auch dann so ansah, wenn sie zum Höhepunkt kam. Der Gedanke hatte etwas Einschüchterndes - nicht nur die Vorstellung, dass sie wirklich einen Geliebten haben, sondern auch, dass sie von ihm körperlich befriedigt werden könnte. Er zögerte, da ihn ihr gelassener Tonfall und die Anspielung auf seine Körpertemperatur verwirrten. »Ja, gern«, antwortete er schließlich.
    Sie schenkte ihm ein Lächeln wie einem gehorsamen Kind und reichte ihm dann ein frisches Handtuch von einem Stapel, der auf der Massagebank lag. »Ich zeige dir, wo die Dusche ist. Zieh dich bitte zuerst aus, dann bring ich dich hin. Ganz ausziehen - ja?« Sie verließ das Zimmer wie eine Katze, die sich vom Kaminfeuer zurückzieht.
    Richard entledigte sich seiner Kleidung. Nervös faltete er seine Hose zusammen und hängte sein Jackett und das Hemd auf einen Kleiderbügel hinter der Tür. Er steckte seine Socken in die Schuhe und legte seine Unterhose darüber. Sie lag zerknittert da und schien ihn vorwurfsvoll anzusehen, weshalb er sie hastig aufhob und in seine Jackentasche stopfte.
    Irgendwie kam ihm der Anblick seiner Kleidung in diesem fremden Zimmer absurd vor. Wie der Zipfel seiner blauen Unterhose aus der Jackentasche heraussah! Nackt stand er da und war sich nicht sicher, was er mit seinen Händen anfangen sollte.

    Die fremde Musik spielte noch immer. Die lyrische Stimme plätscherte wie eine Welle gegen den instrumentalen Hintergrund an. Er strich sich mit den

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