Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Insasse. Seine Beine baumelten von der Pritschenkante herab. Aus seinem Hemd stand seitlich ein Metalllöffel heraus, dessen geschärfter Griff neben der Brust knapp unterhalb der Achselhöhle in den Oberkörper gerammt worden war. Auf dem Hemd zeigten sich keinerlei Blutspuren. Der Mann saß regungslos da und starrte Ifasen an. Dieser öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch als der Verwundete leicht die Augen zusammenkniff und ihn finster ansah, beschloss er zu schweigen. Die angedeutete Drohung, die sich in den Augen des Mannes widerspiegelte, genügte, um ihm den Mund zu verbieten. Ein Pfleger kam herein und bat den Verletzten,
ihm zu folgen. Er sprang von der Liege und ging, ihn noch immer ausdruckslos anstarrend, an Ifasen vorbei. Der Löffel ragte aus seiner Brust wie eine alberne Medaille. Keiner sagte ein Wort, und allein das schweigende Hinnehmen einer solchen Verwundung jagte Ifasen einen eisigen Schauder über den Rücken.
    Sobald ihn der Arzt für gesund befunden hatte, brachten ihn die Wächter in den Zellentrakt, wo er in einen Gruppenraum gesperrt wurde. Der Tür gegenüber standen einige Pritschen, doch der Großteil des Bodens war mit dünnen Gummimatratzen und blaugrauen Decken ausgelegt. Trotz der Größe der Zelle stank sie nach Schweiß und Schimmel. Die Insassen befanden sich alle auf Hofgang, und die Leere des Raumes, in dem es überall Hinweise auf seine Bewohner gab, wirkte auf Ifasen noch erschreckender, als wenn er voll gewesen wäre. Dann hätte er sich zumindest zwischen den Körpern der anderen verlieren und rasch herausfinden können, wo sich die Neuankömmlinge hinkauerten. Vielleicht hätte er sich sogar mit einem von ihnen verbünden können.
    So jedoch war er allein, klammerte sich an die zusammengerollte Matratze und die Decke, die man ihm gegeben hatte, und überlegte, wo er sich niederlassen konnte, während er auf die Rückkehr seiner Zellengenossen wartete. Eine Fliege knallte wiederholt gegen das Fenster mit dem Metallgitter. Sonst hörte er nichts. Er stand in der Mitte der Zelle und war vor Unentschlossenheit und Angst wie gelähmt.
    Nach einer Weile stieg ihm der durchdringende Gestank ungewaschener Körper in die Nase. Er konnte sie riechen, noch ehe er die ersten wütenden Rufe hörte. Kurz darauf schob sich die Gruppe in die Zelle und drängte an Ifasen vorbei, als wäre er nicht da. Man bugsierte ihn mit harten Schultern von einer Seite zur anderen. Die Männer brüllten und fluchten, sahen nach, ob ihre Habseligkeiten noch an ihrem Platz waren, und beäugten einander voller Hass.

    Ein drahtiger Mann, dessen grünlich schimmernde Haut mit ausgeblichenen Tätowierungen überzogen war, schubste Ifasen aus dem Weg. Er hatte seine Augen so weit aufgerissen, dass man das Weiß um die Iris sehen konnte, was ihm einen fast irrsinnigen Ausdruck verlieh. Ifasen kam durch den Stoß ins Wanken und torkelte einige Schritte zurück, wo er versuchte, nicht über einen anderen Mann zu fallen, der sich hinter ihm niederbeugte. Die Zelle schien auf einmal sehr klein und gefährlich zu sein.
    » Wat die fok kyk jy, kaffer ?«
    Ifasen schüttelte den Kopf, da er nicht verstand, was der Mann sagte, und sah dann hastig weg. Er hörte, wie ein anderer hinter ihm etwas zischte. Als er sich umdrehen wollte, schlug ihm der tätowierte Kerl mit der flachen Hand gegen die Brust. Es war ein harter Schlag, der seine Haut wie nach einer Prellung schmerzen ließ. Ifasen blickte auf den Boden, um damit seine Ehrerbietung zu signalisieren und seinen Angreifer zu besänftigen. Doch die tätowierte Hand erhob sich von Neuem, um wieder zuzuschlagen. Er versuchte zurückzuweichen, spürte aber die Gegenwart des anderen Mannes, der noch immer hinter ihm stand. Er spannte seine Muskeln an und wartete ergeben auf den Schlag oder den stechenden Schmerz eines Messers in seinem Rücken.
    Ein bulliger Mann mit einem feisten Nacken und dunkel schimmernder Haut drängte sich jedoch neben ihn und packte seinen Gegner mit seiner gewaltigen Pranke an dem mageren Hals. »Du bist schon wieder auf meinem Territorium, Sokkies«, sagte er. »Verpiss dich auf dein eigenes Bett.«
    Sokkies’ Augen weiteten sich noch mehr. Sie schienen beinahe aus ihren Höhlen zu treten, und die Venen an seinen Schläfen begannen bedrohlich zu pulsieren. Er fing an, um sich zu schlagen. Doch seine Arme waren zu kurz, um den größeren Kerl zu treffen. Sokkies fauchte wie eine Wildkatze, aber der andere ließ nicht los, sondern zog ihn

Weitere Kostenlose Bücher