Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
konnte.
    »Mr Calloway, es sollte Ihnen doch klar sein, dass allein die Tatsache unser aller Anwesenheit vor Gericht - einschließlich Ihres Mandanten - für einen Antrag nach Paragraf achtundsechzig eins spricht und zwar für die Aufhebung der Kautionsbewilligung Ihres Mandanten aufgrund seiner Kontaktaufnahme mit einem ausschlaggebenden Zeugen.«
    Faizal zog feixend die Mundwinkel hoch, wodurch für einen Moment seine Zähne entblößt wurden. Dumbela setzte sich. Offenbar war er mit der Antwort seines Zeugen zufrieden.
    »Ja«, meinte Richard, noch immer lächelnd. »Das dachte ich mir fast. Aber wenn ich Ihrer Beweisführung nun so zuhöre, dann klingt es meiner Meinung nach eher danach, als ob Sie sich auf Abschnitt zwei berufen würden.«
    Faizals Miene verdüsterte sich.
    »Es ist nämlich so, Captain. Abschnitt eins …« Richard hielt inne und nahm seine Kopie der Strafprozessordnung in die Hand. Betont gemächlich suchte er nach der relevanten Passage. »Hier haben wir es ja … Dem Abschnitt zufolge ist es notwendig, dass der Zeuge der Staatsanwaltschaft eine ›Aussage unter Eid‹ machen muss. Und die Beweise, die bisher hier …«
    »Mr Calloway, wollen Sie damit sagen, dass ich etwas anderes
getan habe? Genau das habe ich doch gemacht - eine Aussage unter Eid.« Faizal warf der Richterin einen gequälten Blick zu.
    »Nein, ich denke nicht, dass Sie das getan haben …« Richard wusste, dass ihn seine Antwort angreifbar machte. Es galt als unprofessionell, sich mit einem Zeugen auf eine Rechtsdiskussion einzulassen. Deshalb überraschte es ihn auch nicht, Richterin Abrahams’ Räuspern zu vernehmen. »Entschuldigung, Euer Ehren, ich komme gleich zur Sache«, fügte er hinzu und sah zum Richterstuhl hoch. Die Richterin betrachtete ihn verstimmt und klopfte ungeduldig mit dem Stift auf das Papier vor ihr.
    »Captain, es geht schlichtweg um Folgendes: Abschnitt eins des Paragrafen achtundsechzig verlangt eine ›Aussage unter Eid‹, was nur als eine direkte Beweisführung der Tatsachen verstanden werden kann, auf welche die jeweilige Behauptung aufgebaut wird. Nichts anderes. Und ein kürzlich gefälltes Urteil des Obersten Gerichtshofs bestätigt dies.« Wieder machte er eine Pause und nahm eine Fotokopie zur Hand, die Nadine auf seine Anweisung hin angefertigt hatte und die der Grund gewesen war, warum er und Svritsky sich verspätet hatten. Vorsichtshalber hatte er der Richterin bisher nichts davon erzählt, und er wollte von ihr nicht dazu aufgefordert werden, Dumbela noch vor dem Kreuzverhör eine Kopie auszuhändigen. Die entsprechende Passage war gelb markiert.
    Richard richtete sich auf, um das Dokument vorzulesen, wobei er auf die jeweiligen Abschnitte zeigte, als bekäme er sie zum ersten Mal zu Gesicht. »Der Vorsitzende Richter Salie erklärte in seiner Urteilsbegründung, dass Abschnitt eins eine ›direkte Beweisführung‹ verlange, während Abschnitt zwei auch verwendet werden kann, wenn sich der ermittelnde Beamte allein auf seinen ›Grund zur Annahme‹ verlässt. Wie Sie zu Recht hingewiesen haben, Captain, wird dieser Antrag hier offensichtlich auf Abschnitt eins zurückgeführt.«

    Auf Faizals Gesicht zeigten sich rote Flecken, und er lehnte sich in der Zeugenbank nach vorn.
    Richterin Abrahams zückte erneut ihren Stift. »Wenn Sie noch einmal diesen Fall zitieren könnten, Mr Calloway …«
    Richard sprach langsam und deutlich, damit sie mitschreiben konnte, und reichte dann dem Gerichtsdiener die Extrakopien, die er für sie und Dumbela hatte anfertigen lassen. Die Richterin überflog das Dokument, und er wartete. Als sie schließlich nickte, fuhr er fort: »Captain, haben Sie also irgendwelche direkten Beweise … In anderen Worten: Haben Sie beweisbare Fakten zur Hand, die Sie persönlich vor diesem Gericht bezeugen können? Gibt es irgendwelche echten Beweise? Denn leider muss ich feststellen, Sir, dass Sie bisher keinerlei derartige Beweise vorgelegt haben. Wir haben keinen Zeugen gehört, der meinen Mandanten gesehen, gehört, gesprochen oder sonst wie identifiziert hat. Das Einzige, was wir heute Morgen gehört haben, sind Ihre Vermutungen, was möglicherweise vorgefallen sein könnte - eine nicht sehr überzeugende Mischung aus Gerüchten und Spekulationen.«
    Richard war mit seiner Ausführung zufrieden. Er glaubte zu sehen, wie Richterin Abrahams amüsiert die Lippen schürzte. Aber vielleicht verzog sie auch nur gequält das Gesicht.
    Faizals Selbstbewusstsein fiel in

Weitere Kostenlose Bücher