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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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für lächerlich halten. Aber ich verspreche Ihnen, dass die Staatsanwaltschaft das nächste Mal mehr Beweise haben wird. Falls man Ihnen tatsächlich nachweisen kann, dass Sie einen Zeugen eingeschüchtert haben, dann werden Sie die ganze Verhandlung über im Gefängnis verbringen. Vergessen Sie also nicht, welchen Auflagen Sie unterliegen, und halten Sie sich von allen potentiellen Zeugen fern. Von allen. Verstanden?«
    »Was ist los mit Ihnen? Vertrauen Sie mir etwa nicht?«, entgegnete Svritsky und mimte den Verletzten. »Mein eigener Anwalt traut mir nicht. Mein Gott, so weit ist es in dieser Welt schon gekommen.« Seine selbstmitleidige Miene verwandelte sich in ein finsteres Stirnrunzeln. Er packte seinen Anwalt am Arm, wobei die roten Brustwarzen auf seinem Tattoo Richard wie zwei Feueraugen anstarrten. »Kümmern Sie sich um Ihren Job, mein Freund, und ich kümmere mich um meinen, ja? Dann müssen wir uns beide keine Sorgen machen. Verstanden?«
    Er trat seine Zigarette aus, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in Richtung seines Wagens.
    Richard war froh, seinen Mandanten für den Moment nicht mehr sehen zu müssen. Doch trotz Svritskys grobem Wutausbruch genoss er das Gefühl, einen weiteren Sieg davongetragen zu haben. Er kam sich rücksichtslos und jugendlich vor, Herr über seine kleine Welt.
    Als ob seine wiedergewonnene Kraft zu spüren wäre, traf in diesem Moment eine SMS ein. »Hab jetzt zeit. Würd dich gern wiedersehen. A.«

    Richard stieg in seinen Wagen, ließ den Motor an und durchflutete das Innere des Autos mit kühler Luft aus der Klimaanlage. Ohne nachzudenken, tippte er »Genau das, was der doktor verschrieben hat!« in sein Handy, kontrollierte aber noch einmal die Rechtschreibung, ehe er die SMS abschickte.
    Dann fuhr er quer durch die Stadt, wobei er seine neue Popular Hits -CD so laut aufdrehte, dass der Bassbeat die hinteren Lautsprecher zum Zittern brachte. In der Adderley Street drängten sich die Fußgänger und liefen immer wieder vor seinen Wagen, die Hände voller Tüten. Als er sich dem Sklavenmuseum näherte, wartete eine hübsche dunkelhäutige Frau an der Ampel darauf, die Straße zu überqueren. Richard wurde langsamer und betätigte die Lichthupe, um sie vorüberzulassen. Sie lächelte und hielt eine Weile die Augen auf ihn gerichtet, während sie vor dem Auto über die Straße ging. Er fuhr los, und sie winkte ihm über die Schulter hinweg zu. Laut lachend hupte er und fuhr weiter.
    Die Stadt kam ihm lebendiger vor denn je. Überall ergoss sie sich in Strömen aus Farben und Geräuschen. Er bog in die Wale Street ein und fuhr an dem Gebäude der Landesregierung vorbei. Ein Minibustaxi drängte sich vor ihn und hielt dann abrupt an, so dass Richard gezwungen war, scharf zu bremsen. Der Beifahrer sprang heraus, um zwei vorüberlaufende Frauen dazu einzuladen, die Dienste des Taxis in Anspruch zu nehmen. Die beiden schnalzten mit den Zungen und winkten ab, während sie weiterliefen. Der dürre Mann, der keine Vorderzähne mehr hatte, wandte sich daraufhin Richard zu und machte eine tiefe Verbeugung, um sich für die Unterbrechung zu entschuldigen. Richard deutete ebenfalls eine Verbeugung an, indem er den Kopf Richtung Lenkrad neigte. Der Beifahrer lachte schallend laut und streckte beide Daumen nach oben, ehe er sich wieder in das wartende Taxi verzog. Die Schiebetür ging zu, und der
Wagen machte einen Satz nach vorn, ehe der dürre Arm des Schaffners am offenen Fenster erschien und er noch einmal den Daumen in die Luft streckte.
    Richard bog in die Buiten Street ein und fuhr weiter Richtung Signal Hill und Bo-Kaap. Kurz darauf glitt sein glänzender SLK in eine freie Parklücke. Der Tag fühlte sich wunderbar mühelos an, als ob alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet worden wäre. An der schlichten Fassade gab es weder ein Schild noch eine Hausnummer, nur eine kleine unauffällige Klingel, die er ohne nachzudenken drückte.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Als er eintrat, spürte er Abayomis Hand, die nach seiner tastete. Sie schloss die Tür hinter ihm und führte ihn den Gang entlang. Diesmal hielten sie sich wie ein Liebespaar an den Händen.

11
    Der Kiespfad war gesäumt von roten und violetten Petunien. Die trompetenförmigen Blüten reckten sich gierig der Sonne entgegen. In der Erde der Beete wuchs kein Unkraut. Sie war so ordentlich geharkt, dass man unter den grünen Blättern noch die Spuren der Harke erkennen konnte. Der säuberlich

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